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EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Der Fall stank wie Harzer Käse
geschrieben von EmilWachkopp
Der Fall, nein besser: die Felle wurden immer undurchsichtiger, vernebelter, unheimlicher, ja rätselhafter, so dass für überirdische Erklärungen anfällige geistliche Geister vielleicht sogar das Wirken okkulter Mächte hinter den Ereignissen hätten vermuten können. Ich war aber zunächst einmal bemüht, mich auf irdische Erklärungsversuche zu beschränken. Allerdings ohne auch nur einen Schritt voranzukommen. Und das obwohl mein (bei all meiner vorbildlichen Bescheidenheit) einzigartiger Grips auf Hochtouren lief. Immer wieder kam er auf die Fragen zurück: Wo sind die Leichen, falls es welche gab? Wer sind ihre Mörder, falls es Ermordete gab? Auch wenn den Leserinnen und Lesern diese Fragen pedantisch erscheinen mögen, kann ich versichern: für einen Kriminalisten können sie einigermaßen von Gewicht sein. Aber offenbar nicht für meinen Bruder, dem Dorfkommissar. „Was denn für Fälle? … Ach die! … Die hab ich doch alle längst gelöst“, brummelte er schläfrig und machte nicht einmal seine Augen auf. Nun gab es zwar in seiner Wache nichts zu sehen, was er nicht schon x-mal gesehen hätte. Aber trotzdem: Man döst nicht auf seinem Arbeitsplatz. Außer es ist gerade Flaute. Denn vielleicht schon ehrer mal. Aber selbst dann braucht man seine Füße nicht auf den Schreibtisch zu legen und seinen Hut soweit ins Gesicht zu schieben, dass die Oberlippen kaum noch zu sehen sind. Andere können nümlich denken, man ist stinkend faul. Deshalb ist das.

Sonst wär das gar nicht.

Ja, auch diese Felle fingen an zu stinken. Sie rochen wie Harzer Käsefabrik.
Was war bisher geschehen?
Der Mann der Madame Flandrin Tumulair, was der Pierre Tumulair war, verschwand ebenso mystisch wie spurlos genau an dem Tag, da er eine wuchtige Klotze im Hamburger Hafen hätte antreten sollen. Diese Arbeit konnte Pierre Tumulair nur wenig zugesagt haben, denn es war längst im ganzen Dorf bekannt, dass ihm regelmäßige Arbeit schlecht bekam. Und zwar dann ganz besonders, wenn sie auch noch mit Bewegung verbunden war.

Ich weiß das alles deshalb so genau, weil ich dem Pierre doch damals als Arbeitsamtsbeamte die Stelle selber vermittelt hatte. „Ich will aber nicht inne Säcke“, maulte er jämmerlich. „Ich will lieber inne Betten.“
Was bedeuten sollte: „Ich will lieber in der Federbettenfabrik in Neumünster rummachen.“ Als Federnstopfer. „Nein“, sagte ich. „Geh man lieber inne Kartoffeln.“ Was bedeutete: „Schlepp man lieber Kartoffelsäcke im Hafen.“

Sein Blick!!!
Nein, dieser Blick!!!
Oh weh!!!

Als wenn er den Tod schon im Nacken sitzen spürte. „Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?“ Natürlich konnte er. Als er das Glas in einem Zug geleert hatte, erhob er sich wortlos, wandte mir den Rücken zu und schwankte auf offenbar spaghettiweichen Beinen aus meinem Büro. Doch auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um und warf mir einen letzten Blick zu.

Dieser Blick!!! So ein Blick!!!!
„Sie Mördertyp!!!“ – Das sagte mir der Blick.

Ich war entsetzt!

Das war, weil der Gedanke, dass man durch Arbeitsvermittlung zum Mörder werden konnte, ganz neu für mir war. Aber was sollte ich denn machen? Ich hätte den Typ ja gern in die Spielzeugfabrik in Hohenhorst gesteckt. Als Murmelbläser. Aber die waren doch so krüsch! Die stellten nur solche über Vierzig an, die irgendwann vorher schon mal gearbeitet hatten. Im Hafen war das anders. Da konnte ich damals noch jeden hinschicken. Die nahmen sogar Knastvögel.

Ungefähr gleichzeitig mit dem mysteriösen Verschwinden des Monsieur Pierre Tumulair schied der zehnte Mann der alten Witwe Bolte in höchst ungewöhnlicher Weise aus dem Leben. Er soll sich – laut Witwe Bolte – beim Holzhacken den Hinterkopf mit der Axt gespalten haben. Wenn es noch die Stirn gewesen wäre. Ich hab das nümlich zu Hause auf meinem Hof genau ausprobiert. Wenn man zu weit ausholt und die Axt auch noch verkehrt herum hält, denn befindet sich die Schneide in Ar…, auf Höhe des unteren Hinterteils. Aber doch nicht an’n Kopp! „Wie soll er das denn gemacht haben?“ fragte ich deshalb meinen Polizeibruder. „Ach Emil, hahaha! Du Unwissender! Glaub mir: Wenn man so verdusselt ist wie die Bolte ihr Letzter, denn schneidet man sich mit die Nagelschere den Kopp ab. Verlass Dir auf meinen unfehlbaren Polizeiinstinkt.“ „Tod durch Unfall im Zustand geistiger Umnachtung“, hämmerte mein Bruder ins Protokoll und heftete es in den Ordner für gelöste Fälle. Sodann sah er mich mit mitleidsamen Blick an. „Nun wohl, Emil. Damit Du nicht die ganze Nacht schlaflos liegst. Wir fahren mal kurz bei die Bolte vorbei und werfen einen Blick auf die Leiche. Darfst sie auch büschen untersuchen. ABER NICHT WIEDER IN EINZELTEILE ZERLEGEN!!! SONST GIBT’S WAS AUF DEN KÜRBIS!!!“

Ich konnte aber schon deshalb nichts „in Einzelteile zerlegen“, weil gar keine Leiche da war.“ „WO IST DER CORPUS DELICTI????!!!“ BRÜLLTE MEIN Bruder, außer sich vor Wut. „Der Cor …, Cor… was für‘n Ding?“ „DIE LEICHE!!!! WO IST DIE HIN!!??“ „Ach, meinen armen Verschiedenen meins, Herr Wachtmeister. Den jibt et nich mehr. Den hab ich doch jraad jestern verbrannt.“
„VERBRANNT!!!!!!!!!!!!!!!!!???“
„Ojottojott, Herr Wachtmeesterchen …“ „KOMMISSAR, WENN ICH BITTEN DARF!!!“ „Herr Kommissar, s’missen mir doch nicht so jrölen in die Leipels, dass’et mir saust im Jehirne.“ Und mit weinerlicher Stimme fügte sie hinzu: „Ich arme Witwe kann doch nicht jede Woche loofen in die jroße Stadt und koofen die deiren Särje für meine Mannsen. Wo soll ich denn kriejen dat ville Jeld her?“ „DENN SCHAFFEN SIE SICH GEFÄLLIGST KEINE MÄNNER AN, WENN SIE KEIN GELD FÜR BEERDIGUNGEN HABEN!!!“

Dann – das hatte ich schon einmal beschrieben – bekam mein Bruder so einen unbeherrschten Wutanfall, dass er die Fahrertür des Polizeiautos eintrat. Fünf saftige Tritte, und sie war bis zur Unkenntlichkeit verbeult und verbogen. Ich sagte nichts, denn ich wusste ja seit langem, dass solche Wutanfälle meinem Bruder nur gut taten. Sie machten ihn ruhig.

Als wir wieder in unserem – jetzt garstig ramponierten – Peterwagen saßen, sagte mein Bruder gewichtig: „Emil, ich glaube, wir müssen den Fall mit Verstand angehen.“ „Das wäre keine Sekunde zu früh“, dachte ich; sprach meinen Gedanken jedoch nicht laut aus. Aber wie immer kommt es im Leben anders, und zweitens als man denkt. Der Fall wurde nämlich immer komplizierter und verwickelter.

Fortsetzung folgt.
ehemaligesMitglied62
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Re: Der Fall stank wie Harzer Käse
geschrieben von ehemaligesMitglied62
als Antwort auf EmilWachkopp vom 06.08.2012, 07:12:08

Also dieses "Fortsetzung folgt" ist reine Folter
und gehört schärfstens geahndet!

Grüsse Ulfhild
EmilWachkopp
EmilWachkopp
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Re: Der Fall stank wie Harzer Käse
geschrieben von EmilWachkopp
als Antwort auf ehemaligesMitglied62 vom 06.08.2012, 15:16:38
Das ist natürlich nicht meine Absicht. Darum berichtige ich mich: Fortsetzung folgt sehr bald.
Ich bin doch selber gespannt auf die Lösung.

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