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Wieso weinen die Sterbenden nie?

Weinen die nie?
Wer behauptet denn das? Niemand kann für alle sprechen. Keiner war bei jedem Sterben dabei.
Ich denke es gibt sehr wohl Sterbende die weinen.

Lilac

Ja, Lilac, Vilayat Khan (ein Sufi) war so einer.

Val fragte, woher wissen wir, dass die Seele teilbar ist?
Ich denke, die Seele ohne Körper ist nicht mehr nur individuell, denn sie empfängt auch von anderen körperlosen Seelen. Man leitet es teilweise aus der Quantenphysik ab (Licht), teilweise von Menschen, die sich an ein früheres Leben erinnern und teilweise von "Gesten aus dem Jenseits" (= akausale sinnvolle Zufälle). Absolute Sicherheit haben wir nicht, aber vielleicht Vertrauen ins Universum (alle verstorbenen Seelen, die ein grosses Wissen zusammentragen).
Schlaft alle recht gut heute Nacht.

Hallo Lilac,

ich weiß es nicht - meine Mutter hat nicht geweint, als sie starb, nur ich habe es getan. Sonst war ich noch bei keinem Sterbenden in der letzten Minute dabei.

Max Frisch meinte das vielleicht nicht wörtlich, sondern wollte darauf hindeuten, dass in der Sterbeminute Ängste, Trauer und Schmerzen verschwinden.
Weil der Mensch schon auf dem Weg ist.
Mane

Auch ich war noch bei keinen "letzten Minuten" eines sterbenden Menschen dabei. Aber ich verspreche hoch und heilig: Bei meinem eigenen Ableben werde ich dabei sei.....

Diesen Gedanken könnte ich noch untermauern mit: Ein Magnet kann tausend Eisen magnetisieren - und verliert doch seinen eigenen Magnetismus kein bisschen.

britti und schorsch - das sind schöne, positive Gedanken, die einem beim 'noch' Hiersein helfen können - und darauf kommt es doch eigentlich an..
Gruss Val

Mich wundert, dass dieser Thread so lang geworden ist.
Ich meine es nicht bös und will niemanden verletzen wenn ich frage: Warum nehmen wir uns alle so wichtig?
Wir sind Eintagsfliegen des Lebens, noch nicht einmal Momente im Dasein unseres Planeten.
Nun stellt Euch einmal vor, jeder wollte eine Spur hinterlassen...

Natürlich träume ich davon all meine Hunde (keine Menschen bitte) auf einer grünen Wiese hinter dem Regenbogen wieder zu sehen. Aber das ist ein Traum wie ihn Kinder träumen - einfach schön aber unrealistisch.

Wenn meine Zeit gekommen ist hoffe ich, dass man noch irgend etwas von mir verwerten kann. Wahrscheinlich bin ich zu alt dazu, aber es ist doch immerhin besser alte Augen zu bekommen, um überhaupt wieder sehen zu können als blind zu bleiben. Alte Nieren, um die Wartezeit auf jüngere ohne Dialyse überbrücken zu können...
Den Rest kann man verbrennen oder als Tierfutter verarbeiten, wenn er denn nicht zu verseucht ist.

Ich möchte keine Spuren hinterlassen, brauche niemanden, der um mich weint (gibt auch keinen denke ich mal). Ich möchte ein kleiner Kiesel im Treibsand sein – futsch, verschwunden.
Es ist als ob man verreist: noch einmal Fenster putzen, Staub wischen, alles aufräumen, damit man den zurück Bleibenden nicht so viel Mühe macht. Und dann leise gehen, als wäre ich nie da gewesen.

Lilac

Hallo Lilac,

bist Du der Meinung, dass der Thread deshalb so lang geworden ist, "weil wir uns alle so wichtig nehmen"? Ich glaube eher, dass es daran liegt, dass der Tod von vielen Menschen nicht mehr als Tabu gesehen wird, wie es noch vor Jahren war. Diese haben gelernt, ihn als Teil des Lebens zu sehen und können so besser mit ihm umgehen und darüber schreiben.

Ich sehe die Menschheit auch als eine recht unwichtige Spezies, die ihr Dasein wahrscheinlich dem Einschlag eines Felsbrocken verdankt, der vor vielen Millionen Jahren die Dinosaurier vernichtete und den Aufstieg der Säugetiere begründete.

Zu den Menschen, denen einmal Denkmal gesetzt werden wird, gehören die wenigsten - ich kenne aber viele Menschen, die mir wichtig sind und einigen werde ich es auch sein.
Am Ende des Lebens zählt, was und wie wir gelebt haben. Ganz sicher hast auch Du Spuren im Herzen einiger Menschen hinterlassen. Diese bleiben (jedenfalls eine Weile) und leben weiter.
Gruß Mane

Ich habe ein Gedicht gefunden, das m.E. sehr gut zu diesem
Thread und auch zum kommenden Totensonntag passt.

Beginn des Endes
Ein Punkt nur ist es, kaum ein Schmerz,
Nur ein Gefühl, empfunden eben;
Und dennoch spricht es stets darein,
Und dennoch stört es dich zu leben.

Wenn du es andern klagen willst,
So kannst du's nicht in Worte fassen.
Du sagst dir selber: »Es ist nichts!«
Und dennoch will es dich nicht lassen.

So seltsam fremd wird dir die Welt,
Und leis verläßt dich alles Hoffen,
Bist du es endlich, endlich weißt,
Daß dich des Todes Pfeil getroffen.
Theodor Storm

Wir werden derzeit so viel mit dem Tod konfrontiert - wo in Paris junge Menschen andere junge Menschen töten oder in den Kriegsgebieten wie in Syrien seit vielen Jahren - dass wir den Totensonntag ausfallen lassen sollte und uns lieber dem Leben widmen. Gerade wir Älteren haben dazu auch nur noch eine begrenzte Zeit, dies zu tun. Auf ein gutes Leben - Olga