Poesie Album 1850 - 1855 meiner Ur-Ur-Grosstante Gerhardine *1834
Hier kommen jetzt Widmungen aus einem vollstaendig erhaltenen Poesie Album meiner Ur-Ur-Grosstante (1834 - 1926). Die Nummerierung ist wieder mit denen in der ST-Galerie identisch.
Widmung 24. / 25.
Morgenwanderung.
Wer recht in Freuden wandern will,
Der geh' der Sonn entgegen;
Da ist der Wald so kirchenstill,
Kein Lüftchen mag sich regen;
Noch sind nicht die Lerchen wach,
Nur im hohen Gras der Bach
Singt leise den Morgensegen.
Die ganze Welt ist wie ein Buch
Darin uns aufgeschrieben
In bunten Zeilen manch ein Spruch !
Wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern,
Und der helle Morgenstern,
Sind Zeugen von seinem Lieben.
Da zieht die Andacht wie ein Hauch
Durch alle Sinnen leise,
Da pocht ans Herz die Liebe auch
In ihrer stillen Weise,
Pocht und pocht, bis sich's erschließt,
Und die Lippe überfließt
Von lautem, jubelndem Preise !
Und plötzlich läßt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen
In Berg und Tal erwacht der Schall,
Und will sich aufwärts schwingen,
Und der Morgenröte Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein !
Laßt uns dem Herrn lobsingen !
Zur freundlichen Erinnerung an
Deine Cousine
Elise Meiners
Geestemuende
Januar 21
1855
Widmung 26. / 27.
Das Herz
Was ist das Herrlichste in unserem Sein
Was schließet wohl in dunklen kleinen Räumen
Den höchsten Schmerz, selbst Höllenqualen ein
Auch Erdenglück und Paradiesesträume
Was schläget hoch bei reiner Freud und Lust,
Was ist so leicht, so innig zu betrüben ?
Es ist das Herz in unserer Brust.
Mit seinem Höchsten seinem Lieben !
Da drinnen wohnt Dein ganzes Erdenglück
Verstehst Du nur das Heilige zu nähren;
Wohin Du immer richtest Deinen Blick.
Wirst nirgends Du was Schöneres gewähren,
Und dankend sagen froh Dir selbst bewußt,
Das Schönste , das Herrlichste hienieden
Ist doch das Herz in meiner Brust
Mit seinen Schmerzen seinem Frieden.
Sei überhäuft mit Ehren und mit Gold,
Mit allem, was das Leben kann erschwingen,
Hab eine ganze Welt in Deinem Sold,
Und alles Aeußre möge Dir gelingen
Wenn aber Du dabei entbehren mußt,
Was Frieden uns allein vermag zu geben
Ein redlich Herz in treuer Brust,
Bist Du der Aermste doch im Leben!
Und wenn Du einsam in dem Leben stehst,
Und vieles Liebe von Dir weggeschieden,
Du sinnig still, allein zum Ziele gehst
Was gibt Verlaßnes da Dir dennoch Frieden
Was tröstet Dich ob jeglichem Verlust ?-
Das eine noch, was Armer Dir geblieben.
Das treue Herz in Deiner Brust
Mit seinem Höchsten, Deinem Lieben.
So halte dann das eigene Herz recht fest,
Das Schönste, was das Schicksal Dir gegeben,
Und wenn Dich viel, wenn alles Dich verlässt,
Das Herz allein bleibt Dir getreu im Leben.
I’st eine oft verkannte hohe Lust,
Recht sinnig still, allein mit ihm zu sprechen
Ein solches Herz in treuer Brust,
Kann nur der Himmel höchstens, brechen.
Möchtest Du beim lesen Dieser
Zeilen Dich stets gern erinnern
Deiner
Cousine Doris. Meiners.
Geestermünde,
d. 12. Febr. 1855
Widmung 28. / 29.
Die letzte Rose
Des Sommers letzte Rose -
Wie blüht sie so allein !
Sie steht so still so traurig
Im Abendsonnenschein
Und winket mir so heimlich,
Winkt mir so traulich zu -
Du liebe süße Rose
Wann gehest Du zur Ruh ?
O komm was willst Du blühen,
So duftend und so roth ?
Was willst Du so verlassen sein
Wenn die Gefährten todt ?
Wenn man dem Herzen raubet
Woran es liebend haelt -
Was solls dann noch alleine
Auf dieser weiten Welt ? –
Wenn der Rose liebes Roth
Ist im kurzen Lenz verblüht
Bleibt in Erdenweiter Noth
Dir kein Trost oh ! mein Gemüthe ?
Blick hinauf ! am Himmel sprüht
Ewiges Abendmorgenroth
Deine Ros ist hier nicht todt
Die dort oben, doppelt blühet,
Auch in der Entfernung liebe Gerhardine
Erinnere Dich manchmal Deiner
Cousine Doris Meiners
Geestemuende den 14 März
1855.
Doris ist dann im Januar 1856 kurz
vor ihrem 26. Geburtstag gestorben.
Widmung 24. / 25.
Morgenwanderung.
Wer recht in Freuden wandern will,
Der geh' der Sonn entgegen;
Da ist der Wald so kirchenstill,
Kein Lüftchen mag sich regen;
Noch sind nicht die Lerchen wach,
Nur im hohen Gras der Bach
Singt leise den Morgensegen.
Die ganze Welt ist wie ein Buch
Darin uns aufgeschrieben
In bunten Zeilen manch ein Spruch !
Wie Gott uns treu geblieben;
Wald und Blumen nah und fern,
Und der helle Morgenstern,
Sind Zeugen von seinem Lieben.
Da zieht die Andacht wie ein Hauch
Durch alle Sinnen leise,
Da pocht ans Herz die Liebe auch
In ihrer stillen Weise,
Pocht und pocht, bis sich's erschließt,
Und die Lippe überfließt
Von lautem, jubelndem Preise !
Und plötzlich läßt die Nachtigall
Im Busch ihr Lied erklingen
In Berg und Tal erwacht der Schall,
Und will sich aufwärts schwingen,
Und der Morgenröte Schein
Stimmt in lichter Glut mit ein !
Laßt uns dem Herrn lobsingen !
Zur freundlichen Erinnerung an
Deine Cousine
Elise Meiners
Geestemuende
Januar 21
1855
Widmung 26. / 27.
Das Herz
Was ist das Herrlichste in unserem Sein
Was schließet wohl in dunklen kleinen Räumen
Den höchsten Schmerz, selbst Höllenqualen ein
Auch Erdenglück und Paradiesesträume
Was schläget hoch bei reiner Freud und Lust,
Was ist so leicht, so innig zu betrüben ?
Es ist das Herz in unserer Brust.
Mit seinem Höchsten seinem Lieben !
Da drinnen wohnt Dein ganzes Erdenglück
Verstehst Du nur das Heilige zu nähren;
Wohin Du immer richtest Deinen Blick.
Wirst nirgends Du was Schöneres gewähren,
Und dankend sagen froh Dir selbst bewußt,
Das Schönste , das Herrlichste hienieden
Ist doch das Herz in meiner Brust
Mit seinen Schmerzen seinem Frieden.
Sei überhäuft mit Ehren und mit Gold,
Mit allem, was das Leben kann erschwingen,
Hab eine ganze Welt in Deinem Sold,
Und alles Aeußre möge Dir gelingen
Wenn aber Du dabei entbehren mußt,
Was Frieden uns allein vermag zu geben
Ein redlich Herz in treuer Brust,
Bist Du der Aermste doch im Leben!
Und wenn Du einsam in dem Leben stehst,
Und vieles Liebe von Dir weggeschieden,
Du sinnig still, allein zum Ziele gehst
Was gibt Verlaßnes da Dir dennoch Frieden
Was tröstet Dich ob jeglichem Verlust ?-
Das eine noch, was Armer Dir geblieben.
Das treue Herz in Deiner Brust
Mit seinem Höchsten, Deinem Lieben.
So halte dann das eigene Herz recht fest,
Das Schönste, was das Schicksal Dir gegeben,
Und wenn Dich viel, wenn alles Dich verlässt,
Das Herz allein bleibt Dir getreu im Leben.
I’st eine oft verkannte hohe Lust,
Recht sinnig still, allein mit ihm zu sprechen
Ein solches Herz in treuer Brust,
Kann nur der Himmel höchstens, brechen.
Möchtest Du beim lesen Dieser
Zeilen Dich stets gern erinnern
Deiner
Cousine Doris. Meiners.
Geestermünde,
d. 12. Febr. 1855
Widmung 28. / 29.
Die letzte Rose
Des Sommers letzte Rose -
Wie blüht sie so allein !
Sie steht so still so traurig
Im Abendsonnenschein
Und winket mir so heimlich,
Winkt mir so traulich zu -
Du liebe süße Rose
Wann gehest Du zur Ruh ?
O komm was willst Du blühen,
So duftend und so roth ?
Was willst Du so verlassen sein
Wenn die Gefährten todt ?
Wenn man dem Herzen raubet
Woran es liebend haelt -
Was solls dann noch alleine
Auf dieser weiten Welt ? –
Wenn der Rose liebes Roth
Ist im kurzen Lenz verblüht
Bleibt in Erdenweiter Noth
Dir kein Trost oh ! mein Gemüthe ?
Blick hinauf ! am Himmel sprüht
Ewiges Abendmorgenroth
Deine Ros ist hier nicht todt
Die dort oben, doppelt blühet,
Auch in der Entfernung liebe Gerhardine
Erinnere Dich manchmal Deiner
Cousine Doris Meiners
Geestemuende den 14 März
1855.
Doris ist dann im Januar 1856 kurz
vor ihrem 26. Geburtstag gestorben.
Ja,jetzt werde ich alle deine Erinnerungen lesen.
Tilli