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Aktuelle Themen Bestatter im Zwielicht

Birgit_67
Birgit_67
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von Birgit_67
als Antwort auf Gillian vom 10.07.2015, 22:44:37
Ich bin durch Zufall (und die Suchfunktion) auf diesen Thread gestoßen und hab mich spontan entschlossen, diesen wieder "auszugraben", wenn man so will

Das Thema an sich ist ja immer noch aktuell und interessiert mich.

Betrügereien, Täuschung der Angehörigen seitens des Bestatters kommen meist durch Zufälle heraus, habe ich mir erzählen lassen.
Mag auch daran liegen, das häufig auf den letzten Abschied am offenen Sarg verzichtet wird.
Doch raten seriöse Bestatter selber den betroffenen Angehörigen auf jeden Fall den Sarg kurz vor der Beisetzung noch einmal öffnen zu lassen, um im Zweifelsfalle nach zu sehen, ob alles so arrangiert wurde, wie gewünscht.
Es ist natürlich eine sehr persönliche Entscheidung, ob man es überhaupt will, den Verstorbenen noch ein letztes Mal anzusehen.
Aber es könnte beruhigend sein, sich davon zu überzeugen, ob der Totenwürde genüge getan wurde.

Ich selber habe schon vor einiger Zeit für später vorgesorgt, um meine Angehörigen eines Tages zu entlasten auch finanziell.
Den Verstorbenen würdig unter die Erde zu bringen kann kostspielig werden, wie herradam uns aus eigener Erfahrung oben geschrieben hat.

Ob es eines Tages von Nöten sein wird, mich noch einmal von meinem Ruhekissen zu erheben, um mit meinen Kindern zu schimpfen oder jemanden nachhaltig zu erschrecken, der sich etwa erdreistet meine Totenruhe zu stören ?
Nun ich hoffe nicht, aber amüsant ist die Vorstellung alle male.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Birgit_67 vom 13.07.2015, 10:58:21
Um ganz sicher zu sein, dass da nicht noch etwas manipuliert wird, müsste man, nachdem man sich davon überzeugt hat, dass alles mit rechten Dingen zugeht, den Sarg nicht mehr aus den Augen lassen, bis er entweder eingeäschert oder mit Erde zugedeckt ist.

Damit niemand von meinen Angehörigen damit belastet wird, habe ich mir vorgenommen, dereinst selber ein wachsames Auge auf den Bestatter zu werfen!
olga64
olga64
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von olga64
als Antwort auf schorsch vom 13.07.2015, 11:04:02
Gute Idee - lieber Schorsch. Ich habe mich für mich entschieden, dass ich dieses letzte Projekt meines Lebens nicht mehr bearbeiten werde - das überlasse ich in vollem Umfang meinen Überlebenden. Deshalb weigere ich mich auch, mich hier vorzubereiten - für mich gilt nach wie vor: ich bin für das Leben vor dem Tode. Olga

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Birgit_67
Birgit_67
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von Birgit_67
als Antwort auf olga64 vom 14.07.2015, 17:20:33
um eine augenzwinkernde Verknüpfung zu meinem Rüschenblusen-Thread herzustellen.
Sicher ist dieses edle Kleidungsstück ebenso angemessene Bekleidung für eine Frau anlässlich ihrer eigenen Beerdigung.

Ich stelle mir das manchmal bildlich vor, wie ich später da liegen könnte, in schwarzem Anzug und weisser Rüschenbluse eben.
Eingebettet in eine weiße Garnitur mit Spitze, die Hände ordentlich über der Decke gefaltet.
Meine lieben stehen nun um meine Bahre, unterhalten sich über mich, sagen vielleicht sogar wenig Nettes über mich, lästern über meinen schönen letzten Dress.
Ja, sie nehmen an, sie hört es ja nicht mehr, was wir hier von uns geben, liegt leichenstarr und -blass in der Kiste.

Nein, ich werde mich in diesem Fall nicht erheben, sie alle buchstäblich zu Tode erschrecken. Einfach weiter ruhig und stumm entspannt auf meinem Ruhekissen liegen.
Wie es sich für eine Verstorbene gehört und sie in dem Glauben lassen,
ich bekomme nicht mehr mit, was sie da gerade an meinem Sarg von sich geben.
Aber vielleicht dem einen oder anderen später einfach mal erscheinen.
Wer weiß....
DonRWetter
DonRWetter
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von DonRWetter
als Antwort auf Birgit_67 vom 13.07.2015, 10:58:21
Wahrscheinlich ist es garnicht so neu, daß in den Bereichen, in denen es um viel Geld geht, der Reiz zur Manipulation gegeben ist.

Ich kenne einen Fall hier aus der Gegend, in dem bei den Einäscherungen, bei denen keine Angehörigen dabei waren (kommt wohl häufiger vor. Trauerfeier erst nach Übergabe der Urne) ein sog. "Sargrecycling" betrieben wurde.

Heisst, eingeäschert wurde in etwas anderem, als aufgebahrt bzw. - Sorry -

"Deckel runter, einer in den Deckel, einer bleibt im Sarg"

und schon ist ein ganzer Sarg übrig.

Vielleicht auch nur eine "urban legend".

Für möglich halte ich es allerdings.
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 14.07.2015, 17:20:33
Das Vorbereiten zum letzten Atemzug beginnt mit dem ersten!

(Georg von Signau, Juli 15)

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olga64
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Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von olga64
als Antwort auf Birgit_67 vom 28.07.2015, 09:31:30
Oh ist das makaber - aber gut und intelligent. Vielen 'Dank dafür! Olga
Birgit_67
Birgit_67
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von Birgit_67
als Antwort auf olga64 vom 28.07.2015, 17:15:08
Oh ist das makaber - aber gut und intelligent. Vielen 'Dank dafür! Olga


späte Antwort ;)

Ja, ich lese gerne solche Geschichten, die aus der Sicht des Verblichenen erzählt werden.
Oft makaber aber intelligent und zum Nachdenken anregend, manchmal aber auch sehr traurig.
Wie die Kurzgeschichte von einem kleinen Mädchen, das irrtümlich für tot erklärt, aufgebahrt im offenen Sarg erwacht und nach seiner Rückkehr in das Elternhaus mitbekommen muss, das Ihr Tod den Eltern sehr gelegen kam und sie es daher sehr eilig hatten, die eher ungeliebte Tochter unter die Erde zu bringen.

Ich hatte beim ersten Lesen dieser Geschichte tatsächlich einen Kloß im Halse.

So wie auch Schneewittchen ja eine ungeliebte Tochter war, die von den Toten wieder auferstand.
Allerdings hatte dieses Märchen das berühmte Happy End.
Ich kommen darauf. weil ich selber als Mädchen doch eine romantisch verklärte Vorstellung vom Tod in jungen Jahren hatte.
Ich stellte mir oft vor, wie ich in einem himmelblau ausgelegten Kindersarg liege.
In einem weißen Kommunionkleid mit Blumen im Haar und unter den gefalteten Händen.
Hab das einmal sogar geträumt.
Etwas beängstigendes oder gar unanständige hatte dies sehr bildhafte Fantasie damals nicht.
Hatte ich dabei eben immer Schneewittchen im Sinn, die ja am Ende gar nicht verstorben war sondern auf der Bahre Erwachte.
Re: Vorbereitet sein
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Birgit_67 vom 10.08.2015, 10:16:06
E. W. Heine hat auch so eine Geschichte im Buch "Kinkerlitzchen
- Neue Kille Kille Geschichten".

Auferstehung:
Ein Mann erwacht und friert, merkt, dass er im Leichenhaus liegt. Denkt, was ist passiert? Ihm dämmert, gestern ein runder Geburtstag gefeiert, ja, seine Frau ist vierzig geworden.
Er findet im Schrank Arztkleider, die er anzieht, kommt an der Nachtwache vorbei, macht sich Sorgen, wie seine Lieben trauern, usw.
Um sie nicht zu erschrecken, schleicht er durchs Haus. Die Tür zum Zimmer seines Sohnes steht etwas offen, seine Freundin ist da, er schimpft über seinen Vater, zeigt der Freundin eine Schublade, in der seine neueste Erwerbung liegt: eine Pistole.
Er und sie gehen, er bringt sie heim.
Vater geht weiter nach oben, hört Lachen und Stönen, ja richtig, seine Frau liegt mit seinem Freund im Bett.

Er geht, holt den Revolver, tötet beide, geht ins Bad, nimmt Schlaftabletten und geht wieder ins Leichenhaus, legt sich hin und stirbt.

---
Dabei fein und spannend geschrieben! Eine tolle Geschichte!

Clematis
die so was - auch - mag!
Birgit_67
Birgit_67
Mitglied

Re: Vorbereitet sein
geschrieben von Birgit_67
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.08.2015, 10:28:46
Ja eine sehr schöne wie schwarzhumorige Story,
gefällt mir.

Ich denke ein Stück weit wird in vielen dieser "von den Toten wieder auferstehen" Erzählungen auch die Angst verarbeitet, versehentlich lebendig begraben unter der Erde im Sarg zu erwachen und qualvoll hilflos zu ersticken.

Da erscheint dem Autor solch einer Geschichte sicherlich eher die Vorstellung angenehmer, noch "über Tage" auf der Totenbahre zu erwachen, an der fischen Luft eben.
Statt in der undurchdringlichen, muffigen Dunkelheit des Grabes.

lg
Birgit

p.s.
Szene aus einem Film:
auch diese Dame wurde von ihrem Gatten inflagranti ertappt
und auch dieser gehörnte Ehemann hatte seinen Revolver dabei

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