Unterwegs nach Indien * (Als Rucksacktourist auf dem Hippie Trail)


Unterwegs nach Indien * (Als Rucksacktourist auf dem Hippie Trail)
Istanbul – Erzurum

Auf dem Weg nach Erzurum trampten Kumpel Jean und ich von Istanbul nach Ankara. Dort lernten wir die Studentin Nur kennen, die uns ihre Uni und die Stadt zeigte. Sie erzählte uns über ihren Alltag und wäre am liebsten gleich mit uns gezogen. Am Abend legten wir uns im warmen Wartsaal des Bahnhof auf einer Bank schlafen.  

Zugfahrt Ankara - Erzurum.JPG

Anderntags schneite es, als wir an der Strasse standen und stoppten. Aber es war unmöglich, bei dieser Kälte die lange Strecke per Anhalter zurückzulegen. Es gab nur eine Alternative; die Eisenbahn!

Am Schalter erklärte uns der Mann, dass die Fahrt gegen 30 Stunden dauere, da der von einer Dampflok gezogene Zug an allen Stationen halte. Wir kauften uns Billette 3. Klasse für umgerechnet etwa zehn Franken pro Person! 

Iran Zahedan Jean u Aettli auf Wasserzuglok  - Kopie - Kopie.jpg

In unserem Drittklasse-Waggon herrschte Chaos, als wir uns im Abteil einrichteten. Im Gang ein ständiges kommen und gehen, Koffer, Kisten wurden herum geschleppt, Schachteln, Bündel und Vogelkäfige mit Singvögeln umher getragen. Ja, sogar Körbe mit Hühnern oder Tauben waren dabei.

Fliegende Händler öffneten im Minutentakt die Türe, um Snacks, Fladenbrote, Süßigkeiten, Wasser, Fleisch, Zigaretten, Schmuck, Seifen oder Stoffe zu verkaufen. Schwarzhändler boten uns US $ oder iranische Rial an. Später gelang es uns, das Abteil von innen mit einer Schnur zu verschließen, damit wir mehr Ruhe hatten. Draussen zogen weiß­ge­tünchte Landschaften vorbei. 

Erzurum Türkei Grenzland Nähe Grenze zu Iran - Kopie - Kopie.jpg

Wenn wir lüften wollten, warteten wir, bis der Zug eine Linkskurve fuhr, damit keine Russwolken das Abteil verpesteten. Nach Mitternacht kamen wir in Erzurum an. Da der Wartsaal proppenvoll von einfachen Leuten war, kehrten wir in den Waggon zurück, um etwas zu schlafen. Frierend verliessen wir am Morgen den Zug und stapften durch hohen Schnee in eine Teebude. Heißer Chai und frisches Fladenbrot weckten unsere Lebensgeister wieder auf.

* Tagebuch vom Februar 1965.


Ernest

 

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Kommentare (3)

Ernest

Vielen Dank Michiko für die Aufmerksamkeit. Ernst

Ernest

Vielen Dank Liliom für die Aufmerksamkeit. Ernst

Ernest

Vielen Dank Manfred für die Aufmerksamkeit. 


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