Verrat x2
Ich habe hier mehrmals darüber geschrieben, dass ich mit einer Kabarettgruppe zusammenarbeite, seit vier Jahren nun. Bislang nicht erwähnt, dass es da auch eine Dame gibt, die mich aus irgendeinem Grund von Anfang an einfach hasst. Immer wieder bekomme ich das zu spüren, denn sehr raffiniert ist sie nicht... Leider ist sie eine dominante Person (weniger höflich: Eine echte Hexe), die sich die meisten Kabarettisten zu unterordnen weiß. So wirklich nett sind für mich jetzt nur noch zwei Personen, obwohl es zu Anfang nur zwei waren, denen ich vielleicht nicht ganz gefallen habe.
Warum ist es so, keine Ahnung; hier sagt man: Selbst wenn du ein Engel bist, kann das Rascheln von deinen Flügeln einen stören…. Wie auch immer, ich mache mir nichts daraus, habe für das Kabarett sehr viel getan, dafür keinem etwas Böses. Für die Dame, nennen wir sie Margarete, ist das angeblich zu wenig. Vor unserem letzten Auftritt mit einer befreundeten Jazzband, sagte sie plötzlich zu mir in der Garderobe: Do solltest dich aber nicht so bewegen, wenn du singst, das sieht ganz blöd aus. Ich sagte ruhig darauf: Du bist nicht der Regisseur hier. (Ich muss zugeben, dass ich mich dann heimlich im großen Spiegel angeschaut habe, vielleicht tue ich doch wirklich was verkehrt? Nein, alles in Ordnung…).
Die Margarete wurde aber wahrscheinlich innerlich wütend, weil ich gleichgültig geblieben bin. Sie weiß, sie kann mich doch nicht berühren. Oh, wirklich? Da muss sie sich schon wieder etwas einfallen lassen, um mir doch etwas Unangenehmes anzutun…
Gestern hatten wir eine Probe vor dem Auftritt im Oktober (der übrigens wie gewöhnlich von meinem Sohn für einen symbolischen Preis verfilmt werden soll, sonst müssten die guten Leute viel mehr dafür bezahlen). Nach der Probe gehen sie oft noch in ein Café, worauf ich meistens keine Lust habe. Sie sprechen da sehr laut, benehmen sich wie welche Stars, mir gefällt das gar nicht.
Gestern wollte sich aber der Jazzbandleader für unseren Anteil an dem gemeinsamen Auftritt bedanken – er hat die Gruppe in ein Café eingeladen. Daran würde ich schon gerne teilgenommen haben, denn ich habe viel Sympathie und Respekt für den älteren Musiker. Nur - mir hatte niemand über die Einladung gesagt. Abgewartet, bis ich weg war. Dann ohne mich – los. Ohne Zweifel sollte das der Margarete Rache gewesen sein.
Als ich heute von meiner Nachbarin, ebenso einer Kabarettistin, erfahren habe (ein Lächeln voller Ironie konnte sie sich nicht ersparen), dass es dieses Treffen gegeben hat, wurde es mir so unangenehm, dass ich mich kurz fast krank gefühlt habe. Was nun? Sollte ich etwa die Gruppe verlassen? Sollte mein Sohn die Auftritte nicht mehr verfilmen? Wenn dann beruhigt, habe ich mir gedacht: Nein, nichts, keine Reaktion. Ich amüsiere mich da trotzdem gut, und was die Margarete am meisten nerven wird, wäre ja wieder meine Gleichgültigkeit – sollte ich mich auch mal rächen wollen (oder sie zu erziehen versuchen). Und meine zwei neue Lieder, die hoffe ich wie ein Engel im Oktober singen zu können…
Nach einer Stunde meiner Überlegungen hat mich eine ehemalige Schulfreundin aus einem anderen Ort angerufen. Sie weinte, als sie mir erzählte, was ihr heute passiert war. Ihr Sohn ist geschieden, und sein 5-jähriger Junge wird Mal von ihm, Mal von seiner ehemaligen Partnerin betreut; von ihr meistens nur kurz, sie ist nicht sooo mütterlich; es wurde so vor Gericht natürlich vereinbart. Gestern sind die Mutter und der Kleine nach zwei Wochen aus dem Ausland zurückgekommen. Meine Freundin war ihnen heute zufällig in einem Friseursalon begegnet. Voller Freude sprach sie ihren Enkel an, wollte ihn küssen – keine Reaktion. Keine Antwort auf ihre Fragen. Die beiden jungen Eltern sind nun nichts anderes als Feinde. Die Mutter hat den gemeinsamen Aufenthalt mit dem kleinen Sohn gut genutzt, um seine Stellung zu dem Vater, und so auch zu der Oma, die ihn sehr liebt und auch oft betreut, zu verändern.
Im Vergleich damit kommt mir der Verrat meiner „Freunde“ wirklich nicht mehr so wichtig vor…
Kommentare (11)
@Manfred36
Ja, mit der konstruktiven Kritik ist es in meiner Kabarettgruppe so eine Sache... Sie empfinden sowas als eine Attacke. Wenn mal in der Probe, hört man nur Komplimente. Dann gehen sie nach Hause, miteinander telefonieren, und es geht los - da werden erstmal die Anderen besprochen.... :) Letztens wagte die Margarete mir direkt etwas Unfreundliches zu sagen (steht in meinem Eintrag geschrieben); es war ja keine Kritik, sie wollte mich vor der Gruppe lächerlich machen. Daneben. :)
Meine Freundin hat schon früher bemerkt, dass ihr Enkel charakteristische Merkmale für ein Kind in einer solchen Situation aufweist: Er ist unbeständig, nervös, unsicher. Ich hoffe, dass die ganze Familie einen besten Weg zur Ruhe findet.
Ja, liebe Christine, so ist es wohl im Leben, man kann es nicht allen "Rechtmachen" und das muss man aber auch garnicht !
Ich denke, dass in eurer Gruppe schon eine Art Mobbing stattfindet und das schon Ausmaße angenommen hat, die man nicht so hinnehmen sollte.
Soetwas sollte ganz offen angesprochen werden, ansonsten wirds schlimmer. Nicht nur Neid kann (!) eine der Ursachen für solch Verhalten der "Hexe" sein, sicherlich steckt noch ganz Anderes dahinter...
Hier musst du (denke ich) Stellung beziehen und dann hast du für dich auch Ruhe.
Du merkst doch am Verhalten deiner Nachbarin, dass auch sie schon auf die "Mobbingseite" gezogen wurde !
Nichts tun, schadet nur DIR ...und das es dich belastet, spürt man in jeder Zeile.
Was das Verhalten der sogenannten "Eltern" angeht, kann ich nur Verachtung empfinden. Partnerschaften können aus den unterschiedlichsten Gründen beendet werden, eines zeugt aber von großem Hass und primitivem Handeln..., wenn Kinder als Waffe benützt werden. Noch verstehen die Kids das nicht, werden sich aber später ganz sicher rächen.
Ich weiß , wovon ich schreibe, habe aber zum Glück eben nicht meine Enkel verloren und darüber bin ich sehr dankbar.
Es geht nämlich auch anders ! Immer im Sinne der Kids !
Kristine
@werderanerin
Liebe Kristine,
Du hast Recht: Erstens, ja, ich fühle mich sehr damit belastet. Feindlichkeit tut mir sehr schlecht. Zweitens: Dass da eine Reaktion unternommen werden sollte, stimmt.
Die anderen Leute tun aber gerne, als ob nichts passieren würde. Warum lassen sie sie auf ihren Nasen herumtanzen, sozusagen? Keine Ahnung. Meine langjährige Erfahrung im Beruf Lehrerin sagt mir aber eines vor: Ein Pokerspiel. Wie mit einem Halbstarken, der gar nicht merken sollte, wie ich da handle, um ihn korrekt zu kriegen. Heißt das etwa Manipulation? Ja, im besten Sinne des Wortes aber. Solche Menschen wie die Margarete sollten nicht wissen, was man denkt und vorhat, denn das lässt sie neue (dumme) Ideen entwickeln.
Und sonst, wie im Kommentar für Syrdal vermutet, vielleicht wäre ich bei besserem Wetter nicht so empfindlich gewesen... ;)
Zu den Kindern und der Scheidung: Ich glaube, hier wäre auch die Folge der Stresslosen Erziehung zu sehen. Viele junge Eltern können kaum die Kraft der Worte "du musst", "du darfst nicht", "Verantwortung", "Ausdauer".
Die Beziehung wurde lästig? Na, dann aus...
Schön, dass die Situation in Deiner Familie ohne schlechte Folgen gelöst sein konnte.
Mit lieben Grüßen
Christine
Ja, liebe Christine, selbst wenn es ein "Pokerspiel" sein sollte..., man sollte selber immer wissen, wo man steht und im Fall des Falles die richtige Karte zum richtigen Zeitpunkt ausspielen...ich wünsche dir viel Kraft !
Kristine
schrecklich was Neid und Eifersucht schon immer anrichten können. Die Kinder werden den lieben entfremdet und der Schaden ist kaum gutzumachen da ja auch die Halbgeschwister darunter leiden im Einzelfall .
Dein Beitrag berührt und spiegelt unseren oft kühlen Alltag wieder .
einen gesegneten Sonntag wünscht jochen
@hustengutzje
Ja, lieber Jochen, als eine erwachsene und erfahrene Person komme ich hoffentlich bald mit meiner Traurigkeit zurecht. Die Schaden aber, die in der Psyche eines Kindes durch den Kampf zwischen den zwei von ihm geliebten Personen, oft den wichtigsten für es überhaupt - die lassen sich kaum heilen.
Mit Grüßen
Christine
Da kommt mir so manches doch recht bekannt vor... komisch!
Aber da fällt mir sogleich ein:
Wo Menschen sind, da menschelt’s!
...und das bestätigt sich immer wieder, sagt
Syrdal
@Syrdal
So ist es wirklich, lieber Syrdal: Es menschelt, und ganz heftig sogar. :) Eines ist aber ganz schwer in dem Fall zu ertragen: Sich ungerecht ausgeschlossen zu fühlen. Hoffentlich werde ich mich doch noch durchsetzen können, hoffentlich lag es nur an dem Wind, dass ich mich so "verraten" fühlte... :)
Mit Grüßen
Christine
Ein solches Verhalten, liebe Christine ist sehr unschön. Oftmals steckt Neid dahinter und dem ist schwer zu begegnen. Du hast dich entschlossen, dich nicht verdrängen zu lassen, das ist gut, denn du würdest dir ja etwas nehmen, was dir große Freude macht. Schade ist es für eine solche Gruppe, die miteinander etwas auf die Bühne bringt, wenn der Teamgeist nicht in Ordnung ist.
Die zweite Geschichte und solche Geschichten hört man immer wieder, ist sehr traurig. Die Mutter bedenkt nicht, was sie mit ihrer "Rache" dem Kind antut. Niemals sollten die Querelen der Erwachsenen auf dem Rücken eines Kindes ausgetragen werden.
Manchmal frage ich mich, warum sich Menschen gegenseitig das Leben so schwer machen müssen.
Herzliche Grüße
Brigitte
@Roxanna
Liebe Brigitte,
ja, der Teamgeist eben... Ich kann sehr gut in einem Team arbeiten, mag es auch sehr. Solche Menschen wie die Margarete sind aber leider kaum dazu geeignet: Sie will immer nur die Wichtigste sein! So geht das nicht, zumal ihre Ideen oft ganz schlecht sind, da wagen auch die Anderen zu protestieren. :)
Zu der anderen Sache: Ich glaube, es ist besser, sich scheiden zu lassen, als zusammen lange Jahre zu sein, wo es keine Ruhe und keine Liebe im Haus gibt. Da muss man aber die Tatsache beachten, dass die Empfindlichkeit eines Kindes ganz anders ist: Diese Rache, was selbst ein kleines Kind ja gut ahnen kann, ist wirklich etwas ganz Grausames.
Mit lieben Grüßen
Christine
Roxanna hat sich sehr treffend zu deinen Schilderungen geäußert, liebe Christine. Sie hat auch das ganz Wesentliche einer Kabarettgruppe angesprochen, den Teamgeist. Ihr wirkt ja zusammen, und ein Zusammenwirken ohne Teamgeist kann ich mir fast nicht vorstellen. Auch gegenseitige ernstgemeinte Kritik gehört zum Teamgeist. Da ist natürlich auch der Regisseur erheblich gefragt.
Zum zweiten Teil deines Blogs muss ich sagen, dass man, um ein 5-jähjriges Kind zu verhetzen, eigentlich lügen muss. Der Kleine scheint mir bei aller Anwesenheit stark verunsichert zu sein und zieht sich dann in sich zurück. Wenn die Oma ihn oft betreut, scheint mir da einiges korrigierbar.