Sich erinnern


   Je älter ich werde, um mehr beschäftige ich mich mit meinen Erinnerungen, Ich könnte auch umgekehrt sagen: Die Erinnerungen beschäftigen mich. Ich komme dabei meist von Höxchen auf Stöxchen, und ich vergesse Zeit und Umgebung.
   Schön auch, wenn Fotos vorhanden sind, solche, auf denen Ort und Datum verzeichnet sind. Aber es gibt auch jene Einzelgänger, die in den falschen Stapel geraten sind, und dann geht das Raten los: In welchem Jahr hat die Reise bloß stattgefunden? Wer waren die Mitreisenden? Musste nicht Tante Lieschen ins lokale Krankenhaus? Ist damals nicht dem Reiseleiter die Kamera gestohlen worden?
   Oder da steht eine Säule malerisch in der Gegend. Die Sonne versinkt blutig rot am Horizont. Ein Segelboot schneidet elegant durch Wellen.
   Mir ist beigefügtes Foto wieder in die Hand gefallen. Es war wohl auf einer Türkeireise in Ephesos. Von der ehemaligen Mauer sind nur Trümmer, Innereien, Steinbrocken übrig, aber das grüne Unkraut, die roten und gelben Blüten haben doch ein Biotop gefunden.
   Eine Erinnerung weckt die nächste, und aus dem Bach wird ein Strom. Und wenn ich nicht gestorben bin, erinnere ich mich heute noch
          Silesio
 


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Kommentare (4)

Distel1fink7

Da ist er wieder, so ein Geruch. Ein Windhauch, der mich grüßt und streichelt,
der Wein, den ich genossen habe, er schmeckte so wie damals............
als Du noch lebtest, geliebter Bruderfriedhof d.jpg

silesio

   Danke, Willy und Muscari, wir Menschen sind ja sher verschieden, gerade auch im Alter. Aber eins scheinen wir gemeinsam zu haben: Dass uns Erinnerungen wichtig sind, und wir sie sozusagen am laufenden Band produzieren. Erklärung: Vielleicht ist das ein Ersatz dafür, dass wir nicht mehr so beweglich sind, immer neue Abenteuer zu erleben.  Der Blick geht dann also häufiger in die Vergangenheit.
   Liebe Andrea, genau das meine ich, es laufen Filme ab vor unserm Inneren, solche, die wir immer wieder sehen können und möchte und die uns womöglich auch erschrecken, 
   Einen schönen Adventssonntag!
           Christoph

Willy

Erinnerungen, wer hätte die nicht. Ich für mein Teil bin so von der Gegenwart beschäftigt,
dass ich nicht  oft zurückdenke. Das wird aber vermutlich jeder so halten, wie es ihm am besten bekommt.
Gruß
Willy

Muscari

Lieber Silesio,
genauso ergeht es mir. Je älter ich werde, umso öfter tauche ich ab in die Vergangenheit.
Ich spüre die Atmosphäre der damaligen Situationen, sehe die Räume und Personen lebhaft vor mir und erinnere mich an das, was gesagt wurde. Es ist wie ein Film, der vor meinen Augen abläuft.
Dies war mir beim Schreiben meines Buches von großem Wert.

Ich danke Dir und wünsche Dir auch in Deiner neuen Umgebung ein kleines Gefühl von Advent.
Andrea 
Adventxx.jpg


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