wenn's kracht und knallt..................
bunte Lichter am Himmel stehen - die ganze Stadt auf den Beinen ist - sich einander in die Arme fällt...
das kann nur Sylvester 1990 gewesen sein.
Ich war mal wieder in meiner Heimatstadt vollbeladen angekommen, die Grenze erinnerte nur noch durch Gebäude und Schlängelbarrieren, daß man hier einst vor kurzer Zeit kontrolliert worden ist.
Doch jetzt war freie Fahrt - hurra. Ein völlig neues Fahrgefühl, die Straßen waren noch nicht besser geworden, doch das Gerumpele störte auf einmal nicht mehr.
Es war ein Gefühl, als könne man fliegen.....
Jeder Kilometer wurde abgezählt, und endlich war die Abfahrt da.
Ganz langsam bin ich zur Bundesstraße hingefahren ... eine kleine Pause bitte, meine Gefühle gehörten geordnet.
Die Tränen abwischen - doch sie kamen wieder, vielleicht hilft im Busch noch Pippi machen.
Tief durchatmen und die Fahrt ging weiter - nur noch einen Kilometer - doch die Dorfrunde mußte auch noch gefahren werden, das war Tradition bei mir.
Dann endlich kam ich bei meiner Großcousine an, die schon lauernd am großen Tor stand und auf mein Hupkonzert wartete.
Ich sah sie schon, als ich um die kleine Kurve fuhr und beide Torflügel öffneten sich wie automatisch.
Ich fuhr ganz langsam und majestätisch ein....
Alles, was sich als Verwandtschaft bezeichnen konnte, stand auf dem Hof.
Was ist denn hier passiert? Jedes Jahr kam ich mindestens zweimal zu Besuch - doch diesmal war es anders.
Eine Freude und ein Leben beflügelte selbst die älteste Tante.
Hilfe, ich werde totgedrückt !!
Selbst die Pastorin von gegenüber hat es sich nicht nehmen lassen,
an diesem Empfang teilzunehmen.( wir telefonierten öfters miteinander, um eine Nachricht weiterzugeben).
Nachdem ich nun plattgedrückt im Sessel saß und mich ein wenig ordnen konnte, stellte ich die Frage: Ich habe doch nichts gemacht?
Doch, doch, Du hast uns und deine Heimat nie aufgegeben - selbst bei den Demonstrationen warst Du dabei - jetzt wollen wir dich mal verwöhnen - also nimm es an.
So langsam entleerte sich der Hof - wir packten den Wagen aus und ich machte einen langen Gang durch den Garten bis zum See, wo ich mich auf den Steg setzte und meine Tränen laufen ließ.......
Ich erinnerte und dachte, dachte und erinnerte......
Irgendwann rief man mich zum Essen, ich löste mich aus meinen schweren Gedanken und ging zum Haus.
Langsam kam ich wieder in die Wirklichkeit zurück - eine riesige Tafel war aufgedeckt - es wurde gelacht und alle wirkten wie erlöst- eine Last war von den Schultern genommen.
Mir auch...ich brauchte mein Auto nicht mehr "verstecken", ich durfte auch auf der Straße parken.
Für Sylvester war Größeres geplant. Ganz gegen meiner Disziplin, ich hatte Böller mitgenommen.
Heute lassen wir es krachen ! Und das hinten auf dem Wall!
Als die "Stunde" schlug, standen wir hinten auf dem Wall, zählten mit und es krachte........endlos.
Die Silhouette von Dessau erstrahlte in allen Farben und wir, wir lagen uns in den Armen - und hätten es nie gedacht, daß wir DIESES
noch gemeinsam erleben dürfen.
Das war mein 1.Januar 1990......und mein Sohn feierte zu Hause seinen 22-ten Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch mein Sohn, ich habe leider Wichtigeres zu tun.
mit feuer-freudigen Grüßen
Euer Moni-Finchen
das kann nur Sylvester 1990 gewesen sein.
Ich war mal wieder in meiner Heimatstadt vollbeladen angekommen, die Grenze erinnerte nur noch durch Gebäude und Schlängelbarrieren, daß man hier einst vor kurzer Zeit kontrolliert worden ist.
Doch jetzt war freie Fahrt - hurra. Ein völlig neues Fahrgefühl, die Straßen waren noch nicht besser geworden, doch das Gerumpele störte auf einmal nicht mehr.
Es war ein Gefühl, als könne man fliegen.....
Jeder Kilometer wurde abgezählt, und endlich war die Abfahrt da.
Ganz langsam bin ich zur Bundesstraße hingefahren ... eine kleine Pause bitte, meine Gefühle gehörten geordnet.
Die Tränen abwischen - doch sie kamen wieder, vielleicht hilft im Busch noch Pippi machen.
Tief durchatmen und die Fahrt ging weiter - nur noch einen Kilometer - doch die Dorfrunde mußte auch noch gefahren werden, das war Tradition bei mir.
Dann endlich kam ich bei meiner Großcousine an, die schon lauernd am großen Tor stand und auf mein Hupkonzert wartete.
Ich sah sie schon, als ich um die kleine Kurve fuhr und beide Torflügel öffneten sich wie automatisch.
Ich fuhr ganz langsam und majestätisch ein....
Alles, was sich als Verwandtschaft bezeichnen konnte, stand auf dem Hof.
Was ist denn hier passiert? Jedes Jahr kam ich mindestens zweimal zu Besuch - doch diesmal war es anders.
Eine Freude und ein Leben beflügelte selbst die älteste Tante.
Hilfe, ich werde totgedrückt !!
Selbst die Pastorin von gegenüber hat es sich nicht nehmen lassen,
an diesem Empfang teilzunehmen.( wir telefonierten öfters miteinander, um eine Nachricht weiterzugeben).
Nachdem ich nun plattgedrückt im Sessel saß und mich ein wenig ordnen konnte, stellte ich die Frage: Ich habe doch nichts gemacht?
Doch, doch, Du hast uns und deine Heimat nie aufgegeben - selbst bei den Demonstrationen warst Du dabei - jetzt wollen wir dich mal verwöhnen - also nimm es an.
So langsam entleerte sich der Hof - wir packten den Wagen aus und ich machte einen langen Gang durch den Garten bis zum See, wo ich mich auf den Steg setzte und meine Tränen laufen ließ.......
Ich erinnerte und dachte, dachte und erinnerte......
Irgendwann rief man mich zum Essen, ich löste mich aus meinen schweren Gedanken und ging zum Haus.
Langsam kam ich wieder in die Wirklichkeit zurück - eine riesige Tafel war aufgedeckt - es wurde gelacht und alle wirkten wie erlöst- eine Last war von den Schultern genommen.
Mir auch...ich brauchte mein Auto nicht mehr "verstecken", ich durfte auch auf der Straße parken.
Für Sylvester war Größeres geplant. Ganz gegen meiner Disziplin, ich hatte Böller mitgenommen.
Heute lassen wir es krachen ! Und das hinten auf dem Wall!
Als die "Stunde" schlug, standen wir hinten auf dem Wall, zählten mit und es krachte........endlos.
Die Silhouette von Dessau erstrahlte in allen Farben und wir, wir lagen uns in den Armen - und hätten es nie gedacht, daß wir DIESES
noch gemeinsam erleben dürfen.
Das war mein 1.Januar 1990......und mein Sohn feierte zu Hause seinen 22-ten Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch mein Sohn, ich habe leider Wichtigeres zu tun.
mit feuer-freudigen Grüßen
Euer Moni-Finchen
Kommentare (2)
ladybird
Beim Lesen Deiner Erinnerung, meinte ich, Deine Rührung zu spüren, noch zu DDR-Zeiten bin ich nach Zeitz gereist, trotz aller Widrigkeiten aller Kontrollen, an+abmelden beim Bezirksammt, meine Freunde wurden meine Verwandte (wegen des Hausbuches!!) allerdings war das nicht unangenehm, das Treffen lieber Menschen zählte.
Nun war ich im Sommer in Sachsen/Anhalt, wie Du weißt, auch in Deiner Stadt,
unser damaliger Kanzler Kohl hat sein Versprechen doch gehalten: wir konnten uns überzeugen, daß zumindest dieses neue Bundesland, eine blühende Augenweide wurde.
Selbst Bitterfeld mit seiner Seenlandschaft, statt Braunkohle, ist schön.
Nur an wenigen Ecken sind noch "Altlasten" zu erkennen, aber man ist dran....
Apropos Rührung: diese verspürte ich als mir bewußt wurde, wie schön unser ganzes Land ist.
Daß die Wiedervereinigung so "unblutig" verlief.
Unsere neuen Bundesländer sind eine Bereicherung in Kunst, Kultur und Natur.
Auch haben sich neue Freundschaften gebildet, jedenfalls bei uns.
Danke für Deine Schilderung,
jetzt habe ich eine Ahnung von Deiner Heimat,
herzlichst Ladybird
Nun war ich im Sommer in Sachsen/Anhalt, wie Du weißt, auch in Deiner Stadt,
unser damaliger Kanzler Kohl hat sein Versprechen doch gehalten: wir konnten uns überzeugen, daß zumindest dieses neue Bundesland, eine blühende Augenweide wurde.
Selbst Bitterfeld mit seiner Seenlandschaft, statt Braunkohle, ist schön.
Nur an wenigen Ecken sind noch "Altlasten" zu erkennen, aber man ist dran....
Apropos Rührung: diese verspürte ich als mir bewußt wurde, wie schön unser ganzes Land ist.
Daß die Wiedervereinigung so "unblutig" verlief.
Unsere neuen Bundesländer sind eine Bereicherung in Kunst, Kultur und Natur.
Auch haben sich neue Freundschaften gebildet, jedenfalls bei uns.
Danke für Deine Schilderung,
jetzt habe ich eine Ahnung von Deiner Heimat,
herzlichst Ladybird
ein schöner bericht,gut zu lesen.
mein bruder hat damals in berlin (west) studiert und mich und meine familie eigeladen ihn zu besuchen. habe ich ein paar mal wahrgenommen. anfahrt genze boizenburg auto links raus durchsuchung,mogenpost konfisziert. warten warten,dann
endlich weiterfahrt, in qitzo? mittag gegessen,grenze berlin
wieder links raus, gleiche prozietur.
dann fiel mir ein das ich ja 1944 in tühringen geboren wurde
wo meine mutter nur sechs wochen blieb um wieder heimfuhr
nach hamburg.
lg basta (helmut)