Sommerreise 5c (erneuert am 12.07.2009) Lied: Pidder Lüng


Sommerreise 2009
Abschnitt 5c



Technischer Hinweis
Aus mir unerklärlichen Gründen wurde bei der Anlage des Abschnittes 5d der alte Beitrag - eben dieser Beitrag 5c - überschrieben, obwohl ich einen neuen Beitrag angelegt hatte! Jetzt fehlte der Beitrag 5c, gleichzeitig befanden sich die - jetzt nicht passenden - Leseranmerkungen unter dem neu angelegten Beitrag 5d. So habe ich diesen "kuriosen Mischbeitrag" gelöscht und noch einmal als (gleichsam aktualisierten) Beitrag 5c hier hineingesetzt, wobei jetzt natürlich die Leseranmerkungen fehlen. Ich bitte um Verständnis!

Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Ich hatte den Text/Textcode auf meiner Festplatte gespeichert.
P.P.S. Etwas Ähnliches ist mir dem Beitrag 2 der Sommerradreise passiert; dieser Beitrag ist einfach verschwunden. Leider hatte ich diesen Beitrag nicht extern gespeichert; eine Rekonstruktion erschien mir zu aufwendig.


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Es singt wieder Achim Reichel; dieses Mal die Ballade "Pidder Lüng" von Detlev von Liliencron. (Siehe dazu weiter unten den Text zu Butjadingen; den Liedtext - d.h. den Text der Ballade - finden Sie am Ende der Seite!)


Von Wilhelmshaven durch Butjadingen über Bremerhaven, Hemmor, Glückstadt

Hier auf dem Kartenausschnitt ist die Route schon weiter markiert.



Zunächst wieder ein topographischer Überblick über den nächsten Abschnitt


Sie sehen den weiteren Verlauf der Route von Wilhelmshaven/Eckernförde bis nach Lübeck/Travemünde.

Hier aber der unmittelbar nächste Abschnitt: Von Eckernförde bis nach Bremerhaven: Google-Earth-Auschnitt


Zum Vergleich eine Satellitenaufnahme von Butjadingen; wiederum mit eingezeichneter Route


Zunächst muß man mit der Fähre von Wilhelmshaven nach Eckernförde; wer sich für Fahrplan interessiert ....

Dieser Abschnitt Butjadingen, in Wikipedia "Halbinsel" genannt ist ein friedliches Radeln durch Felder und vielen Entwässerungsgräben, oft gesäumt von Erlen und Weiden. Sowohl die vergangene Strecke am Ems-Jade-Kanal entlang als auch jetzt durch Butjadingen sind mehr oder weniger reine Radelstrecken schließlich muß d'olle Bertha auch vorankommen!
In Wikipedia heißt es:
Die Halbinsel hat sich im Mittelalter gebildet, als große Sturmfluten den Verlauf der heutigen Nordseeküste gestalteten. Nach der Zweiten Marcellusflut 1362 war Butjadingen zeitweise eine Insel. Der Name leitet sich von niederdeutsch „buten“ (= außen, außerhalb, jenseits) und „Jade“ ab. Es ist also das Land jenseits der Jade oder des Jadebusens.
Bis ins Mittelalter war das friesische Butjadingen praktisch eine freie „Bauernrepublik“, und als Teil des Gaus Rüstringen Mitglied der Friesischen Seelande, bevor es nach verlustreichen Schlachten („Lewer dod as sklav“ siehe die Ballade von Detlev von Liliencron "Pidder Lüng".


Dann der Übergang von Butjadingen nach Bremerhaven ...


Bremerhaven ... Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre noch wegen des Fischfangs, Fischmarktes und -verarbeitung sehr bedeutend, rutschte von einer Strukturkrise in eine Wirtschaftskrise etc.


Das Wappen Bremerhavens


Übersicht Bremerhaven (GE)


Für historische Interessierte: Westlich von Bremen liegt die Region Stedingen, deren Bewohner Stedinger genannt werden; ursprünglich galten nur die alten Marschenbewohner als Stedinger, was die Uferbewohner bedeutete. Als neue Stedinger galten die Kolonisten und ihre Nachkommen, die das Bruchland und die Moor-marsch trocken legten und u.a. in den Bereichen beiderseits der Hunte oder in Moorriem (später Marschvogtei) siedelten. Erst am Ende des 12. Jahrhunderts entwickelte sich im Bewusstsein der Siedler ein Gefühl des Landeszusammenhangs der Stedinger.
In Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um Abgaben und Frondienst kam es zum Stedingerkrieg, bei dem unter dem Vorwand, daß die Stedinger der Ketzerei anhingen, der Aufstand der Stedinger gegen die Abgaben brutal und grausam niedergeschlagen wurde. (Näheres in dem Wikipedia-Artikel.
Danke für den Hinweis!)
Es folgte der Stedingerkrieg, den die Bauern verloren. Die Sieger teilten sich daraufhin Stedingen auf. Der größte Teil fiel dem Erzbischof von Bremen und den Grafen von Oldenburg zu; doch überließen diese das Erworbene meist den Besiegten oder neuen Kolonisten wieder zu Meierrecht. Erzbischof Nikolaus von Bremen (1422-1435) sicherte die Stellung der Stedinger durch ein beson-deres Landrecht.



Was interessiert mich an Bremerhaven (wieder):
Natürlich das Das Deutsche Schiffahrtsmuseum (= DSM), das größte maritime Museum Deutschlands.

DSM – Überblick (Die kleinen blauen Kästchen verweisen auf die Bilder, die abgerufen werden können)




Im Museumshafen liegt u.a. das bekannte U-Boot Wilhelm-Bauer (das einzige heute noch erhaltene Exemplar des Typs XXI, das von einem eigenen Museumsverein betrieben wird)
DSM – U-Boot (GE)


DSM – U-Boot (Bild in GE)


DSM - Ein Segelboot



Eine besondere Schwäche existiert für das Alfred-Wegener-Institut, kurz AWI, eines der bedeutend-sten Polar-Forschungsinstitute der Welt.

Das Hauptgebäude des AWI hat die Form eines Schiffes


Weitere Institute des AWI




Zum aktuellen Muß gehört unbedingt der Besuch des neuen Klimahauses Bremerhaven.



In Wikipedia heißt es u.a.:
Das Klimahaus Bremerhaven (volle Bezeichnung Klimahaus Bremerhaven 8 Ost) ist ein Science Center (wissenschaftliches Ausstellungshaus) in Bremerhaven. Es liegt am Alten Hafen und ist Bestandteil der Havenwelten. Die rund 18.800 m² große Wissens- und Erlebniswelt will in vier Ausstellungsbereichen den Themenkomplex Klima und Klimawandel aufgreifen. Die privaten Betreiber rechnen mit rund 600.000 Besuchern im Jahr.
Das Klimahaus Bremerhaven wurde am 25. Juni 2009 nach rund vier Jahren Bauzeit fertiggestellt und ist neben dem bereits bestehenden Nordsee Science Center[1], das zweite Science Center in Bremerhaven und, zusammen mit dem Universum Bremen, das dritte im Land Bremen.
Die offizielle Eröffnung erfolgte am 26. Juni 2009[2] durch den irischen Musiker und Menschenrechtsaktivist Bob Geldof. Ab dem 27. Juni 2009[3] ist das Klimahaus für den Eintritt freigegeben.



Von Bremerhaven geht es direkt nach Bad Bederkesa


Weiter über Hemmoor nach Wischhafen





Dann über die Elbe ... hier ein Schiff zwischen Wischhafen und Glückstadt


Schiffsfähre auf der Elbe


Hafen von Glückstadt




Ab sofort betreut Jan Jadeson die Reiseseiten und auch die entsprechende Korrespondenz. Jan Jadeson, Jahrgang 1974, ohne Schulabschluß und Berufsausbildung, entschloß sich bereits mit acht Jahren, sich auf die Spuren der berühmten zwei Ameisen - die seinerzeit Herr Ringelnatz erwähnte - zu begeben. Allerdings gab er nicht auf der Hamburger Chaus-see auf, sondern trampte per Schiff nach Australien. De olle Jan, wie ihn alle Welt - und das/die ist weit und führt u.a. in die Innere Mongolei oder nach Feuerland - zu nennen pflegt, berät die Präsidentin bei der Vorbereitung ihrer Reisen.





Pidder Lüng

Detlev Freiherr von Liliencron, 1844-1909


»Frii es de Feskfang,
frii es de Jaght,
frii es de Strönthgang,
frii es de Naght,
frii es de See, de wilde See
en de Hörnemmer Rhee.«

Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
»Heut fahr' ich selbst hinüber nach Sylt
und hol' mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
sollen sie Nasen und Ohren lassen,
und ich höhn' ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
stützt finster sich auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
»Die Obrigkeit helf' ich die Frevler zu packen,
in den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
und der Ritter, der Priester springen ans Land,
und waffenrasselnd hinter den beiden
entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!

Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!

Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
und verbeugt sich noch einmal: »Ihr erlaubt,
daß wir Euch stören bei Euerm Essen,
bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
und Euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav!«

Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
»Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
Wir waren der Steuern von jeher frei,
und ob du sie wünscht, ist uns einerlei!
Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!«

»Bettelpack,« fährt ihn der Amtmann an,
und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann,
»du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.«
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!

Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
»Nun geh an deinen Trog, du Schwein!«
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnt's von drinnen:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
er schleppt an den Napf den Amtmann heran
und taucht ihm den Kopf ein und läßt ihn nicht frei,
bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
brüllt er, die Türen und Wände zittern,
das stolzeste Wort:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
durchbohren den Fischer und zerren ihn fort;
in den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
ruft noch einmal im Leben, im Sterben
sein Herrenwort:
»Lewwer duad üs Slaav!«





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Kommentare (1)

Medea von Schwund -
Damit ist immer wieder mal zu rechnen.
Nicht ärgern, nur wundern -
Morgen is ook noch'n Dag -

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