Nervenkitzel auf Ostfriesisch
Wer kennt die schmalste Brücke von Europa? Du oder Du oder doch nicht? Ich kannte sie jedenfalls nicht. Wir waren noch relativ neu an unserem neuen Domizil und natürlich kannten wir die Hauptverkehrswege. Womit wir aber nicht gerechnet hatten, waren die für uns kurzfristig anliegenden Straßenbauarbeiten, die mit vielen Umleitungen verbunden waren. Anfangs konnte man den Umleitungsschildern sehr gut vertrauen, aber dann… Plötzlich befanden wir uns irgendwo im "Hammrich" (Weideland) auf einem Wirtschaftsweg. Hinzu kommt auch, dass wir uns in einem Fehngebiet befanden mit seinen vielen Kanälen und Entwässerungsgräben (fast wie in Holland).
Die Namen der Dörfer und deren geographische Lage kannten wir nur so von ungefähr.
Unser Ziel war Leer und irgendwann tauchte der Name Amdorf auf, von dem wir wussten, dass der Ort unweit von Leer liegt. So fuhren wir dann getrost auch weiter. Plötzlich standen wir vor einer Brücke, die über die Leda führt. Die Leda ist ein Zufluss der Ems, die durch den Dollart in die Nordsee fliesst. Nur so viel, dass der Leser weiss, wo wir uns befanden.
Besagte Brücke dürfte es eigentlich in dieser Ausführung für den Zweck gar nicht geben. Bis zur Mitte der Brücke geht es aufwärts um dann wieder abwärts auf die gegenüberliegende Straßenhöhe einzumünden. Das Besondere an ihr ist aber ihre Breite, nämlich 1,85m breit und mein Auto hat eine Breite von 1,789m!! Also hatte ich entsprechend wenige Zentimeter beidseitig.
Erst zögerte ich, aber dann benutzte ich meine Zunge als Waagemaß und ein wenig ankicken hier oder dort im Schritttempo ging es rüber. Konzentration war angesagt. Aufwärts war sehr schwierig, abwärts ging es besser und das Ziel lockte und dann kam ein tiefes Aufatmen :-)).
Glaubt mir: meine Knie haben noch ein Weilchen danach gezittert und ich fahre ganz bestimmt nicht freiwillig noch einmal über diese Brücke.
© indeed
Kommentare (8)
Nein, liebe Ingrid,
so eine Brücke musste ich noch nicht befahren, überqueren. Aber in einer Oktobernacht vor 12 Jahren hatte es - während wir feierten - so heftig geschneit, dass wir auf der Heimfahrt mit unserem "Geländewagen" bäuchlings auflagen! Nichts ging mehr!! Gott sei Dank entdeckten wir ein Grundstück weiter einen Taxifahrer, der bereit war, uns aus der Klemme zu helfen. Mein Mann lenkte, der Taxifahrer und ich drückten und schoben an - und endlich fassten die Räder wieder - ich durfte nach Hause kutschieren, denn der Alkoholpegel meines Mannes hätte uns arg reinreißen können ...
Ein zweites Mal möchte ich nicht mit dem Pkw bäuchlings auf dem Schnee landen.
LG Uschi
Hallo indeed,
mit dieser Fahrt über solch eine Brücke hast Du meine
allergrößte Hochachtung!
Das wäre für mich ein absoluter Albtraum! Und ich wäre auch nicht darüber gefahren!
Ich hätte mich verkeilt und es wäre nix mehr gegangen...
Deine Fahrt hat mich an eine Straße in Taormina erinnert.
Eine Einbahnstraße, die immer enger wurde - zu beiden Seiten hohe alte Häuser... mein Mann klappte beide Außenspiegel ein und fuhr langsam hindurch. Wie? Weiß ich nicht. Ich hatte beide Augen vor Angst fest verschlossen!
Liebe Grüße
Christiane
Liebe Ingrid,
das ist ja eine absolute PANIKbrücke.....und Du hast auch meinen vollsten Respekt, diese "reife" Leistung erbracht zu haben---
ich wäre als Beifahrer einer Panik ausgesetzt gewesen..
Ist das wirklich eine richtige Brücke für den Autoverkehr? Das ist doch wohl eine Zumutung?
Uns hat das "Navi" mal in einen Feldweg geführt und wir haben in der Mitte des Weges auf der Grasnarbe aufgesetzt und mir bricht heute noch der Schweiß aus, wenn ich an diese Situation denke.
Dir ein BRAVO für Deinen Mut und natürlich Dein Können!!
herzlichst
Renate-ladybird
Liebe Ingrid,
das war ja eine spannende Geschichte- aber du hat die gemeistert. Toll!!
Hattest Du die Maße Deines Autos im Kopf oder hast Du nachgemessen?
Auf Zentimeter-Fahren ist sehr schwer, am besten wenn man noch einen Beifahrer hat- der kann die rechte Seite abchecken und Du schaust auf der anderen Seite zum Fenster raus.
Muß oder kann man ja immer noch über diese Brücke fahren- oder war das nur vorübergehend?
Auf Sicht sind mein Mann und ich auch schon mal gefahren: im Nebel auf dem Timmelsjochpass. Eine schlimme Sache....
Ich denke mit jeder Herausforderung wird man besser- aber es muß ja nicht gerade so extrem sein.. lach
lieben Sonnntagsgruß schickt Dir
Angelika
Eine schöne Bescherung, die ich gerne gelesen habe - aber Frauen sind doch die "besseren Fahrerinnen? Hatte aber auch mal so ein Erlebnis: Eine Brücke aus Holzbohlen und zwei davon längst gelegt. Hatte sie vorher auf die Tragfähigkeit zu Fuß überprüft: Bei jedem Schritt ächzte und stöhnte die Brücke und geriet in Schwingungen - doch ich musste unbedingt drüber. Meine Begleitung war zur Vorsicht vorher ausgestiegen. Ich meinte nur: "Da hast Du recht, sonst sind wir zu schwer. Besser noch, Du fährst drüber, denn Du wiegst weniger!" Doch dass hat sie abgelehnt. Ichmusste es selber machen - aber... es hat funktioniert. Die Brücke reiche ich in nächster Zeit nach, kann sie momentan bei meinen vielen, aber doch sorgfältig sortierten Bildern, nicht finden.
Da kann man doch sagen, liebe indeed, dass das Leben immer wieder Überraschungen bereithält. Trotz Anspannung - und ich habe direkt mitgefiebert - hast du diese Herausforderung gut gemeistert, das muß doch anerkennend gesagt werden, auch wenn die Knie hinterher ein wenig gezittert haben. Ist es nicht wie oft im Leben überhaupt? Manchmal steht man vor einer Aufgabe und es bleibt nichts anderes übrig als sie zu meistern, weil es keinen anderen, keinen Ausweg gibt. Aber diese Erleichterung, wenn es geschafft ist, die ist doch einfach großartig.
Herzlichen Gruß
Roxanna
Hallo Ingrid.
Bei uns sind einige Bruecken auch einspurig, doch etwas breiter
Eine Seite hat ein Vorfahrtschild. Es ist nur ein Katzensprung und man ist drueber.
Du hattest das Glueck auf Deiner Seite. Stell Dir mal vor, es waere Dir ein Auto entgegen gekommen. Ich bin eine absolute Niete im Rueckwaertsfahren und haette den anderen Fahrer bitten muessen, dass er den "Rueckzieher" macht.
Lieber Gruss
Anita/Queensland
Ich danke euch allen
Anita, Roxanna, Ferdinand, Angelika, Renate, Christiane und Uschi
für eure Kommentare zu meiner kleinen Geschichte.
So hat jeder manchmal brenzlige Situationen zu meistern und es ist doch immer wieder erstaunlich, was man alles bewältigen kann, wenn man muss. So testet man auch Grenzen aus - muss aber nicht unbedingt sein, nicht wahr?
Gerne habe ich alles gelesen, vor allem auch deshalb, dass auch ihr gut aus eurer "brenzligen" Situation heraus gefunden habt. C'est la viè!
Herzliche Grüße und einen guten Wochenanfang wünscht
Ingrid