Nicht genau
Alles was nimmt man wahr im Leben
ist nur ’ne Skizze, Entwurf, Schatten;
egal wie eifrig danach streben,
wird kein genaues Bild ergattert.
Alle Begriffe, die man gerne
völlig verstehen möchte, spüren -
egal wie lange man sie lerne,
bleiben stets welche irreführend.
Auch von sich selbst weiß man nicht alles,
obwohl im Spiegel klare Züge.
Doch will man wirklich das Genaue?
Undeutlich zwar – vertraut genügend.
(Titelbild aus dem Internet)
Kommentare (11)
@Lisan
Ha, liebe Lisa, kaum zu glauben, da wäre aber der (junge damals) Rilke nicht ganz konsequent... Wo er ja unter anderen auch Philosophie studiert hat! Ich glaube, da meinte er etwas mit dem Gedicht. Und nämlich, war er wahrscheinlich der damals üblichen Meinung, dass nur die Männer zum Philosophieren gut geeignet wären. Ich sehe es ähnlich: wir Frauen haben zwar unzählige Vorteile, die meisten von uns sind jedoch keine guten Philosophinnen (heißt das so?), dafür sind es sehr viele Männer. Ich würde also vermuten, dass der Rilke sein Gedicht an eine Dame richten wollte, und es bedeutete so viel, wie: Schatzilein, darüber brauchst du dir dein schönes Köpfchen nicht zu zerbrechen... 😉
Mit herzlichen Grüßen
Christine
Ich denke, liebe Christine, man wird nie ein vollständiges Bild vom Leben an sich haben können..., zu vielschichtig, verschieden sind wir alle. Zum Glück, möchte man sagen.
Selbst wenn man "glaubt", einen Menschen zu "kennen", meine ich, dass ist ein Trugschluss. Niemand wird alles von sich preisgeben können oder wollen.
Nehmen wir doch das Leben, so, wie es ist - kompliziert und dennoch schön und lebenswert !
Kristine
@werderanerin
Ich würde sogar sagen: kompliziert, und deswegen schön und lebenswert, liebe Kristine. Und wie gut, dass man an den Menschen, die man umher hat oder neu kennenlernt, immer wieder etwas Neues entdecken kann, und hoffentlich auch immer etwas Gutes und Interessantes. Und was sie nur für sich behalten wollen - nicht um uns zu schaden - das dürfen sie auch; wir selbst möchten auch mal etwas irgendwo verborgen halten können...
Mit Grüßen
Christine
Manch einer stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens und des Daseins auf dieser Erde. Vor einiger Zeit hatte ich dazu einmal etwas geschrieben, was auch hier zu deinem Gedicht passen könnte:
Kennst du deine wahre Bestimmung,
die du im Erdenleben hast,
diese einmalige Zuweisung,
hast du die Aufgabe erfasst
für deine Lebensweggestaltung
zu jeder Zeit durch dick und dünn –
erkenne deine wahre Sendung,
ergründe deines Daseins Sinn!
...damit grüßt Syrdal
@Syrdal
Ja, dies wäre wahrscheinlich die größte und schwierigste Aufgabe, und zugleich ein Rätsel, das wohl gar nicht gelöst werden kann - vielleicht erst später. Das Ergründen aber, das kann eine spannende Beschäftigung sein. Wahre Bestimmung, wahre Sendung. Vom dicken Nebel in eine Lichtung...?
Mit Grüßen
Christine
Dazu fällt mir ein, dass wie du oben ja schon andeutest, alles wie ein Puzzle ist.
KI bescherte mir dazu ein sich auflösendes, schmunzel
@JuergenS
Super illustriert; du kannst dich mit der KI sehr gut verstehen. :)
Ja, und da könnte sie eigentlich die ganze Welt, oder Weltall sogar, in dem Sinne aufzeichnen. Denn sie weiß vielleicht mehr als Jede/r von uns einzeln, doch auch - nicht genau...
@Christine62laechel
genau, auch nicht immer genau, KI ist auch nur Mensch(engemacht).
Mir dient sie nur als Möglichkeit, die möglichst objektiv antworten soll, ohne Garantie einzig richtiger Antworten. Dennoch wird darüber gestritten, welchen Grad von kreativer Intelligenz man in einer aufgeblähten KI verwirklichen kann. Für mich es bisher weitegehend "Spass".😐
Etwas bis auf den Urgrund verstehen, auch sich selbst, liebe Christine, ist kaum oder gar nicht möglich, weil jede Antwort auf eine Frage, neue Fragen aufwirft. Ich muss da an Richard David Precht denken, der ein Buch geschrieben hat mit dem Titel "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele". Ich glaube, auch bei einem selbst findet man immer wieder nur "Mosaiksteinchen", die vielleicht am Ende des Lebens ein Bild geben. Ich bin schon froh, wenn ich nicht immer wieder in dieselben Fallen tappe und einen Teil meiner Muster erkannt habe. Mehr geht wahrscheinlich nicht 😉.
Liebe Grüße
Brigitte
@Roxanna
Liebe Brigitte, ich habe schon mal in einem Eintrag erwähnt, dass ich Titel sehr gerne mag, wenn interessant formuliert. Derjenige von dir hier genannt klingt eben so; ein wenig humorvoll, doch - wie wahr.
Ich meinte in meinem Post heute nicht nur Menschen; dazu hat sich die Chris - Sanssouci in ihrem kurzen und treffenden Gedicht da oben schön geäussert. Auf Schritt und Tritt begegnen wir auch noch Ereignisse, Erscheinungen, Probleme, die wir Mal zu ergründen versuchen, Mal nicht... Natürlich werden hier keine bösen Geheimnisse gemeint, oder Unehrlichkeit. Eher interessante Rätsel, die man lösen darf, es aber nicht muss. Mal ist man dann zufrieden, weil etwas begriffen, Mal lässt man etwas im Nebel dastehen... :)
Mit herzlichen Grüßen
Christine
Liebe Christine,
wir sind alle große Philosophen und erschweren uns oft das Leben mit unserem Kopfkino. Und könnten Stunden lang über Sein und Nichtsein und dem Drumherum quatschen. Jeder hat so sein Theorien und Erfahrungen, die zum Austausch gedacht sind. Ich habe schon einmal heute dasselbe Gedicht zitiert, das auch hier gut reinpassen würde. Rilke sagt:
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
In diesem Sinne, danke für das schöne Gedicht und liebe Grüße von Lisa