Aktuelle Themen Darf man in Nachrufen eine verstorbene Person auch kritisieren?
Liebe Mitglieder,
in einem Thread wurde die Frage aufgeworfen, was der angemessene Umgang mit Verstorbenen ist. Dürfen auch kritische Anmerkungen an einer Gedenktafel geäußert werden?
In diesem parallelen Thread wurden Benutzernamen genannt und um nicht pietätlos zu sein, sollte die Diskussion ohne die Nennung von Personen geführt werden. Deshalb wurde von Adoma vorgeschlagen, hierzu einen neuen Thread zu eröffnen.
Persönlich finde ich, dass die Ecken und Kanten einer Person auch erwähnt werden dürfen, dass es aber nie so weit gehen sollte, dass Freude über das Ableben geäußert wird.
Karl
Ich bin zwar "erst" 55, schreibe aber in einem Seniorentreff. Seit Anbeginn habe ich vor Augen, dass mein Diskussionspartner vielleicht Morgen schon nicht mehr antworten kann, also halte ich mich zurück. Bei Verstorbenen bin ich meist tief bewegt oder schreibe garnichts, wenn ich nichts schreiben kann.
Zum Beispiel Pilli war eine streitbare Person, aber meine Freundin. Sie konnte Menschen sehr weh tun, war aber auch ein umtriebiger Mensch. Ich war sehr traurig, als ich von ihrem Tod erfuhr, aber was solls - wir werden alle Irgendwann Kompost....
Es gibt immer Moeglichkeiten, sich taktvoll auszudruecken, ohne dass man einerseits heuchelt oder andererseits beleidigt. Wenn man diesen Mittelweg nicht gehen kann, ist es vielleicht besser, zu schweigen.
Nein, das darf man nicht, in meinen Augen pietätlos.
Die Verstorbene kann sich nicht mehr äußern. Meine Freundin war sie auch nicht, hatte ja nur eine Fernbeziehung. Beim Lesen ihrer Kommentare habe ich oft den Kopf geschüttelt, doch hat sie nie meinen Nick erwähnt(obwohl ich blond bin).
nixe
Nun, wie ich in dem geschlossenen Thread schon schrieb, darf man meiner Meinung nach grundsätzlich verstorbene Personen auch kritisieren. Allerdings würde ich persönlich das nicht in einem Nachruf tun. Wenn es mir ein Bedürfnis wäre, dies überhaupt in einem Internetforum zu tun, dann käme dafür nur der interne Bereich und zwar der Kummerkasten infrage, denn durch das Verhalten des Verstorbenen wurde mir zu seinen Lebzeiten Kummer bereitet.
Grundsätzlich aber finde ich es angemessen, auch negative Seiten eines Verstorbenen zu benennen, denn auch das gehörte zu ihm. Nur positive Äußerungen fände ich heuchlerisch.
Und die ungeschriebene Vorschrift, wenn man nichts Positives zu sagen wüsste, sollte man schweigen, ist meiner Meinung nach auch nicht ok, denn so nagt das negative Erleben mit dem Verstorbenen ein Leben lang an an jenen, die von ihm verletzt wurden.
Der Tote kann sich nicht mehr wehren, das stimmt, aber der Lebende soll auch nicht weiter leiden müssen, obwohl der Verursacher seines Leidens schon gestorben ist. Natürlich können durch die Bekanntgabe der negativen Seiten eines Verstorbenen sein Handeln und die Geschehnisse nicht rückgängig gemacht werden, aber wenn der so Geschädigte sich dadurch freier fühlt und mit der Sache abschließen kann, dann hat es für ihn einen positiven Effekt. Er kann das Geschehene endlich loslassen und mit der Zeit in der Erinnerung verblassen lassen. Warum sollte ihm das durch unsinnige Vorschriften verwehrt werden?
Wer ist denn mehr Wert, der Tote oder der Lebende? Sind nicht beide gleich viel Wert? Muss der Lebende wirklich schweigen, weil der Tote nicht mehr reden kann? Ich meine NEIN.
Das sind so die Gedanken, die mir bei diesem Thema durch den Kopf gehen.
Drachenmutter
Liebe Drachenmutter,
Du hast nicht Unrecht, die Lebenden sind wichtig. Deshalb hatte Samuelvimes im geschlossenen Thread meinen Satz zitiert, sinngemäß:
Der Tod einer Person sollte uns mahnen zu bedenken, dass hinter jedem Computer ein Mensch mit seinen Ängsten und Nöten sitzt, wir also Verletzungen schon zu Lebzeiten möglichst vermeiden sollten.
Zudem glaube ich, dass niemand von Grund auf wirklich böse ist, sondern dass in jedem Menschen auch Gutes steckt. Man muss schon zu Lebzeiten versuchen, dieses in ihm hervorzulocken.
Karl
Natürlich muss man nicht gut über einen Toten reden. Aber man muss auch nicht in den Gedenkgottesdienst gehen und den Angehörigen erzählen, dass man den Toten nicht austehen konnte und seine Freude über den Tod erklären.
Wenn man zu feige ist, demjenigen als er noch lebte seine Meinung zu sagen, sollte man einfach nach dem Tod schweigen, denn was macht es für einen Sinn über den Toten herzuziehen.
Er kann sich weder wehren in dem er Erklärungen für sein Verhalten abgeben kann , noch kann er sich entschuldigen oder etwas ändern.
Warum also dieses kleinliche Nachtreten.
Am Schlimmsten finde ich jedoch, nachdem man sich ausgemistet hat, den Angehörigen auch noch sein geheucheltes Beileid auszusprechen.
Ich jedenfall mag Menschen nicht, die zu feige sind sich offen mit jemanden auseinander zu setzen und hintenherum gegen ihn stänkern, noch dazu wenn er sich nicht mehr gegen Vorwürfe äußern kann.
Wow, wie mutig.
Ich kann mich nur dem kleinen Hasen aus dem Film " Bambi " anschließen .....
"Wenn Du nichts Nettes über jemanden sagen kannst, sag lieber gar nichts."
Das gilt für die Lebenden und für die Toten.
Denn die Verstorbenen leben ja irgendwie in unseren Erinnerungen weiter.
Cui bono?
Wem nutzt es, wenn man eine verstorbene Person in Nachrufen kritisiert? Doch nur mir selbst, und das gehört nicht in einen Nachruf.
Wie ich schon in dem anderen Thread schrieb, sowas gehört zu Freunden oder Partnern, nicht in die Öffentlichkeit.
Und wer glaubt, durch den Tod der betreffenden Person mit Verletzungen abschließen zu können, der irrt. Denn dann geht es erst richtig los.
ff, die aus eigener Erfahrung schreibt
Das wurde hier in allgemeiner Form vor einigen Jahren diskutiert.
https://www.seniorenportal.de/community/forum/aktuelle-themen/de-mortius-nil-nisi-bene-ueber-tote-soll-man-nur-gutes-sagen?tid=335652
Ich gebe noch einen externen Link dazu.
http://www.onlinezeitung24.de/article/3545/print
LG
Sam