Aktuelle Themen Der Schriftsteller und Philologe Walter Jens ist gestorben

Gestern, 9.Juni 2013 - ist der Philologe und Professor für Rhetorik Walter Jens gestorben.

Wir wussten alle wie schwer krank Walter Jens in den letzten Jahren gewesen ist - und doch macht dieser Verlust sehr betroffen.

Walter Jens war für viele die ihn früher erlebt hatten, die seine Werke kannten, eine Art Verkörperung des demokratischen Deutschlands.

Ehemaliger Präsident der Berliner Akademie der Künste, litt der Rhetorikprofessor seit vielen Jahren an einer schweren Form der Demenz.

Walter Jens war für viele eine Art von moralischer Instanz dieses Landes.

Er blieb es auch während seiner schweren Erkrankung - ich hoffe er bleibt es in unserer Erinnerung - weiterhin.

Miriam

Kulturdokumentation - heute 10. Juni 23:30 auf SWR-Fernsehen:

Walter Jens - Mein Leben

Wenn es in Deutschland jemanden gibt, der das Wort "Bildung" verkörpert hat, dann war dies der Tübinger Gelehrte und "Rhetorikprofessor" Walter Jens. In einer Zeit, in der immer mehr immer weniger wissen, konnte Walter Jens über jedes Thema philosophieren: egal, ob man sich mit ihm über altgriechische Tragödien, über modernen Fußball, über die Gruppe 47 oder über die Mondlandung unterhalten wollte: Immer sprach aus seinem Mund das Wissen der Welt und zugleich eine moralische Instanz, wie sie längst schon unmöglich schien.

(Text übernommen vom SWR) - weiter im Link):

Miriam

Endlich hat er es geschafft. Es ist ihm zu gönnen. Eigentlich ist er schon lange vorher gestorben, so würde er selbst es sicher beurteilen. So wie in den letzten Jahren wollte er nie leben und auch nie der Öffentlichkeit präsentiert werden, wie es mit "Hilfe" seines Sohnes Tilmann geschah, der die peinlichsten Symptome seiner Krankheit meinte ausstellen zu müssen - angeblich alles im Dienste einer zweifelhaften Aufklärung über die Krankheit.
Jetzt hat er seine Ruhe, ich gönne sie ihm.

der Sohn Tilman Jens war mal hier in ST angemeldet, und hat selbst Stellung genommen zu sein buch.
ich hab es von ihm zugesendet erhalten, und gelesen.

ab seite 5 in meinem link, nimmt Tilman Jens Stellung.

Ich würde vorschlagen, hier den Toten zu ehren und nicht seine Demenz noch einmal zu thematisieren. Diese war tragisch, aber sie macht eben nicht die Größe von Walter Jens aus.

Ich verlinke zum Nachruf im Spiegel, in dem die politische Rolle von Walter Jens herausgestellt wird. Auch dort wird am Ende sein tragisches Lebensende thematisiert, aber dort wie hier steht es nicht im Mittelpunkt.

Er kritisierte Schröders Reformen und kämpfte gegen die Nato-Nachrüstung. Helmut Kohl beschimpfte ihn als "Kommunisten": Walter Jens war ein kämpferischer Intellektueller, der die Bundesrepublik fast im Alleingang prägte.

Karl

Eben habe ich nochmal die von Elo eingestellte Diskussion überflogen und finde sie nach wie vor sehr interessant. Nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch, um mal wieder festzustellen, was für tolle Diskussionen es einstmals im ST gab.
Gerade mit dieser Diskussion wird der Tote geehrt. Denn da wird vehement Partei für ihn und seinen Wunsch nach Diskretion ergriffen. Wie eine Löwin hat sich Ursula vor ihn und seinen Schutz gestellt. Dass die Demenz nicht die Größe von Walter Jens ausmacht, das wissen alle, die damals mitdiskutiert haben. Und das wissen auch jetzt alle.
Lieber Karl, lass es einfach mal zu, dass Foristen so diskutieren, wie sie es möchten, nicht wie du es möchtest. Wir sind alle erwachsene Menschen, darauf habe ich heute schon in einem anderen Thread hingewiesen.

@ marina,

das ist ein typisches Beispiel dafür, wie leicht man als Webmaster zwischen die Fronten gerät. Ich persönlich habe nichts dagegen, das Leben von Walter Jens in voller Breite zu diskutieren. Mein Beitrag war ein Kompromiss, denn Margit war am Telefon bedrängt worden, elos Beitrag zu löschen. Margit war unter großem Zeitdruck und bat mich deshalb telefonisch ganz schnell etwas zu unternehmen. Elo hatte sich m. M. n. aber nichts zu Schulden kommen lassen, weshalb ich nicht löschte.

Kannst Du Dir vorstellen, was dann solche Sätze wie "Lieber Karl, lass es einfach mal zu, dass Foristen so diskutieren, wie sie es möchten, nicht wie du es möchtest." in mir auslösen?

Karl

@ marina, ... denn Margit war am Telefon bedrängt worden, elos Beitrag zu löschen. Margit war unter großem Zeitdruck und bat mich deshalb telefonisch ganz schnell etwas zu unternehmen. Elo hatte sich m. M. n. aber nichts zu Schulden kommen lassen, weshalb ich nicht löschte.
Karl

Gerade habe ich mit großem Interesse die damalige Diskussion nachgelesen und bin daher elo dankbar, dass sie darauf verlinkt hat.

Ich verstehe nicht, was an ihrem Beitrag so falsch gewesen sein sollte, dass eine Löschung zu begehren wäre?

Ich verstehe es auch nicht. Ich verstehe aber auch nicht, wie man jedem Begehren am Telefon gleich nachkommen muss.

jetzt platzt mir auch einmal der Kragen. Das ist die bewusst negativste Interpretation des von mir Geschriebenen, marina! Ich bin dem Begehren eben gerade nicht nachgekommen. Solcher Druck bewirkt sowieso bei mir meistens das Gegenteil. Zudem, Du schreibst "bei jedem Begehren". Woher weißt Du das, hörst Du uns ab?

Karl