was "Nach-Namen" auslösen können.....
eine reizvolle DDR-Geschichte und für alle, die diesen Staat schon oder noch, seit 1948 kennen.
Im Jahre 1953 verstarb meine Mutter - mein Vater war 1942 schon im Krieg gefallen.
Opa war auch im Februar 1953 gestorben und somit mußte ich irgendwo hin.
Meine Tante, die Schwester meiner Mutter kam aus der BRD um sich der Sache anzunehmen. Mein Onkel kam nach und bot die Vormundschaft den Behörden an.
Er trug den Namen "Hennecke" und man zog den Hut.
Und schon war die Verwechslung da.
Im Oktober 1948 wurde ein Adolf Hennecke zum Superhelden der Arbeit gekrönt.
Adolf Hennecke erfüllt sein Soll um 387% v.H.
"Adolf Hennecke, Nationalpreisträger, Initiator der nach ihm benannten Aktivistenbewegung, die die Arbeitsproduktivität nicht nur durch körperliche Mehrleistung, sondern durch besseres Durchdenken der Arbeitsmethoden vergrößerte."
Zitat Ende.
Mein Onkel stellte sich beim Vormundschaftsgericht vor: mein Name ist Günther Hennecke und beantrage die Vormundschaft für......
Weiter kam er schon nicht. Ja Herr Hennecke, nehmen sie Platz, ich hole den Richter soundso und entschwand. Ich stand am Türrahmen angelehnt und verstand überhaupt das ganze Theater nicht. Aber ich sprach kein Wort
Der Richter kam, stürzte freudig auf meinen Onkel zu: ja, Herr Hennecke, so eine Freude sie hier zu sehen.
Mein Onkel verstand nur Bahnhof....er fing wieder an seine Belange vorzutragen...
jetzt wußte der Richter endlich Bescheid, daß er die Vormundschaft für mich übernehmen wollte und ich mit in die BRD gehen sollte.
Aus meiner Ecke kam ein ganz leises: nu aber hennecke, hennecke, was soviel bedeutete: nun mach mal hinne oder jetzt aber schnell!
Der Richter richtete seinen Blick auf mich, durchbohrte mich mit seinem Blick - ich hielt stand - und er unterschrieb das Papier.
Kein Wort richtete er an mich - ich war frei - die Vormundschaftsakten wurden an das westliche Vormundschaftsgericht gesandt und fertig.
Als wir draußen waren, fragte mein Onkel nach meinem Verhalten und was das mit dem
Hennecke, Hennecke auf sich hatte.
Nun konnte ich wieder plappern und erzählen und er nahm es mit Erstaunen hin - konnte nicht einmal darüber lachen. Komische Sitten habt ihr hier, waren seine Worte.
Meine Augen suchten nach einem Plakat, die an allen Ruinen-Wänden hingen und am Kino fand ich ein verwittertes Stück, blieb stehen und deutete darauf. Onkel Günther schau, das ist Adolf Hennecke!
Nee,nee Du, wir sind bestimmt nicht verwandt - das müßte ich doch wissen - überhaupt nicht unsere Linie schon vom Aussehen her, ganz bestimmt nicht.
Meine Ahnen und auch ich, bin in Lauenburg geboren und andere von meiner Mutter lebten in Danzig und Stettin. Und alle sind nach der großen Flucht bei den Eltern meines Vaters in Braunschweig gelandet.
Einer, der im Osten blieb und mit den Namen "Adolf" ausgestattet ist, den gab es nicht in unserer Verwandtschaft.
Und damit war dieses Thema abgehandelt.
Doch der Name "Hennecke" beschleunigte den für mich gestellten Ausreiseantrag von Emil August Gerhard Günther Hennecke! Komisch?
Nach viel zu schnellen 14 Tagen - kaum war die Beerdigung verdaut - ging die Reise in den Westen los.
Als ich nach 7 Jahren erstmals wieder in meiner Heimat war, faßte ich mir ein Herz und ging in das Vormundschaftsgericht dort rein. Die Akte hatte ich dabei - suchte nach den Namen und fand ihn nicht mehr....auch an der Pforte war er nicht mehr bekannt.
Vielleicht ist er auch abgehauen......und wurde totgeschwiegen, es sei ihm gegönnt.
mit "flüchtigen" Grüßen
Euer Moni-Finchen
Im Jahre 1953 verstarb meine Mutter - mein Vater war 1942 schon im Krieg gefallen.
Opa war auch im Februar 1953 gestorben und somit mußte ich irgendwo hin.
Meine Tante, die Schwester meiner Mutter kam aus der BRD um sich der Sache anzunehmen. Mein Onkel kam nach und bot die Vormundschaft den Behörden an.
Er trug den Namen "Hennecke" und man zog den Hut.
Und schon war die Verwechslung da.
Im Oktober 1948 wurde ein Adolf Hennecke zum Superhelden der Arbeit gekrönt.
Adolf Hennecke erfüllt sein Soll um 387% v.H.
"Adolf Hennecke, Nationalpreisträger, Initiator der nach ihm benannten Aktivistenbewegung, die die Arbeitsproduktivität nicht nur durch körperliche Mehrleistung, sondern durch besseres Durchdenken der Arbeitsmethoden vergrößerte."
Zitat Ende.
Mein Onkel stellte sich beim Vormundschaftsgericht vor: mein Name ist Günther Hennecke und beantrage die Vormundschaft für......
Weiter kam er schon nicht. Ja Herr Hennecke, nehmen sie Platz, ich hole den Richter soundso und entschwand. Ich stand am Türrahmen angelehnt und verstand überhaupt das ganze Theater nicht. Aber ich sprach kein Wort
Der Richter kam, stürzte freudig auf meinen Onkel zu: ja, Herr Hennecke, so eine Freude sie hier zu sehen.
Mein Onkel verstand nur Bahnhof....er fing wieder an seine Belange vorzutragen...
jetzt wußte der Richter endlich Bescheid, daß er die Vormundschaft für mich übernehmen wollte und ich mit in die BRD gehen sollte.
Aus meiner Ecke kam ein ganz leises: nu aber hennecke, hennecke, was soviel bedeutete: nun mach mal hinne oder jetzt aber schnell!
Der Richter richtete seinen Blick auf mich, durchbohrte mich mit seinem Blick - ich hielt stand - und er unterschrieb das Papier.
Kein Wort richtete er an mich - ich war frei - die Vormundschaftsakten wurden an das westliche Vormundschaftsgericht gesandt und fertig.
Als wir draußen waren, fragte mein Onkel nach meinem Verhalten und was das mit dem
Hennecke, Hennecke auf sich hatte.
Nun konnte ich wieder plappern und erzählen und er nahm es mit Erstaunen hin - konnte nicht einmal darüber lachen. Komische Sitten habt ihr hier, waren seine Worte.
Meine Augen suchten nach einem Plakat, die an allen Ruinen-Wänden hingen und am Kino fand ich ein verwittertes Stück, blieb stehen und deutete darauf. Onkel Günther schau, das ist Adolf Hennecke!
Nee,nee Du, wir sind bestimmt nicht verwandt - das müßte ich doch wissen - überhaupt nicht unsere Linie schon vom Aussehen her, ganz bestimmt nicht.
Meine Ahnen und auch ich, bin in Lauenburg geboren und andere von meiner Mutter lebten in Danzig und Stettin. Und alle sind nach der großen Flucht bei den Eltern meines Vaters in Braunschweig gelandet.
Einer, der im Osten blieb und mit den Namen "Adolf" ausgestattet ist, den gab es nicht in unserer Verwandtschaft.
Und damit war dieses Thema abgehandelt.
Doch der Name "Hennecke" beschleunigte den für mich gestellten Ausreiseantrag von Emil August Gerhard Günther Hennecke! Komisch?
Nach viel zu schnellen 14 Tagen - kaum war die Beerdigung verdaut - ging die Reise in den Westen los.
Als ich nach 7 Jahren erstmals wieder in meiner Heimat war, faßte ich mir ein Herz und ging in das Vormundschaftsgericht dort rein. Die Akte hatte ich dabei - suchte nach den Namen und fand ihn nicht mehr....auch an der Pforte war er nicht mehr bekannt.
Vielleicht ist er auch abgehauen......und wurde totgeschwiegen, es sei ihm gegönnt.
mit "flüchtigen" Grüßen
Euer Moni-Finchen
Kommentare (5)
finchen
liebes Trautileinchen,
an diesen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Und wer heißt schon Hockauf -.
das wäre doch schon einer Erinnerung wert.
Wieviel Prozent von Hundert lag sie über dem Soll?
Ich glaube, mein Mathe-Lehrer hätte mich gesteinigt, wenn ich mit dieser Rechenkunst gekommen wäre.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Dein Moni-Finchen
an diesen Namen kann ich mich nicht mehr erinnern. Und wer heißt schon Hockauf -.
das wäre doch schon einer Erinnerung wert.
Wieviel Prozent von Hundert lag sie über dem Soll?
Ich glaube, mein Mathe-Lehrer hätte mich gesteinigt, wenn ich mit dieser Rechenkunst gekommen wäre.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Dein Moni-Finchen
finchen
Du, da verwechselst Du was. Ich stand unter Vormundschaft, ich war nicht adoptiert - das wollte ich nicht. Und somit blieb mein Mädchenname (Scholz) erhalten.
Der zweite Vormund wurde vom Vormundschaftsgericht gestellt, da es ja auch um zu regelnde "Vermögensverhältnisse",kicher, ging. In der BRD wurde das genauso praktiziert. Mein Onkel mußte vierteljährlich an diesen Amts-Vormund schriftlich über meine Entwicklung berichten !!!
Ich wurde auch mal eingeladen und man sagte mir, daß ich bei Kümmernissen jederzeit zu dem Amts-Vormund kommen könnte.
War das nicht praktisch? Welches Kind konnte sich schon über seine "Eltern" beschweren, wenn es nötig war.
Oh welch Trost....das Heimweh ging davon auch nicht weg.
Nun aber hennecke, hennecke an die Töpfe ran.
Lieben Gruß und ein schönes Wochenende
schickt Dir Moni-Finchen
Der zweite Vormund wurde vom Vormundschaftsgericht gestellt, da es ja auch um zu regelnde "Vermögensverhältnisse",kicher, ging. In der BRD wurde das genauso praktiziert. Mein Onkel mußte vierteljährlich an diesen Amts-Vormund schriftlich über meine Entwicklung berichten !!!
Ich wurde auch mal eingeladen und man sagte mir, daß ich bei Kümmernissen jederzeit zu dem Amts-Vormund kommen könnte.
War das nicht praktisch? Welches Kind konnte sich schon über seine "Eltern" beschweren, wenn es nötig war.
Oh welch Trost....das Heimweh ging davon auch nicht weg.
Nun aber hennecke, hennecke an die Töpfe ran.
Lieben Gruß und ein schönes Wochenende
schickt Dir Moni-Finchen
heide † †
aber wenn Finchen schreibt, dann nehme ich mir gerne die Zeit und lese, lese und lese, egal wie lang die jeweilige Geschichte auch ist.
Ja, Finchen, auch mit diesem Erlebnisbericht konntest Du mich wieder fesseln, wobei ich allerdings immer noch nicht begriffen habe, wo denn Dein ursprünglicher Hausname ‘tatsächlich‘ abgeblieben ist. Denn mit 13 Jahren, so alt muss Du ja damals gewesen sein, hattest Du doch schon eigene Papiere, wenngleich es vielleicht auch nur das eigene Zeugnis gewesen ist.
Viele Hausnamen sind tatsächlich nur Schall und Rauch, aber wenn man einen besonderen trägt...
Ganz liebe Grüsse
an Fräulein Hennecke, jetzt Frau...
von Heide
Ja, Finchen, auch mit diesem Erlebnisbericht konntest Du mich wieder fesseln, wobei ich allerdings immer noch nicht begriffen habe, wo denn Dein ursprünglicher Hausname ‘tatsächlich‘ abgeblieben ist. Denn mit 13 Jahren, so alt muss Du ja damals gewesen sein, hattest Du doch schon eigene Papiere, wenngleich es vielleicht auch nur das eigene Zeugnis gewesen ist.
Viele Hausnamen sind tatsächlich nur Schall und Rauch, aber wenn man einen besonderen trägt...
Ganz liebe Grüsse
an Fräulein Hennecke, jetzt Frau...
von Heide
Traute
und bei den Frauen war es die Frieda Hockauf.
Dabei, sagte mein Vater, früher hieß es, Akkord ist Mord.
Nun musste man auf andere Art mehr produzieren. Da kam der Wettbewerb, mit dem wir schaffen so viel und ihr?
Dann kamen die Prämien und die Auszeichnungen. Aktivist z.B.
und in den Arbeitsgruppen Kollektiv der sozialistischen Arbeit.
Da durfte kein Zuspätkommen sein, es mussten im Kollektiv
kulturelle Veranstaltungen besucht werden,u.s.w.
Ja das war anders, aber ein Gutes hatte es, wir kamen uns näher und waren vertrauter miteinander.
Alles vorbei.
Eine interessante Geschichte, habe lange nicht mehr darüber nachgedacht.
Mit Erinnerungsgrüßen,
Traute
Traute(Traute)
Dabei, sagte mein Vater, früher hieß es, Akkord ist Mord.
Nun musste man auf andere Art mehr produzieren. Da kam der Wettbewerb, mit dem wir schaffen so viel und ihr?
Dann kamen die Prämien und die Auszeichnungen. Aktivist z.B.
und in den Arbeitsgruppen Kollektiv der sozialistischen Arbeit.
Da durfte kein Zuspätkommen sein, es mussten im Kollektiv
kulturelle Veranstaltungen besucht werden,u.s.w.
Ja das war anders, aber ein Gutes hatte es, wir kamen uns näher und waren vertrauter miteinander.
Alles vorbei.
Eine interessante Geschichte, habe lange nicht mehr darüber nachgedacht.
Mit Erinnerungsgrüßen,
Traute
Traute(Traute)
für diese wunderbare Geschichte aus einer Zeit die mir nur
vom Fernsehen und den Nachrichten bekannt ist.
Abgesehen von Bruchstücken Erzählungen ausgereister Verwandten. Lieben Gruß Elisabeth