Aktuelle Themen "Denk nicht an den Tod..."
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
.. doch das ist gerade das, was ich nicht verstehe:
warum sollte der Tod weinen? Der Tod hat doch kein Mitleid!
Lilac[/quote]
Nach dem damaligen Sprachgebrauch könnte es anders gemeint sein: dass der Tod sein Opfer zum Weinen bringt.
Die wörtliche Bedeutung macht für mich auch keinen Sinn.
Mane
Re: "Denk nicht an den Tod..."
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ihr Lieben!
Solange wir den Tod als Einzelwesen betrachten, bleibt er uns ein
Rätsel.
Wir können den Tod nur im Zusammenklang mit Leben verstehen. Es ist
wie Geben und Nehmen, Wachen und Schlafen.
Nichts kann für sich allein dastehen.
Dieses "wagen zu weinen mitten in uns" ist die Seele, die
vom Endlichen weiss, wenn auch unbewusst. Es ist ein Wissen,
das mit dem Herzen begriffen werden muss, nicht mit dem
Kopf.
Ich kenne von Kindheit auf dieses Gefühl, dieses Weinen mitten
in lachenden Menschen. Nur sekundenlang eine Einsicht ins Endliche.
Deshalb hab ich den Rilkespruch auf Anhieb verstanden und meinte,
wer ihn nicht versteht, hat - gottlob - diese Empfindung "noch"
nicht -
und gut ist es allemal.
Aber schön und gut ist es dass wir über ihn reden.
Grüssle
Clematis
Solange wir den Tod als Einzelwesen betrachten, bleibt er uns ein
Rätsel.
Wir können den Tod nur im Zusammenklang mit Leben verstehen. Es ist
wie Geben und Nehmen, Wachen und Schlafen.
Nichts kann für sich allein dastehen.
Dieses "wagen zu weinen mitten in uns" ist die Seele, die
vom Endlichen weiss, wenn auch unbewusst. Es ist ein Wissen,
das mit dem Herzen begriffen werden muss, nicht mit dem
Kopf.
Ich kenne von Kindheit auf dieses Gefühl, dieses Weinen mitten
in lachenden Menschen. Nur sekundenlang eine Einsicht ins Endliche.
Deshalb hab ich den Rilkespruch auf Anhieb verstanden und meinte,
wer ihn nicht versteht, hat - gottlob - diese Empfindung "noch"
nicht -
und gut ist es allemal.
Aber schön und gut ist es dass wir über ihn reden.
Grüssle
Clematis
Re: "Denk nicht an den Tod..."
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
Ein schönes Rilke-Gedicht, das Clematis so passend zum Thema eingestellt hat.
Ich verstehe es so: Genauso wie Freude, die wir spüren, lachen macht,
Liebe warme Gefühle auslöst, Angst uns zittern läßt, Wut vielleicht die Zähne knirschen läßt, so läßt Tod (in diesem Falle ebenbürtig als Gefühl, d.h. der Gedanke an ihn) uns weinen.
Ich finde, das ist sehr poetisch und anschaulich in Worte gefaßt.
Freundliche Grüße
Elbstromerin
PS: Entschuldige, Mane, vielleicht ein bißchen neben dem Thema, meine Erklärung
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rainer Maria Rilke
Ein schönes Rilke-Gedicht, das Clematis so passend zum Thema eingestellt hat.
Ich verstehe es so: Genauso wie Freude, die wir spüren, lachen macht,
Liebe warme Gefühle auslöst, Angst uns zittern läßt, Wut vielleicht die Zähne knirschen läßt, so läßt Tod (in diesem Falle ebenbürtig als Gefühl, d.h. der Gedanke an ihn) uns weinen.
Ich finde, das ist sehr poetisch und anschaulich in Worte gefaßt.
Freundliche Grüße
Elbstromerin
PS: Entschuldige, Mane, vielleicht ein bißchen neben dem Thema, meine Erklärung
Lieber karl-hagen,
die schwere Operation, das nicht Einhalten des versprochenen Beratungsgesprächs durch den Chefarzt und die folgende Ungewissheit, die Fehldiagnose des Onkologen, was die Lebensdauer betrifft, die Chemotherapien, der Herzinfarkt.....Dass Du das alles relativ unbeschadet überstanden hast, ist bemerkenswert.
Ich habe beides erlebt. Jahrelang habe ich versucht, meiner Erkrankung mit alternativen Heilmethoden zu begegnen und erntete dafür von meinem Umfeld und den Ärzten überwiegend Kopfschütteln. Doch deren Überredenskünste nutzten nichts.
Als ich jedoch dem Rollstuhl immer näher rückte, entschloss ich mich schweren Herzens einen Facharzt aufzusuchen und die Medikamente einzunehmen, von deren schweren Nebenwirkungen ich wusste. Mit diesen habe ich mittlerweile zu kämpfen - doch - ich habe einige Jahre mit mehr Lebensqualität leben können, als vorher.
Nun bekomme ich wieder gute Ratschläge, statt des "Chemiezeugs" natürliche Heilmethoden anzuwenden oder was anderes auszuprobieren.
Mein Mann hat mich bei jeder Entscheidung unterstützt. Ihm bin ich sehr dankbar dafür.
Zu Deinem "10. Geburtstag" gratuliere ich Dir ganz herzlich und ich wünsche Dir noch eine lange, schöne Zeit.
Mane
die schwere Operation, das nicht Einhalten des versprochenen Beratungsgesprächs durch den Chefarzt und die folgende Ungewissheit, die Fehldiagnose des Onkologen, was die Lebensdauer betrifft, die Chemotherapien, der Herzinfarkt.....Dass Du das alles relativ unbeschadet überstanden hast, ist bemerkenswert.
Ein Problem waren für mich, die vielen gut gemeinten Ratschläge in Richtung Wunderheiler. Manchmal hatte ich den Eindruck, ich muss mich rechtfertigen, dass ich meinem Onkologen vertraue.
In dieser Zeit sah ich mir Fernsehsendungen an , in denen Leute vorgestellt wurden, die den Krebs besiegt hatten. (Manchmal waren auch Menschen dabei, die noch lange nicht über den Berg waren) Erstaunlicher Weise waren viele dabei, die sich von Ihrem Partner getrennt haben. Ich gehe davon aus, dass man gerade in einer solchen Zeit den Partner braucht. Ich hatte diese Unterstützung.
Wir verbringen seit vielen Jahren den Winter im Süden Spaniens. Dort gehören wir zu einer deutsch katholischer Kirchengemeinde. Jeden Sonntag wurde ich in das Gebet aufgenommen. Ich weis nicht oft es geholfen hat, aber es hat unendlich gut getan.
In drei Wochen jährt sich der Operationstermin zum 10 Mal.
Wir werden diesen Tag mit einem Teil der Familie und Freunden wie einen Geburtstag begehen.
Der Chirurg bekommt eine Dankeskarte. (Vom Hausarzt angeregt)
Ich habe beides erlebt. Jahrelang habe ich versucht, meiner Erkrankung mit alternativen Heilmethoden zu begegnen und erntete dafür von meinem Umfeld und den Ärzten überwiegend Kopfschütteln. Doch deren Überredenskünste nutzten nichts.
Als ich jedoch dem Rollstuhl immer näher rückte, entschloss ich mich schweren Herzens einen Facharzt aufzusuchen und die Medikamente einzunehmen, von deren schweren Nebenwirkungen ich wusste. Mit diesen habe ich mittlerweile zu kämpfen - doch - ich habe einige Jahre mit mehr Lebensqualität leben können, als vorher.
Nun bekomme ich wieder gute Ratschläge, statt des "Chemiezeugs" natürliche Heilmethoden anzuwenden oder was anderes auszuprobieren.
Mein Mann hat mich bei jeder Entscheidung unterstützt. Ihm bin ich sehr dankbar dafür.
Zu Deinem "10. Geburtstag" gratuliere ich Dir ganz herzlich und ich wünsche Dir noch eine lange, schöne Zeit.
Mane
Der Tod ist nichts Schlimmes.
Was ihn schlimm macht, ist die Einstellung zu ihm.
Ob der Tod schlimm ist oder nicht, werden wir alle eines Tages erfahren. Das ist es auch sicher nicht, was uns Angst macht.
Angst macht das Sterben, welches oft so qualvoll ist und lange dauert. Ich beneide die Menschen, die ein Sekundentod ereilt.
Doch das Leben (und das Sterben) ist kein Wunschkonzert.
Ob der Tod schlimm ist oder nicht, werden wir alle eines Tages erfahren. Das ist es auch sicher nicht, was uns Angst macht.
Angst macht das Sterben, welches oft so qualvoll ist und lange dauert. Ich beneide die Menschen, die ein Sekundentod ereilt.
Doch das Leben (und das Sterben) ist kein Wunschkonzert.
Genau das ist es, Lilac!
Und ich beneide die Menschen, die an ein tröstliches Jenseits glauben.
Val
Ich habe mir in jungen Jahren immer gewünscht, dass jeder als das Lebewesen wieder auf die Welt kommt, welches er in seinem Leben am meisten quälte. Ich dachte da so an Hunde, Katzen, Kühe, Schweine...
Inzwischen bin ich älter und zur Überzeugung gekommen, dass die meisten Menschen dann wieder als Menschen geboren werden - denn es gibt nichts Schlimmeres als das was Menschen einander antun.
Inzwischen bin ich älter und zur Überzeugung gekommen, dass die meisten Menschen dann wieder als Menschen geboren werden - denn es gibt nichts Schlimmeres als das was Menschen einander antun.
Ich verlor meine Tochter und es war eine Hilfe zu denken, dass übermässige Trauer eher egoistisch ist.
Liebe Grüsse, britti
Hallo Britti,
Trauer heißt den Verlust eines Menschen zu verarbeiten. Es ist wie eine heilende Wunde und die Menschen brauchen dafür unterschiedlich lange. Manchmal Jahre und einige kommen nie darüber hinweg.
Ja, Trauer trägt auch egoistische Züge, weil sie mit mir und meinen Gefühlen zu tun hat und ich auch um mich weine.
Doch man trauert nicht nur, dass der geliebte Mensch nicht mehr bei einem ist, sondern auch, dass derjenige sein Leben nicht mehr leben kann, unabhängig von mir. Wenn jemand z.B. sehr jung gestorben ist und noch so viel vorhatte, dann trauere ich um sein nicht gelebtes Leben.
Gruß Mane
"Wenn jemand z.B. sehr jung gestorben ist und noch so viel vorhatte, dann trauere ich um sein nicht gelebtes Leben." (Zitat von Mane)
Ja, Mane, das verstehe ich gut. Es gibt aber auch unheilbare psychische Krankheiten, die jemand beenden will. In diesem Fall hatte er nichts mehr vor sich und ist erlöst. Da fällt es leichter, nicht zu sehr zu trauern.
Ich habe das Gefühl, dass die Gestorbenen auch wieder ein neues Leben erhalten können.
Ein Gestorbener hat seinen Körper verloren und existiert als Lichtstrahl mit Information weiter und kann sich wieder einen neuen Körper suchen (so glauben die Sufi
und ich finde das sehr tröstlich).
Ja, Mane, das verstehe ich gut. Es gibt aber auch unheilbare psychische Krankheiten, die jemand beenden will. In diesem Fall hatte er nichts mehr vor sich und ist erlöst. Da fällt es leichter, nicht zu sehr zu trauern.
Ich habe das Gefühl, dass die Gestorbenen auch wieder ein neues Leben erhalten können.
Ein Gestorbener hat seinen Körper verloren und existiert als Lichtstrahl mit Information weiter und kann sich wieder einen neuen Körper suchen (so glauben die Sufi
und ich finde das sehr tröstlich).
Jeder trauert auf seine Weise, liebe Britti. Ob Angehörige mit dem Suizid eines psychisch Kranken leichter umgehen können, weil er nun von seinen Leiden erlöst ist, wage ich nicht zu beurteilen.
Wahrscheinlich kommst Du zu diesem Ergebnis, weil Du an Reinkarnation glaubst. Das ist ein tröstlicher Gedanke, der leider nicht meiner ist.
Dazu passen auch die Worte von Diamantsun:
Woher nimmst Du die Gewissheit, liebe Diamantsun?
Die Vorstellung, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende sei, sondern dass wir in irgendeiner Form weiter existieren, gibt es seit Menschengedenken und in fast allen Kulturen der Welt. Ein Glaube nach Unsterblichkeit nimmt die Angst vor dem Tod und lässt ihm mutig ins Auge blicken.
Das Märchen gefällt mir, liebe Medea. Ein Tod, der im Apfelbaum magisch festgehalten wird und die Erkenntnis, dass ein ewiges Leben doch nicht so wünschenswert ist.
Gruß Mane
Wahrscheinlich kommst Du zu diesem Ergebnis, weil Du an Reinkarnation glaubst. Das ist ein tröstlicher Gedanke, der leider nicht meiner ist.
Dazu passen auch die Worte von Diamantsun:
Ich habe keine Angst vor dem Tod.
Ich sehe dieses Thema von der spirituellen Seite. Da unsere Seelen unsterblich sind, ist es nur unsere körperliche Hülle die vergeht.
Der Tod ist so, als würden wir von einem Zimmer in das nächste gehen. Mehr nicht
Und ich habe schon einige auf ihren letzten Weg begleitet und konnte ihnen die Angst nehmen.
Ich empfinde auch keine Trauer mehr, da ich weis das es den Vorausgegangenen gut geht.
Woher nimmst Du die Gewissheit, liebe Diamantsun?
Die Vorstellung, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende sei, sondern dass wir in irgendeiner Form weiter existieren, gibt es seit Menschengedenken und in fast allen Kulturen der Welt. Ein Glaube nach Unsterblichkeit nimmt die Angst vor dem Tod und lässt ihm mutig ins Auge blicken.
Menschen haben zu allen Zeiten versucht, den
Gevatter Tod zu überlisten - mir fällt da gerade die
Geschichte "Der Tod im Apfelbaum" ein.
Das Märchen gefällt mir, liebe Medea. Ein Tod, der im Apfelbaum magisch festgehalten wird und die Erkenntnis, dass ein ewiges Leben doch nicht so wünschenswert ist.
Gruß Mane