Wessen Freund war er eigentlich?


Zwischen meiner Schwester und mir gibt es nur einen winzig kleinen Altersunterschied: 1,5 Jahr (und da bin ich jünger!). ;) Trotzdem begann es bei ihr viel früher, dass sich da Jungen für sie interessiert hatten. Ich trug damals kurze Haare, Jeans, und war ziemlich dumm nervös, was bei Personen, die nicht gerade das beliebteste Kind in der Familie sind, typisch ist, und was Jungen ja hassen.
   Einer von den jungen Leuten, die unser Haus damals besuchten, war ein, sagen wir, Steffen. Es war um 1970, eher ausserordentlich war also sein grauer Anzug, Krawatte, weißes Hemd... Er musste ja auch nicht mehr als 20 Jahre alt gewesen sein.
   Seine Besuche sahen immer ähnlich aus: Er kam am Nachmittag, und brachte drei Rosensträuße: Einen für meine Mutter (wie die da strahlte! - eine ein wenig böswillige Memerkung von mir), für meine Schwester, und für mich. Dann saßen wir zu dritt am Tisch (mein Bruder studierte in einer anderen Stadt, und mein Vater fand schon immer eine Ausrede, um daran nur nicht teilnehmen zu müssen), und unterhielten uns. Das Gespräch verlief hauptsächlich zwischen mir und dem Steffen, denn meine Mutter konnte sich kaum darauf konzentrieren, und meine Schwester... Ich glaube, sie dachte, anständig und edel wäre es, wenn eine junge Dame schweigt (wir waren späte Kinder, so etwas wurde uns von unseren Eltern beigebracht; die waren fast so alt, dass sie unsere Großeltern sein könnten).
   Und zum Schluß ging der Steffen mit meiner Schwester spazieren. Ich bedauerte ein wenig, dass nicht ich diejenige war, die mit ihm einen Stadtbummel machen konnte...
   Aus der Bekanntschaft mit meiner Schwester wurde nichts. Steffen aus der Stadt ausgewandert, wir beide auch. Und da hat es sich neulich erwiesen, dass er nach vielen Jahren zurück hierher gekommen ist, wie auch wir beide Schwestern schon viel früher. Und da hat meine Schwägerin mal an einem Treffen teilgenommen, wo der Steffen auch einer von den Teilnehmern war. Natürlich war es da die Rede auch über die Vergangenheit; und weil sie über die Bekanntschaft von Steffen und meiner Familie wußte, fragte sie ihn, ob er sich an meine Schwester erinnern könnte. Da sagte er: Nein... Ich kann mich nur an die Jüngere erinnern.
   Könnte jemand fragen: Vielleicht kommt ihr also jetzt noch zusammen? Tja, das glaube ich nicht. Wenn er früher nicht sagen konnte: Gnädige Frau Mutter, entschuldigen Sie bitte, ich komme hierher aber wegen der Christine, und nicht anders - das kann er wahrscheinlich auch heute nicht mehr.
:)


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Kommentare (3)

Christine62laechel

Ich glaube, liebe Kristine und liebe Anita, Dass ihr beide Recht habt... Alles ist nun zu weit weg - und doch ist der Erfolg an meiner Seite.
Und übrigens, es gab vor Jahren ein Lied unter dem Titel (ungefähr übersetzt): "Am schönsten ist eine Liebe, die man nicht wirklich erleben konnte". Klar, da kann man weder sebst etwas ungeschickt tun, oder kann uns der Partner nicht enttäuschen. :)

Mit Grüßen
Christine
 

werderanerin

Es ist doch manchmal im  Leben so..., man erinnert sich nicht an das "Leise, das Vernünftige, das Solide"..., eher erinnert man sich an das Fesche, Aufmüpfige, Ausgeflippte..., das muss wohl so sein aber wenn ER früher den Mut nicht hatte..., heute wird das Interesse sich ebenfalls in Grenzen halten...zu weit weg ist alles...

Kristine 

koala


Wenn Bedarf da waere, da koennte ja evtl.emoji_heart_eyes

Schweigen war anstaendig und edel in den Augen Deiner Schwester.
Und Du hast Dich putzmunter mit ihm unterhalten.
Jetzt ist der Erfolg auf Deiner Seite.
An Dich erinnerte er sich.
Da faellt mir der Spruch ein ... Sittsamkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.
LG Anita/Queensland
 


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