Lieblinge
Es beginnt meistens, als sie noch im Kinderbettchen liegen. Ihnen schenkt man dann die meiste Aufmerksamkeit, sie bekommen mehr Küsschen von den Omas und Tanten, als andere Babys. Oft sind sie besonders schön, nicht unbedingt aber. Wenn dann im Kindergarten, werden sie am häufigsten zu den Rollen von Prinzessinnen oder Königen auserwählt, und ihre Mütter geben sich sehr viel Mühe, um sie auch dazu wunderbar vorzubereiten.
In der Schule haben sie keine Probleme, egal ob sie gerade sehr gut lernen, oder auch nicht. Man mag sie. Etwas falsch gemacht? Ihnen wird es sofort und mit gutmütigem Lächeln vergeben. Möchte jemand protestieren, um ein wenig Gerechtigkeit bitten, dann heißt es: Du bist aber gemein, willst deine/n gute/n Freund/in beleidigen, du solltest dich bei ihr/m entschuldigen, und ihr/m deine Hand reichen!
Wenn dann erwachsen geworden – nein, sie wissen viel früher schon, dass sie ganz besondere Wesen sind. Sie erwarten nun ganz schamlos, auf eine besondere Art und Weise behandelt zu werden. Die meisten. Es gibt natürlich auch solche, die es sich einfach verdient haben: Ein Liebling zu sein. Viele benehmen sich aber so, als ob sie den Mitmenschen immer wieder ihren Rücken zeigen würden: Sie sind unehrlich, nicht pünktlich, ja gar grob und frech. Trotzdem erreichen sie alles was sie wollen, und das – als ob mit den Händen der anderen Menschen gemacht. Ein Dankeschön? Brauchen sie nicht zu sagen, ihre Fans warten nicht darauf, sondern auf weitere Hinweise, was sie da sonst noch für ihren Liebling tun könnten.
Kann man ein Liebling werden, weil man es einfach will? Ohne eine besondere Fähigkeit wäre das wohl doch kaum zu schaffen. Was man aber sicher kann, ist: Sich von einem Liebling und seinen Verehrern nicht ganz unwichtig machen lassen.
Kommentare (14)
@Humorus
Lieber Klaus, ob kein Kind wirklich böse geboren wird - ich glaube, da ist doch manches genetisch bedingt (scherzhaft kann man das betrachten, wie ich in meinem Kommentar für Syrdal, oder auch ganz ernst).
Hauptsache - Du konntest ein solcher Vater, und dann ein solcher Opa sein, dass sich Deine Kinder und Enkel einfach glücklich auf dieser Welt fühlen können. Ich glaube, in Deiner Familie bist du einfach ein Liebling! :)
Mit Grüßen
Christine
Ich bin ein Liebling (des Schicksals). Ein Liebling von einem Liebling zu sein, wie schön!
Auf geht's !
@Manfred36
Beneidenswert! Nicht weil du es wirklich bist, sondern - weil du es schätzen kannst. :)
Versuche ich auch. Auf geht's! Schöne Aufmunterung. :)
Lebenslang von anderen als „Liebling“ empfunden zu werden ist
– mit der Geburt empfangenens Geschenk, zudem
– feinsinnig gewichtete Fürsorge der Eltern und
– bewusste Bewahrung und Pflege ehrlicher Herzensgüte
Dies alles strahlt und schwingt in der Aura des Menschen und geht als fluidische Kraft über zu anderen...
Syrdal
@Syrdal
Also, da findest auch Du, lieber Syrdal, die Rolle der Eltern sehr wichtig... Da denke ich weiter, und Du würdest dazu gewiss noch mehr sagen, oder wenigstens vermuten können: Könnte das auch genetisch bedingt sein, wer ein Liebling wird? Geht das einfach so:
Liebling+Liebling=Liebling?
Das glaube ich kaum... Die Lieblinge brauchen ja Zeit und Ruhe, für dieses Strahlen. Wo bleibt dann Fürsorge für die Kleinen. :)
Mit besten Grüßen
Christine
Ein interessantes Thema, liebe Chistine aber warum ist das eigentlich genauso, wie du es oben schilderst...ich habe mal nachgedacht und denke, das kann man wohl pauschal garnicht beantworten.
Es gibt ganz sicherlich sehr süße Babys, die sich dann weiterentwickeln aber immer irgendwie süß bleiben..., sie haben es oft wirklich leichter als Diejenigen, die vielleicht etwas hinten "anstehen". Man schaut eben hin, weil sie etwas haben, was Andere nicht haben.
Dann aber, denke ich , kommt eine gewisse Begabung/Ausstrahlung/das gewisse Etwas dazu, manch einer steht immer schon gerne und bitteschön auch oft im Mittelpunkt, redet gerne, ist kommunikativ und hats schon deswegen wahrscheinlich einfacher...aber das allein kanns nicht sein, denn egal, wie man im Kindesalter vom Charakter her ist, muss es ja nicht so bleiben.
Alles kann sich umkehren, weil das Leben dazwischen kommt.
Die "Bescheidenen und Leisen" stehen oft abseits, sind zwar prima und man kann sich auf sie auch meistens verlassen aber sie sind halt nicht unbedingt "begehrt" und interessant..."langweilig"...?
In der heutigen, sehr oberflächlichen Welt haben es die wohl einfacher, die so richtig auf den Putz hauen und präsent sind oder doch nicht...?
Ist Aussehen wirklich ALLES...Nein, ich glaube es nicht, es kann nur ungemein von Vorteil sein.
Aber, war das nicht immer schon so ?
Kristine
@werderanerin
Ach ja, liebe Kristine,
leise und bescheiden - das sollte man noch in meiner Jugendzeit sein. Jetzt wirklich keine Pflicht mehr. ;) Obwohl es schon damals Lieblinge gab, und früher auch noch, da hast Du völlig Recht.
Was die Schönheit anbetrifft, da ist es natürlich gewöhnlich nicht der einzige Grund, wieso jemand so populär ist, doch... Ich erinnere mich an meinen Aufenthalt in einem Sanatorium, als ich 9 Jahre alt war. Zu schlank, nervös, mit schlechtem, kurzen Haarschnitt, keine schöne Kleidung... Und in meiner Gruppe da war auch eine Eva, meine Altersgenossin. Mit langen, dunklen, lockigen Haaren, einem sehr hübschen Gesicht, schönen Klamotten. Wer weiß, vielleicht waren ihre Eltern welche prominente Personen? Die Kinder hatten sie gern (oder taten als ob, ich war natürlich neidisch und traurig), die Betreuerinnen behandelten sie anders, als die anderen Kinder. Und sie - mit ihren 9 Jahren, sie benahm sich so, als ob es so sein müsste.
Mit lieben Grüßen
Christine
Ich würde die Lieblinge in zwei Arten einteilen: In die naturgegebenen, also von Geburt an. Und in die Selfmade-Lieblinge, vielleicht Menschen, die besonders unterhaltsam und witzig sind. Oder sehr hilfsbereit sind, auch gut zuhören können, u,s.w. Leider kann der klassische "Schleimer" auch Liebling werden.
Also wenn man ein Liebling sein will, so kann man es auch durchaus werden - glaub ich jedenfalls. Man sollte aber nicht ungeschickt sein und über gute Menschenkenntnisse verfügen.
Wenn jemand ein Liebling ist, so lieben ihn/sie alle, fasst alle. Er ist Massentauglich. Man sollte sich hüten etwas gegen ihn zu sagen, weil er einen vielleicht nervt, etc. Man würde sofort des Neides bezichtigt werden und schlimmeres. Lasst sie einfach Lieblinge sein und besonders die Selfmader halten es selten ein Leben lang durch und stürzen irgenwann ab.
Ich frage mich manchmal: Was hatt man vom Lieblingsein? Schon klar, das Selbstwertgefühl, das aufpolierte "Ich" und sowas. Aber gibts da noch mehr?
LG
Arni
@Arni
Ich glaube, lieber Arni,
dass dies eine sehr wichtige Wendung ist: "über gute Menschenkenntnisse verfügen". Die meisten Lieblinge sind wohl Narzisten; wie sonst, wenn ihnen alles im Leben so gut gelingt? Sie sehen die Welt und die Menschen dann als ob sie nicht "neben" wären, sondern "über". Das muss zu Manipulationen führen. Sie sehen das viellecht eher als eine Art Symbiose, und womöglich sehen es ihre Verehrer auch so? Ein Liebling von einem Liebling zu sein, wie schön!
Mit besten Grüßen
Christine
Auch Aschenputtel hat es ja geschafft, zu seinem Recht zu kommen. Ich glaube, jeder hat so ein Schüttelbäumchen.
@Manfred36
Aschenputtel hätte selber nichts geschaft. Sie hatte einfach Glück, ein Liebling von seiner Tante-Fee zu sein.
Das ist ein sehr spezielles Thema, liebe Christine, das du dir hier ausgesucht hast. Warum es so ist, da kann man eigentlich nur spekulieren oder denkst du anders darüber? Ich spekuliere mal, dass diese Menschen vielleicht als Kinder schon so eine gewisse Ausstrahlung haben, vielleicht sind sie besonders schön, wie du auch schreibst oder sie haben etwas an sich, was die Herzen der anderen erweicht. Was das genau ist, kann man vielleicht gar nicht so genau definieren. Später, da muss ich an den Ausdruck denken, Frechheit siegt, imponieren sie aus irgendwelchen Gründen den anderen, die vielleicht insgeheim gerne so wären wie sie und die schließen sich ihnen an, vielleicht unbewußt, damit ein bisschen davon auf sie abfärbt. Es hat mit diesem Selbstverständnis zu tun, mit dem sich manche Menschen einfach das nehmen was sie wollen und brauchen und andere trauen sich das nicht. Dass das nicht gesund ist, liegt auf der Hand. Man könnte es auch "verwöhnt sein" nennen. Ich denke aber, dass jeder Mensch irgendwann sozusagen schicksalsmässig an seine Grenzen kommt und sich dann vielleicht doch noch etwas verändern kann, aber nicht zwingend muss. Manche sind unbelehrbar. Das war jetzt alles sehr spekuliert .
Herzlichen Gruß
Brigitte
@Roxanna
Liebe Brigitte,
ich bin auch fest davon überzeugt, dass es in der Kindheit beginnt. Wenn sich ein Kind geliebt, unterstützt, sicher fühlen kann, strahlt es sozusagen seine guten Emotionen aus, und steckt andere Menschen damit an. Dann kann es aber zwei Wege geben, was auch in Deinen "Spekulationen" zu finden ist: Entweder bleiben solche Kinder liebe, nette Menschen, die sich einfach mögen lassen, oder auch werden zu verwöhnten Egoisten, die es einfach von der Umgebung verlangen: Zeigt mit eure Sympathie, denn sonst... Nicht alle können sich davor wehren, viele mögen solche Personen, weil sie sich, selbst schwach, bei ihnen eben stärker, sicherer fühlen. :)
Mit lieben Grüßen
Christine
Oh liebe Christine, das ist bestimmt ein Thema, mit dem man ganze Bücher füllen könnte. Da ich ja immerhin selbst fünf "Lieblinge" groß gezogen habe und mittlerweile schon die kleinen Enkel um mich herum springen, so kann ich aus meiner bescheidenen Erfahrung sagen. Sie sind, wie man mit ihnen umgeht, ihnen Liebe gibt und trotzdem eine vernünftige Erziehung.
Also ich kann mich Gott sei dank nicht beklagen, aber es gibt heute wirklich viele, welche daneben geraten sind. Es liegt aber immer an den Eltern, den kein Kind wird böse geboren.
Ein lieber Gruß vom Klaus