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Aktuelle Themen Altersarmut - mehr als ein TV-Hinweis

Robertino
Robertino
Mitglied

Res altera audiatur
geschrieben von Robertino
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.12.2011, 16:05:40

Aber es erstaunt und erschreckt die Unfähigkeit, sich anderen, neuen, unbekannten Fakten auszusetzen, anderen zu zuhören und gegebenfalls die eigenen Ein- und Ansichten zu korrigieren.
Die Klostermaus
geschrieben von asray

Dazu muss ich aber nun bemerken, dass diese Aussage m.E. zugrunde legt, man solle/müsse seine "Ein- oder Ansichten" (ggf) korrigieren?
Wieso das denn? Ich kann doch einerseits dem Gegenüber in seinem Standpunkt Recht geben, ohne meinen eigenen dafür gleich aufgeben zu müssen ?
DAVON lebt doch eine interessante Diskussion!


Hier muss wohl differenziert werden. Um was geht's? (Ich verstehe den Beitrag der Klostermaus so ...)

Geht es um die Klärung von Sachverhalten? Unter der Berücksichtigung möglichst aller Aspekte und Faktoren? D.h. im Mittelpunkt solcher Diskussionen und Beiträge steht die möglichst umfassende Darstellung und Klärung eines solchen Sachverhalts. Die jeweils persönliche Meinung dazu ist sekundär; allenfalls als initiierendes Motiv relevant. Ein solches Argumentieren ist eben objekt-orientiert.

Dem gegenüber steht eine subjekt-orientierte Diskussion; d.h. jeder sagt halt seine Meinung, Stellungnahme zu etwas. Hier geht es eben nicht um die Annäherung an die Wahrheit eines Sachverhalts, sondern die persönliche Haltung zu etwas. Typisches Beispiel sind die sogenannten "Geschmacksfragen": Ich mag halt etwas, anderes mag ich halt nicht. Hier entscheidet allein die persönliche Präferenz.

Zur Frage des eigenen Standpunkt ... natürlich will diesen niemand nehmen, bloß dieser ist dann gegebenenfalls nur eine persönliche Stellungnahme, Haltung zu irgendetwas. Vermutlich geht es einem Menschen, der solche Stellungnahmen von sich gibt, nicht um Klärung und Wahrheitssuche, sondern (nur) eben um die Proklamation des eigenen Standpunkts.
[i]Der eine mag halt Paris, der andere nicht. Der eine liebt Urlaub in den Bergen, der andere eben an der Küste. Wie heißt es in diesem Falle so schön: De gustibus non disputandum. [/indent]

Bloß man muss halt wissen, was man will ... die Wahrheit einer Sache herausbekommen oder nur seine Meinung absondern.


Das Thema Altersarmut ist aber weniger eine Sache der persönlichen Einschätzung und damit der jeweiligen Beliebigkeit, sondern zunächst eine soziologisch-ökonomisch-politologische Hypothese, die es eben umfassend zu definieren, zu erklären und zu belegen gilt.
Wobei, soweit ich diese Diskussion bei meinem oberflächlichen Lesen überhaupt halbwegs erfasst habe, überhaupt nicht definiert wurde, worin denn nun diese Armut - ökonomisch gesehen - besteht. Konkret: Wann - bei welchen monatlichen Einkünften - beginnt die Armut? Oder: Wann würde sich jemand, bei welchen monatlichen Einkünften, als arm bezeichnen?


Robert(ino)
loretta
loretta
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von loretta
als Antwort auf Robertino vom 30.12.2011, 00:02:00


Robert,

Altersarmut fängt nach meinem Dafürhalten dort an, wo ein Rentner nicht genug zu essen hat und obwohl sein ganzes Leben gearbeitet , zur Tafel gehen muss, um sich entsprechende Lebensmittel dort zu holen, was viele als entwürdigend empfinden und darum lieber hungern.

Nur ein Beispiel ……..



Den genauen Betrag bin ich außer Stande zu nennen, aber ich glaube, dass das Sozialamt noch mit der Grundsicherung aufstockt. Meiner Meinung nach liegt dieser Betrag nicht unter 850 €. Wer es bessr weiß, bitte korrigieren.


loretta
Re: Res altera audiatur
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf loretta vom 30.12.2011, 00:19:10
Den genauen Betrag bin ich außer Stande zu nennen, aber ich glaube, dass das Sozialamt noch mit der Grundsicherung aufstockt. Meiner Meinung nach liegt dieser Betrag nicht unter 850 €. Wer es bessr weiß, bitte korrigieren.loretta


Leider ist es weniger, loretta,.
Meine Bekannte (ehem.Lehrerin für geistig Behinderte) musste wegen Brustkrebs aus dem Beruf aussteigen, kurz bevor sie verbeamtet wurde. Inzwischen ist sie glücklicherweise ohne Befund, aber auch ohne Arbeit. Da es keinen Berufsschutz gibt, musste sie auch "niedere" Arbeiten annehmen, was zur Folge hat, dass sie zu wenig Rente bekommen wird. Momentan ist sie mit 59 Jahren, zwei neuen Kniegelenken, chronischer Schmerzerkrankung und drei Bandscheibenvorfällen in der Warteschleife zur Rente und bekommt H4:
Grundsicherung (einschl. ALLER Leistungen !) liegt bei ihr genau bei 749 €.
- je nach Bundesland abweichend -
Ihr Wohnung würde normalerweise 400 € warm kosten, da ihr Vermieter ihr entgegen kommt muss sie nur 300 € bezahlen. Plus Strom und Telefon ist sie da trotzdem bei fast 400 €. Besondere Ernährung wird bei ihr nicht berücksichtigt (Laktose-Empfindlichkeit), Medikamente braucht sie einige, die nicht über die Kasse gehen, also selbst bezahlt werden müssen. Sie hat ihr Auto schon lange abgemeldet,... Radfahren kann sie nicht mit den Knien...keine Angehörigen ...tolle Zukunftsperspektiven für ihr Rentnerdasein!

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hugo
hugo
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von hugo
als Antwort auf loretta vom 30.12.2011, 00:19:10
Altersarmut, wann fängt sie an ?
Den genauen Betrag bin ich außer Stande zu nennen,


ja loretta, da ist wohl jeder von uns überfordert, weder die Regierung noch die Statistiker oder Sozialwissenschaftler werden sich darin jemals einig werden können.

Mal entspringt eine genannte Größe nur einer Schutzbehauptung, mal eine rechnerisch machbare, weil zahlbare Größe, mal ein Wunschtraum und dann wieder nur dem Wahlkampf geschuldet usw,,

Jeder wird für sich eine andere "Bezugsgröße" finden.

Wenn ich neben einigen Obdachlosen unter ner Brücke kampiere und dort dauerhaft Platte mache, dürfte Jener (da ja keine Miete, kein Strom, keine Versicherung usw anfallen,,) der monatlich 500 € von Amtswegen einstreicht oder erbettelt oder als Rente usw. bekommt,,den Anderen schon als relativ Wohlstandsgesegnet erscheinen,,

Der Nachbar welcher vierteljährlich seinen Wellness-Golf-Urlaub in der Familien Suite am Tegernsee verbringt und in seinem 918 Spyder Porsche reist,,,wird wohl auf uns beide ziemlich entgeistert gucken wenn er erfährt mit welch ungeheurer Menge an €uros aus der Rentenkasse, wir allmonatlich überschüttet werden. *g*

Mir ists eigentlich egal wie hoch ein Mindeststundenlohn, eine Mindestrente oder eine sonstige Grundsicherung ausfällt. Wichtig, dieses Geld steht allmonatlich zur Verfügung, reicht für alle Grundbedürfnisse rund ums Wohnen, Essen, Trinken, Altersvorsorge,, und einige Zusatzausgaben wie Kultur, Sport, Bildung, und etwas Sparen,,,,

Hauptsache diese Summe wird alljährlich an die Inflationsrate und die wechselnden allgemeinen Bedürfnisse angepasst und die Angst vor einer ungewissen Zukunft entfällt dadurch.

hugo


nasti
nasti
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von nasti
als Antwort auf hugo vom 30.12.2011, 09:31:14
Arm oder nicht arm


ist eigentlich sehr relativ. Ich kenne reiche Menschen, welcher sich von Mund absparen alles, die Sparsamkeit steckt in Knochen. Einige Hartz4 Empfänger gönnen Sie sich mehr, und leben viel glücklicher. Für jede Kleinigkeit freuen Sie sich, und was ist das Salz des Lebens? Die Freude und gute Laune. Sie haben ein Kampf, das bereichert.
Die "reichen" (einige) haben nur einziges in Kopf. "Nichts verlieren!!!!!" Bei jede schlechte Nachricht über Euro sind sauer. Und stecken in die Mitte -- diese Zustand ist sehr langwellig, verursacht Magenkrämpfe.

Leider viele Hartz4 Empfänger wissen es nicht das Sie glücklicher sind wie die einige Reiche, das ist das Problem.
Ich beobachte die Gesichter, bin nun sehr erstaunt warum deshalb die meiste Menschen nach 40 kreieren so unglückliche, besorgte Gesichter,zusammengepresst Lippen --als hätten Sie ein Kampf mit die Natur.

Also. Die Hartz4 Empfänger können nicht anschätzen seine eigene Situation - sehnen Sie sich nach Reichtum, die Reiche können auch nicht sich etwas besonderes gönnen, haben Ängste---sind auch nicht glücklich.
Über Glück schreiben ist auch eine sinnlose Sache, was ist eigentlich Glück? Zufriedenheit? Einigermasse vielleicht.( Ich glaube es nicht)

Bin ich reich??? Jaein. Vielleicht sind mehrere UserInnen neugierig auf meine materielle Besitze, sollte mich äußern. Die meiste Menchen glauben ein Kunstmaler/In sollte entweder bettelarm, oder stein reich sein.
Ich hatte diese Glück das ich immer in Rentnerkasse bezahlt hatte, war ich dazu gezwungen .Entweder mit sozialistischen Staat, oder mit meinem Ehemann, welcher war eher ein Pragmatiker als Fantast. Das heißt das ich besser stehe da als meine einige Maler KollegenInnen.

Jaaaaa, ich bin sehr reich. Heute Nacht befand mich in meinem Traum in Renoir Bild
"Frühstück auf Ruder Party", war ich sehr glücklich und musste mich erinnern auf mein Ausstellung vor 22 Jahre, wo die Presse schrieb über mich ein Artikel: "Die Enkelin von Renoir".
Ist mir ganz klar geworden heute morgen das in meiner Arbeit auf Schiefe Bähne geleitet war mit Zeitgenössische Künste, ich sollte die Enkelin vor Renoir bleiben. Mit solche Gedanken, wo ich absolut von meiner eigenen Person abgelenkt bin, kann man nicht total versauern.

Nasti


vangelis
vangelis
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von vangelis
als Antwort auf nasti vom 30.12.2011, 14:22:01

Hallo,ich möchte mich zu diesem Beitrag auch äussern.

In meiner Tageszeitung war heute ein Riesenbericht über eine Rentnerin die mit 200.-Euro zum Leben auskommen muß.
Sie koche nur regionale Küche und wohnt in München.
Da wurde ein Silvesteressen von der Frau vorgestellt.
Sie hat dieses Rezept aus dem Kochbuch "kochen zum kleinen Preis" von Promikoch
Eckhart Witzigmann zum Preis von 12,80Euro.Mit jedem verkauften Buch werden arme Rentner unterstützt.
Ich denke,dass es viel versteckte Armut gibt.
L:G:vangelis




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olga64
olga64
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von olga64
als Antwort auf vangelis vom 30.12.2011, 15:47:59
Da ja anscheinend keiner die Hintergründe für diese geringe Rente kennt, sollte man vorsichtig mit Schuldzuweisung an unfähige Politiker, die böse Gesellschaft, die bösen Reichen, die bösen Banken, die bösen Rentner, die mehr Geld bekommen usw.usw. sein.
Ich finde es richtig, dass die CSU jetzt einen Vorstoss machen wird, demzufolge alle Selbständigen verpflichtet werden, für ihre Altersversorgung Vorsorge zu treffen; es wird geprüft, ob dies durch Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung oder private Versicherung zu geschehen hat.
Sehr viele Mini-Rentner waren nämlich früher selbständig und scherten sich nicht darum, wovon sie im Alter einmal leben werden (der Staat wird schon dafür sorgen). Der Staat tut dies auch in Form des deutschen Steuerzahlers - diese Leute, die damit unterstützt werden, jammern dann oft laut und deutlich in Talkshows, wobei sie die Gründe für ihre Altersarmut aber tunlichst verheimlichen. Olga
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von Mareike
Wie ist das Rentensystem in den Niederlanden finanziert?

Auszug:
"Die gesetzliche Rentenversicherung bildet in den Niederlanden die erste Säule im Drei-Säulen-Modell der Alterssicherung und ist als obligatorische Mindestsicherung zu verstehen, die das soziale Minimum abdeckt und sich von der Höhe am Mindestlohn orientiert.
Die Versicherung basiert auf dem Wohnsitzprinzip, unabhängig von der Nationalität des Versicherten, d.h. alle Einwohner der Niederlande zwischen 15 und 65 Jahren sind im Prinzip AOW-berechtigt. Finanziert wird die AOW im Umlageverfahren durch Arbeitnehmerbeiträge, wobei die Höhe der Beiträge progressiv an die Höhe des Einkommens gekoppelt ist. Erwerbslose und in den Niederlanden lebende Personen, bei denen das Einkommen unterhalb eines steuerlichen Grundfreibetrages liegt, werden beitragslos mitversichert. Charakteristisch ist ferner, dass (ausgenommen von möglichen AOW-Zuschlägen) andererseits kein Zusammenhang zwischen den eingezahlten Beiträgen und der Höhe der ausgezahlten AOW Renten besteht."

Diese Mindestsicherung müßte doch in Deutschland auch zu bewerkstelligen sein.

"Aufgrund des umlagefinanzierten Charakters sieht sich die gesetzliche Rentenversicherung auch in den Niederlanden zunehmend durch den demografischen Wandel beeinflusst ...,bereits seit dem Jahr 2000 wird von staatlicher Seite versucht, die gesetzliche Rentenversicherung mit Hilfe eines AOW-Sparfonds mit frischem Kapital zu versorgen. Hierbei handelt es sich, verkürzt ausgedrückt, um einen Teil der Bruttostaatsschuld, welcher für die Stützung der AOW reserviert wird und dessen Fondsvermögen ab dem Jahre 2020 für die Finanzierung der Rentenausgaben genutzt werden soll."
olga64
olga64
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Re: Res altera audiatur
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 30.12.2011, 16:22:15
Vieles dürfte in einem Land mit einem Fünftel der Einwohnerzahl von Deutschland leichter zu regeln und auch zu finanzieren sein, oder? Olga
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Res altera audiatur
geschrieben von Mareike
als Antwort auf olga64 vom 30.12.2011, 16:30:16
Ich empfehle obengenannten Link, und zur Vertiefung: Die „vergrijzing“ – ein weltweites Phänomen

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