WINTERMÄRCHEN (aus SCHWER-Sinniges)


Ein Wintermärchen

Blauweißstrahlend Eiskristalle
schmücken eine Winterwelt,
die für eine kurze Zeit lang
die Natur in Schweigen hält.

Flocken drehen sich im Kreise,
tanzen wirbelnd auf und ab,
Winterluft senkt sich hernieder.
Kälte kommt auf uns herab.

Blumen blühen an den Fenstern,
wenn der Winter uns erreicht,
wenn das Leben auf der Erde
einer starren Kälte weicht.

Wenn der Winterschlaf wird tiefer,
wenn der Atemhauch verweht,
wenn der Wind die Eiseskälte
her von Nord und Osten weht.

Und der Schnee dämpft alles Laute.
Stille herrscht für kurze Zeit,
bis der Frühling alles kleidet
prächtig in sein buntes Kleid.

Doch bis dahin ist’s noch lange.
Die Natur muss Zeit gewinnen,
um mit den gewonn´nen Kräften,
sich aufs neue zu besinnen.

So ist Winter nicht nur Sterben,
nicht nur Schlafen, nicht nur Ruhen.
Vorbereitung, um sich später
neugebor´n hervorzutun.

Gönnen wir auch uns die Pause,
um zurück zu uns zu finden.
Um das alte mit dem neuen
fest und gut jetzt zu verbinden.

Weiße tiefverschneite Felder,
wunderschöne Winterwelt,
die in ihrer stummen Stille
uns erfreut und uns gefällt.

Und wir hören eine Stimme,
die uns ruft, die uns erreicht.
Die uns atmen lässt so ruhig
und den Sonnenstrahlen gleicht.

Engverbunden sinkt ein Traum,
sinkt ein Märchen auf uns nieder,
und so finden wir uns gleichsam
in den Kindertagen wieder.

Fast vergessen ist der Alltag,
ist die Fron und ist die Pein.
Schon den Frühlingshauch empfindend,
funkelnd in den Tag hinein.


Roland Hass

Anzeige

Kommentare (10)

na-und
Liebe Freunde,

Hab einige Tage nicht reingeschaut und schon überschlagen sich die Kommentare. Sicher kann was von Eichendorff oder auch Heine drin sein, in anderen hat Benn auf mich abgefärbt, Goethes Faust sowieso, das sind alles so prägende Gestalten, die ich früher verschlungen habe und immer noch lese.

Anjelis Knie hat mich dazu allerdings nicht inspiriert, aber vielleicht eher ein Bahnsteig, weil ich früher in Berlin unweit des U-Bahnhofes Knie gelebt habe. Zu dem Gedicht Anjeli und das Knie wiederum, hat mich ebenfalls nicht das Knie von Anjeli an sich, sondern die Diskussion darüber inspiriert.

Nichtsdestoweniger danke ich allen, die hier zum Wintergedicht Stellung bezogen haben und entschuldige mich, dass ich mich erst jetzt gemeldet habe.

Ich soll übrigens von meiner Mutter grüßen.
Sie ist mir wie aus dem Gesicht geschnitten



Euch allen nochmals
DANKE, DANKE, DANKE,

Euer Roland

ehemaliges Mitglied
man muss sich begnügen - das ist halt manchmal so.
Und wunderbar - es gibt noch Worte!
Worte, die andere berühren.
Auch ohne, dass man Geschichts- Gedichtsbücher -bände wälzen muss.

Unbestritten - Dein Empfinden der Zeilen von na-und. Aber bitte nimm hin, dass jeder Leser dieser Worte ein eigenes Empfinden dazu hat.

Caja

lotte2 diese Bezeichnung ist ein wenig frech, denn ich weiß nicht einmal, worauf sich cajas Worte beziehen --
also:
ich antworte Dir , denn mir ist das Assoziieren nicht egal--- ( ich wiederhole mich - siehe oben)....

ich freue mich, dass mir mehr als die Floskel
Es ist einfach nur schön.
einfällt....
denn Poesie ist für mich auch ein Kontinuum ...
falls ich diese Deine Worte richtig deute , liegen wir beide ja im Grundsätzlichen nicht auseinander....

Jedes Gedicht, welches geschrieben wird, ist ein Spiel mit Worten. Roland oder andere, die Gedichte schreiben, können keine andere Wörter erfinden oder neu . Sie müssen
sich damit begnügen, was unsere Sprache an Möglichkeiten vorsieht.



Und jetzt schweige ich . Ich habe es nicht notwendig, meine Kommentare - zumal positive - zu rechtfertigen ...

anjeli ob das Gedicht von Roland an Eichendorff oder Heine erinnert. Es ist einfach nur schön.
Für mich hat Caja eine sachliche Feststellung getroffen, mehr nicht und ich sehe auch
keine Boshaftigkeit in diesem Kommentar.

Jedes Gedicht, welches geschrieben wird, ist ein Spiel mit Worten. Roland oder andere, die Gedichte schreiben, können keine andere Wörter erfinden oder neu kreiren. Sie müssen
sich damit begnügen, was unsere Sprache an Möglichkeiten vorsieht.

Auch wird die Fantasie in Worte gekleidet, entstehen bei dem Spiel mit Worten neue Wortschöpfungen?

Ja richtig, caja, Roland ist so hingerissen von meinem Knie, dass er schon in seinem
Dichterstübchen sitzt, um Wortschöpfungen über andere Körperteile zu bilden.
Er sitzt dort in Klausur und zermartert sich das Hirn. (lach)

anjeli

ehemaliges Mitglied
... na-und wirkt klärend bzw. beschwichtigend, auch wenn ihn "einfach mal so gesagt" nur "Anjelis Knie" interessiert!

lotte2 bist Du , bevor Du den Text von Roland lobst - was Traute und ich ebenfalls taten - so a wengerl boshaft auf uns beide..

.. nun an Eichendorff oder Heine erinnert – das ist mir völlig schnuppe.
geschrieben von caya


Mir - z.B. gefällt es, wenn meine freien Rhythem eine/n Rezipienten/in an -- na ja: an eine "Größe" der deutschsprachigen Lyrik erinnern ...

mir kommt irgendwie vor, ein Lob wird geschmälert, wenn es sich zum Teil auf pejorative Äußerungen stützt ..

aber: ich kann mich natürlich irren
ehemaliges Mitglied
.. nun an Eichendorff oder Heine erinnert – das ist mir völlig schnuppe.

Die „Melodie“ Deines Gedichtes berührt und bewegt mich, lässt erahnen, dass die stille Winterwelt ganz viel Leben birgt.

Ein wunderbares Gedicht.

Lulu, Lulu, Lulu, wortgewaltiger na-und!

Herzlichst, Caja



Traute Ein wunderschönes Wintermärchen. die Überschrift erinnerte mich an H.Heine, aber es las sich so sanft und hoffnungsvoll dem Frühling entgegen, einfach beneidenswert gelungen. Gratulation.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
lotte2 Das ist Eichendorffsche Stimmung ....
ein episch-distanziertes Lyrisches Ich


hier, lieber na -und, vergleiche einmal

Joseph von Eichendorff
Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,
ich hab' nichts, was mich freuet,
verlassen steht der Baum im Feld,
hat längst sein Laub verstreuet.


Es ist eigen, dass wir uns oft so einstimmen können, dass wir unbewusst auf im Lyriksinne klassisches Gut greifen...

anerkennende Grüße

Marianne Charlotte
anjeli das ist ja ein sehr schönes Wintermärchen, welches du in Gedichtform präsentiert.
Ich kann dir folgen, tief verschneite Felder, eine traumhafte Winterwelt mag ich auch.

Was ich nicht liebe, das ist die feuchte und nasse Kälte, dann fühle ich mich von diesem
eisig umklammert und friere.

Einen leisen Hauch von Frühling habe ich in deinem Gedicht vernommen. Ich freue mich auf
den Frühling. Ach, wäre er schon da.

anjeli

Anzeige