Wir - und die Fäkalsprache!
Überall auf dieser Welt ist unsere Sprache von Flüchen und absonderlichen bis ekelhaften Begriffen aus der Fäkalsprache umgeben. Das ist wirklich nicht übertrieben - das Erste, das ein Mensch in einem fremden Land in der Landessprache lernt, sind Begrüßungen und - - - Worte, die in einem normalen Umgang eigentlich nicht ausgesprochen werden sollten.
Wir müssen da gar nicht erst das berühmt-berüchtigte Wort Götz von Berlichingens bemühen, solche und ähnliche - noch harmlose - Ausdrücke sind massenhaft in den Sprachen aller Kulturen vorhanden! Wobei erstaunlich ist, dass das Niveau - wenn man hier so etwas bezeichnen kann - mit zunehmender Tendenz immer unangenehmer wird.
Wer von uns, Hand aufs Herz, hat nicht schon in irgendeiner kniffligen Situation ein »verflucht« oder »verdammt« von sich gegeben? Vielleicht auch das eine oder andere scheußlichere Wort hören lassen? Ich könnte mich davon jedenfalls nicht freisprechen.
Aber, und nun kommt der erhobene Zeigefinger, es ist festzustellen, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte die Menge der scheußlichen Ausdrücke enorme Verbreitung gefunden hat. Besonders die unerquicklichen und hässlichen Worte aus dem angelsächsischen Sprachraum stehen hier an der Spitze. Gewiss, Sprache wandelt sich, seit Jahrtausenden ist das so. Dennoch ist es - für mich jedenfalls - widerlich, wenn die obszönen Worte, die gebraucht werden von immer mehr Menschen benutzt werden. Zeitgenössische Autoren scheuen sich dabei nicht, hier voran zu gehen, um Wörter aus dem vulgären Sprachschatz salonfähig zu machen. Unflätigkeit gehört scheinbar zum guten Ton, um gelesen zu werden.
In der Interpretation eines neuen Romans eines bekannten (amerik.)Autoren las ich:
Ein witziges und lebensbejahendes Werk, das den Lesern Anlass gibt, das Leben positiv zu sehen!
Diese Lebensbejahung enthielt eine Menge an Wortschöpfungen, von denen »fuckyou« und »motherfucker« noch die harmlosesten waren!
Wir alle kennen, (oft auch zu unserem Bedauern) die Menge an »denglishen« Wörtern in unserer Sprache. Dass solche Ausdrucksweise nun auch in der Fäkalsprache Einzug gehalten hat, ist wahrscheinlich unausbleiblich und nicht mehr umkehrbar.
Aber ich weigere mich, Wörter wie »fickdich« als Umgangssprache zu verwenden, wie es schon häufig - auch im TV - geschieht!
©by H.C.G.Lux
Kommentare (9)
Danke für den Kommentar, liebe Christine!
Ich denke, viel liegt daran. dass die Kunst heute dem Publikum gefallen möchte, das dazu beiträgt, die Künstler materiell zu unterstützen. Natürlich war das schon immer so; dennoch hat sich mit der medialen Welt der Kreis der Interessenten vielfach erweitert. Dabei rutscht dann -(vielleicht naturgemäß?) - das gesamte Level nach unten!
Das genau ist es: Das Schamgefühl ist in der Gesamtheit der Sprache (aber nicht nur dort) auf dem Weg in die Moderne einfach verloren gegangen.
Können wir etwas daran änder? Sicher nicht, dennoch stellt es - einfach gesagt - eine Selbstverständlichkeit dar, dem nicht zu folgen!
(Mag die Jugend auch darüber lächeln ...
mit einem Lächeln
Horst
Lieber Horst.....
aus dem Herzen geschrieben und ins Herz gegangen..
.....diesen Artikel kann ich nur bejahen und wie bereits "Distelfink" schreibt, es breitet sich leider immer mehr aus... ? Und im TV ist diese Sprache , wie die Gewalt schon unerträglich, WARUM kann sich das so verändern? Denn damit verändert sich das ganze soziale Verhalten und wie Respekt und ein freundliches Miteinander?
Wie Du weißt, lebt ein Teil meiner Familie in einem englisch-sprechenden Land? Sie schütteln immer wieder ihre Köpfe über unser "denglisch", wir erfinden Vokabel, die es in ihrer Sprach NICHT gibt....übrigens "handy" gibt es auch nicht, das ist ein "erfundener deutscher Ausdruck"
Wir Deutschen blamieren uns mit diesen Formulierungen, man lacht im Ausland über uns.....
es ist die reinste Verrohung unserer Sprache......wir können uns nur davon distanzieren und bei unserer einst "niveau-volleren" Sprache bleiben,
danke und lieben Gruß
Renate
Dem kann ich nur zustimmen!
Vor einiger Zeit wurden in der Werbung großer Kaufhäuser Damenhandtaschen als "Bodybag" angeboten.
Ich war richtiggehend erschrocken, als ich das damals las.
Bodybags sind nämlich die Kunststoffsäcke, in denen die toten Soldaten - z.B. seinerzeit aus Vietnam- zurück in ihre Heimat USA gebracht wurden, um dort beigesetzt zu werden.
Noch mehr Geschmacklosigkeit ist in der Werbeindustrie haufenweise zu finden. Dies dann noch als irrtümliches Verhalten zu bezeichnen, ist so geschmacklos, das man nicht einmal vor Wut den Kopf schütteln kann!
@ladybird
Wie Du weißt, lebt ein Teil meiner Familie in einem englisch-sprechenden Land? Sie schütteln immer wieder ihre Köpfe über unser "denglisch", wir erfinden Vokabel, die es in ihrer Sprach NICHT gibt....übrigens "handy" gibt es auch nicht, das ist ein "erfundener deutscher Ausdruck"
Wir Deutschen blamieren uns mit diesen Formulierungen, man lacht im Ausland über uns.....
Liebe Renate, eine kleine Richtigstellung scheint mir - nur hierzu - doch angebracht zu sein.
Nicht "wir" erfinden Vokabeln sondern die Werbeindustrie und z.T. die Medien tun das mit voller Absicht, die bei weitem nicht anstößig sind. Dabei folgen sie ganz bestimmten Zielsetzungen auch ihrer Auftraggeber und "spielen" mit der Sprache, d.h. sie verändern sie (Grammatik und Vokabular) für ihre Zwecke ganz bewusst, um bestimmte Wirkungen zu erreichen. Daneben gibt es auch Entertainer, die damit Geld verdienen können, eben weil sie dafür Publikum haben. (Früher Otto Waalkes, heute auch andere)
Niemand, der Englisch sprechen will, wird diese Neuschöpfungen aus beiden o.g. Quellen ungeprüft übernehmen und im Glauben, das sei Englisch, im Englisch-sprachigen Ausland einfach verwenden, denn nur dann blamiert er sich.
Er wird so dort lassen, wo sie hingehören. Wenn man beides, das Denglisch der Unterhaltungs- und Marketingsprache für den deutschen Sprachraum und eben normales, kodifiziertes Englisch immer fein säuberlich auseinander hält - und viel kritischer mit ersterem umgeht - wird auch niemand über "uns" lachen. Das ist auch alles, was wir tun können und sollten.
Das Problem der Fäkalsprache bleibt davon unberührt.
LG, Gibfried
»Nicht "wir" erfinden Vokabeln sondern … «
Das ist richtig und deshalb das leidige Übel. Aber es steht außer Frage, dass solche Slogans widerspruchslos von der Mehrheit der Bevölkerung angenommen werden. Somit trägt die Werbeindustrie eine Menge dazu bei, dass unsere Sprache verroht und in das Gegenteil von dem verkehrt wird, als das sie einmal in der Welt geachtet war: Als Sprache der Dichter und Denker. (Sicher wird diese Wahrheit wieder belächelt werden ---)
Leider!
Grüße von
Horst
@Pan
Die Sprache der Dichter und Denker war vor allem die Sprache unter den Dichtern und Denkern. Daneben gab es schon immer andere Ebenen des Sprachgebrauchs, des Stiles und natürlich des Denkens, auf deren Berechtigung immer wieder gepocht wird.
Eine Verantwortung der Werbeindustrie würde ich nie abstreiten, sehe aber auch die Rezipienten in der Pflicht, wie du auch anmerkst. Die Verrohung kommt dabei weniger von der Werbeindustrie als aus anderen Quellen. Das wollte ich gern getrennt halten.
Herzlich, Gibfried
Das ist leider nicht mehr zu stoppen und breitet sich
leider leider aus.
Gruß Distel1fink7
Die Erscheinung betrifft leider auch meine Muttersprache, lieber Horst.
Und es handelt sich hier nicht nur über nicht schöne englische Wörter (obwohl auch, natürlich; die englischsprachichen Filme tragen ohne Zweifel auch dazu bei). In meiner Muttersprache gibt es sehr viele vulgäre Wörter, die noch in meiner Kindheit und Jugendzeit als so etwas galten, das nur von Verbrechern oder von solchen Menschen gebraucht werden konnte, mit denen man allgemein nicht gerne zu tun haben würde. Nicht nur Erwachsene hatten das ziemlich streng beachtet; kein Jugendlicher würde so etwas in Anwesenheit von einem Mädchen sagen, er würde sich einfach schämen... Und geschweige denn - eine junge Dame...? Unmöglich.
Nun kann man solche Sprache auch zum Beispiel auf der Theaterbühne hören. Als Antwort auf die Frage, wieso tut man so etwas, es bedeutet ja ein Erlaubnis dafür - bekommt man zu hören: So spricht ja die Straße...
Und meine weitere Frage ist dann: Seit wann lernen die Kultur, die Kunst, von der "Straße" - und nicht umgekehrt?
Mit besten Grüßen
Christine