Kein schöner Start in eine Ehe

Autor: ehemaliges Mitglied

Kein schöner Start in eine Ehe

Kein schöner Start in die Ehe …

Damit hatte ich 1964 nicht gerechnet! Ich hatte meinem Tanzpartner zugesagt, ihn auf der Fahrt nach Duderstadt zu begleiten, weil er nicht allein fahren wollte. Natürlich achtete sein Onkel am folgende Abend darauf, dass ich bei seiner Schwester schlief und mein Tanzpartner getrennt von mir in seiner Wohnung nächtigte.

Dennoch folgte für mich am Sonntagabend – wieder zuhause – eine heftige Strafpredigt meines Vaters. Er verlangte, mit meinem Tanzfreund zu sprechen, wohl um ihm die Sachlage klar zu machen: Du fährst nicht über Nacht mit meiner Tochter in der Weltgeschichte herum, wenn ihr Zwei nicht einmal verlobt seid!! Was sollen meine Kunden von mir als allein erziehendem Vater dreier Töchter halten??!!


Außer meines Fernbleibens über Nacht war ja nichts geschehen. Es nützte auch nichts, dass ich meinem Vater klar machte, dass ich mit einem Freund nicht extra in den Harz fahren müsse, um mit ihm Sex zu haben. Mein Vater bestimmte, dass wir uns baldmöglichst offiziell verloben mussten. Und die Hochzeit wurde für Mitte Mai des Folgejahres bestimmt.

Er hatte für meinen Tanzfreund gegen alle Einwände Argumente, indem er dem sehr jungen Mann die Bedenken für die Kosten einer Wohnungseinrichtung, zerstreute, denn der junge Mann hatte keinerlei Eigentum oder Angespartes vorzuweisen. Mein Vater versprach, sämtliche Kosten der Hochzeit sowie der Wohnungseinrichtung zu übernehmen, eine schöne Wohnung zu sehr günstiger Miete sei auch im Haus vorhanden. Nun hatte der junge Mann keine Gegenargumente mehr, die er hätte vorbringen können ...


Ich hatte mich zu fügen. Da zwischen den Männern wohl alles besprochen worden war, gab es auch keinen Anlass für meinen zukünftigen Mann, mir vorab in einem zärtlichen Moment (gab es solche Momente zu der Zeit überhaupt?) selber noch einen Heiratsantrag zu machen, mich zu fragen, ob ich ihn heiraten, seine Frau werden wolle. Den Verlobungsring – ohne einen schmückenden Zusatzring – bekam ich dann am Heiligen Abend als Verlobungs- und Weihnachtsgeschenk gleichzeitig!

Zu dem Zeitpunkt wäre es richtig gewesen, dass er mir erklärt hätte, was er mir dann in den ersten Tagen nach der Eheschließung – zu spät – gestand: "Ich wollte gar nicht heiraten und Kinder will ich auch keine!!"

Er war einfach noch gar nicht – trotz seiner knapp 23 Jahre – erwachsen! Sein Geständnis hatte mich so wütend gemacht, dass ich ihn ohrfeigen wollte. Er fing meine Hand ab und erklärte mir, dass sei das einzige Mal, dass ich versucht hätte, ihm eine so demütigende Ohrfeige zu verpassen. Er drohte mir andernfalls mit Handgreiflichkeiten seinerseits.

Was sollte ich machen? 1965 hatte eine Ehefrau ihrem Manne noch untertan zu sein! Sollte ich die Scheidung verlangen (die damals noch nach Schuldbeweis eines Ehepartners erfolgte) oder eine Annullierung der Ehe? Ich weiß nicht, wie mein inzwischen sehr kranker Vater reagiert hätte … Der war einfach nur froh, nun seine zweite Tochter unter der Haube zu wissen. Und auch ich war mit meinen 20 Jahren noch nicht erwachsen genug, um die Tragweite dieser Eheschließung und die Folgen zu erfassen. Wer weiß schon, was ihm die Zukunft bringt ...

 

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Kommentare (12)

werderanerin

Es ist für mich schon auch erstaunlich, liebe Uschi, was immerhin 1965 noch so möglich und wahrscheinlich der Alltag war...aber ich muss es sagen, nicht in der DDR.
Wir sind ja schon in den 50igern anders und zum Selbtsbewußtsein und eigener Wertschätzung erzogen worden, waren Frauen, die immer schon das gelebt haben, was sie selbst auch wollten und mochten. Wir waren nicht abhängig von Männern, haben schon mal einen Job und eigenes Geld gehabt. Das war mehr als nur wichtig, es war entscheidend !

Ich kenne "Ehe" auch aber eben aus einer ganz anderen Sicht..., habe letztliche meine "große" Jugendliebe geheiratet ,  meine und auch seine Eltern hatten da nix aber auch nix zu sagen. Das war unser Leben und unsere Entscheidung aber vor allem, war sie aus einer tiefen Zuneigung heraus erfolgt, was man wohl Liebe nennt.

Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, Jemand zu heiraten, den ich nicht mal ansatzweise zumindest mag...aber ich weiß ja, wie es im "Westen" letztlich war und kann auch hin und wieder "verstehen", dass Eltern es "gut" meinten aber eben grottenschlecht umsetzten.
Sie kannten es ja selbst nicht anderes !!!

Was das aber letztlich auch mit Menschen machen kann, sieht man ja. Es gibt soviele, die keine Liebe geben können, weil sie garnicht wissen, was das eigentlich für ein Gefühl ist. Es ist traurig, sehr sogar.

Meine eigenen Eltern haben nach dem Krieg aus purer Liebe geheiratet und genau das haben sie uns vorgelebt. Liebe ist nunmal die Basis für eine gute Beziehung, auch wenn nicht immer alles glatt sein muss..., kann es garnicht.
Man verändert sich, oftmals gehen die Wege soweit auseinander, dass es besser ist, sich zu trennen, auch wenn es mal Liebe war.

Aber eben einmal im Leben wirkliche Gefühle der Liebe gehabt zu haben, kann nichts aber auch garnichts ersetzen !

Kristine

ehemaliges Mitglied

@werderanerin
Liebe Kristine!
Aus Deiner Sicht kann ich verstehen, dass Du die verschiedenen Staatsformen, in denen Du und ich groß geworden sind, heranziehst, um eine Erklärung für meine Art der Verheiratung zu finden.

Ich kenne auch die Weise, „eben aus ganz anderer Sicht“, nämlich aus wirklicher Liebe zu heiraten. Nur war mir das leider nicht vergönnt. Und da das schon zwei Jahre zuvor von meinem Vater und seiner zweiten Frau total verhindert worden war, wollte ich mir ein zweites Mal keinen Zwang antun lassen. Dass es dennoch so war und mein Fehler obendrein, einfach nur aus dem Elternhaus heraus zu wollen, habe ich mich nicht gegen diese Verheiratung gewehrt. Es wurde mir einfach zu spät bewusst.

Aber das alles hat nichts mit der Form der Selbstbestimmung einer jungen Frau in den damaligen Staatsformen zu tun. Da spielten eher noch Ansichten (meines Vaters) mit, die wohl noch aus Kaisers Zeiten aufmuckten … Und so unsympathisch war mir mein Tänzer nun auch wieder nicht, dass ich mich nicht als seine Ehefrau hätte sehen wollen.

Leider entpuppte er sich aufgrund seiner eigenen familiären Erfahrungen als ein narzistischer Egoist. Aber diese Menschen verstehen es meisterhaft, ihre wahren Gründe für ihr Tun zu verschleiern und umgarnen die, von denen sie etwas haben wollen, so lange, bis sie ES haben. Und dann ist es oft für die Umgarnten zu spät … Davon gibt es sehr viele, heute immer mehr!!

Uschi
 

Christine62laechel

Liebe Uschi,

in meiner Familie hatte es eine ähnliche Geschichte gegeben. Die künftige Schwiegermutter war sehr religiös, und kann den Gedanken nicht ertragen, dass die beiden jungen Leute vielleicht... Der Zwang hatte die Liebe natürlich vernichtet. Und sie taten lange Jahre - auch nach der Scheidung nach 10 Jahren - alles, um sich einander psychisch zu vernichten. Es muss natürlich nicht immer so sein, ihr Fall war aber ganz schwer, zumal sie sich noch für zwei Kinder entschieden (?) haben. Nun sind alle, sie die beiden Eltern und die Kinder, in glücklichen Beziehungen (der Mann hat eine 20 Jahre ältere Frau geheiratet, und wurde erstmal echt glücklich).

   Ich hoffe, dass auch Du jetzt glücklich sein kannst. Oder wenigstens - zufrieden...

Mit besten Grüßen
Christine

  

  

ehemaliges Mitglied

@Christine62laechel  
Liebe Christine!
Der Auspruch meines Mannes in unserer 1. Ehewoche hat sich nicht erfüllt: wir bekamen zwei Kinder, obwohl mir zuvor ein Arzt versichert hatte, ich könne keine Kinder bekommen. Erst die Erkrankung unserer damals 12-jährigen Tochter stimmte meinen Mann um, das Wissen darum konnte er nicht ertragen. Mich beflügelte es allerdings, alles, was nötig und möglich war, für meine Tochter zu tun. Ob diese unterschiedlichen Auffassungen uns auseinandergebracht haben - ich weiß es nicht.

Heute kann ich es ein wenig nachvollziehen, verstehen, denn nachdem er als Kind immer wieder erlebte, wie seine Mutter nach der Geburt von jedem seiner drei jüngeren Geschwister sehr lange krank war, zuletzt auch noch eine Bipolarität heftig bei ihr durchschlug, wird er wohl gefürchtet haben, es könne mir auch so ergehen. Ich könnte es mir sehr gut vorstellen, dass diese Erlebnisse als Kind und Jugendlicher seinen Spruch, er wolle keine Kinder. seinen Grund hatte. Wie sein Vater allein mit den Kindern klar kommen und stets die kranke, oft boshafte Frau und Mutter ertragen zu müssen - das lehnte mein Mann für sich ab.

Dass ihn selbst in der Mitte seines Lebens dann auch diese Bipolarität erwischte war für meine Kinder und mich heftig, aber auch der Grund, so lange dafür zu sorgen, wie es nötig war, dass für uns drei nicht noch Schlimemres eintrat. Es ist mir gelungen!

Vorbei ...

Lieben Gruß und Danke auch für Deine Geschichte

Herzlichst Uschi

Muscari

Liebe Uschi,
war das alles furchtbar, wobei ich hoffe, dass Du das heute überwunden hast.
Mir ist es so ganz anders ergangen. Aber das ist ein anderes Thema, das ich in meinem Buch "Annelena" beschrieben habe.

Jedenfalls war es bei meiner Mutter noch so, dass ihr streng katholischer Vater bestimmte, was sie und ihre 6 Geschwister zu tun und zu lassen hatten.
Zwar nicht ganz so extrem wie bei Dir, aber schlimm genug, dass meine Mutter ihren evangelischen Freund nicht heiraten durfte und sie aus Protest einen katholischen Mann heiratete, den sie nicht liebte.
Die Folge war, dass die erste Beziehung nebenher heimlich bestehen blieb - ein ganzes Leben lang.
Auch das ist eine Geschichte für sich.
Trotz alledem grüße ich Dich zum Sonntagabend recht herzlich und wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche.
Andrea

ehemaliges Mitglied

@Muscari  
Liebe Andrea!
Ich denke heute noch mit Wehmut an meine eigentliche Liebe. Auch die hat mir mein Vater mit seinen eigensinnigen Vorstellungen zerstört. Er studierte leider Maschinenbau, keine Medizin. Hätte er Arzt werden wollen, hätte ich ihn heiraten dürfen.

Vor drei Jahren erklärte mir meine Kusine, wenn wir hätten heiraten dürfen, wären wir beide glücklicher geworden. Seine Frau und meinen Mann könne man in einen Sack stecken und drauf hauen, es träfe nie den oder die verkehrte! Aber wir haben uns nie wieder gesehen.

Er wird heute noch wie ein Gefangener beobachtet. In seinem Garten - so das Erzählen direkter Nachbarn - sind überall Kameras angebracht, damit SIE immer sehen kann, wo ER steckt. Selbst am Haus der Tochter hat die Ehefrau Kameras angebracht, damit sie ihren "Liebsten" stets unter Kontrolle hat. Dabei war und ist er gar kein Fremdgänger ...

Es mag ja sein, dass so ein Gerede vielleicht auch an Tatsachen vorbeigeht, weil die Fantasie der Nachbarschaft durchgeht. Doch es ist auch bekannt, wie herrschsüchtig und eifersüchtig diese Frau ihrem Mann das Leben schwer macht. Festivitäten der Nachbarschaft werden gemieden, um keine attraktiven Damen in seine Nähe zu lassen. Dabei weiß ich, dass er als junger Mann gern in Gesellschaft war.

Eine Zeit lang konnte ich diese Erzählung nur schlecht ertragen. Doch inzwischen hab ich auch das überwunden. Es hilft ja nichts, sich mit so etwas das eigene Leben, das seit acht Jahren für mich wieder richtig lebenswert ist, traurig zu machen.

Alles ist gut und in geregelten Bahnen. Herzlichen Dank für Dein Lesen, Deinen Kommentar und die lieben Wünsche. Auch für Dich einen guten Start in wohl wieder eine "Hitze-Woche"

Herzichst Uschi

mondie

Beim Lesen bekam ich schon einen Gänseschauer.

Ich denke, dass vor allem das Getuschel der Nachbarn und auch des Bekannten- und Familienkreises die Eltern - oder wie in Deinem Fall der Vater - es vorgezogen hatten, so zu handeln und Verbote aussprachen.

Nach meiner Meinung sollten Männer im Alter vor 30 Jahren nicht heiraten, wobei Ausnahmen auch in diesem Fall die Regel bestätigen.
Ihr beide ward einfach noch zu jung.

Lieber Gruß
Mondie

 

ehemaliges Mitglied

@mondie  
Da magst Du wohl Recht haben, liebe Mondie. Wenn man ein stadtbekannter Geschäftsmann ist, bei dem die Damen der oberen Hundert Kunden sind, möchte man die nicht verlieren und dazu gehörte seinerzeit sein Ansehen. Dazu kam auch noch eine (leider) super katholische Schwiegermutter, meine Oma mütterlicherseits. Und die ganze liebe Verwandtschaft wohnte drumherum ...

Für meinen Vater wäre es eine Katastrophe gewesen, eine seiner Töchter hätte ein un- oder voreheliches Kind mit nach Hause gebracht. Ich wurde schon als 13-Jährige diesbezüglich gewarnt: "Komm mir bloß nicht mit 'nem "Chrisjöhnken" nach Hause!".

Ich wollte eigentlich nur der strengen Aufsicht meines Vaters entkommen. Obwohl ich selbst noch nicht so wirklich erwachsen war, hatte ich längst zu dieser Zeit die Meinung, dass die meisten jungen Männer unter 27 Jahren noch nicht wirklich erwachsen wären. Läuft ja so ungefär mit Deiner Aussage konform.

Das Leben spielt manchmal verrückt!!

Danke für Dein Lesen und Deinen Kommentar. Erleichtert mich doch ein wenig ...

Lieben Gruß
nnamttor44



 

ehemaliges Mitglied

Liebe Truda,

es ist mir schon bewusst, dass es - vor allem noch in den 1960er Jahren - auch anderen Paaren so ergangen sein muss. Doch diese Bestimmungssucht, was mit dem eigenen Nachwuchs passiert, lebt auch heute noch.

Eine wenn auch gedankliche Abnabelung von meinem Vater gelang mir erst in den vergangenen acht Jahren nach der Trennung von meinem Mann. Auch das hatte Folgen: unser Sohn wandte sich von mir ab! Doch auf der Hälfte der Jahre zerstritt auch er sich mit seinem Papa, ihm wurde so langsam klar, dass ich gar nicht anders hätte handeln können, den Schlussstrich schon viel früher ziehen müssen.

Ich habe es geschafft, mein Ziel bezüglich der Abnabelung von sowohl meinem Vater als auch von meinem Mann zu erringern. Das brachte mir allerdings ein paar Einsichten, die schwer zu verdauen waren ... Ich denke, so langsam wird alles gut.

Danke für Deine Meinung zu meinem Blog und für Dein Lesen.

Herzlichen Gruß nnamttor44 

ehemaliges Mitglied

Liebe nnamttor44
Deine Zeilen kommen mir sehr bekannt vor auch mein Vater hat mein Leben sehr bestimmend in vielen Dingen geprägt. Leider habe ich es erst vor zwei Jahren geschafft mich komplett von meinem Vater zu lösen was zur Folge hatte das ich nicht bei der Pflege meiner Mutter und ihrem Abschied mithelfen durfte was mich sehr schmerzt.
Ich wünsche dir das du keine Altlasten von deinem dominaten Vater mit dir rum trägst und drücke dir die Daumen das alles gut wird.
Liebe Grüssle Truda

Federstrich

Was für eine schöne Frau, was für ein bezauberndes Lächeln, was für ein Mann, der sich nicht binden will, was für ein dominanter Vater, der glaubt, seine Tochter möglichst schnell unter die Haube bringen zu müssen. Was für Zeiten, was für Sitten.
VG, Federstrich

ehemaliges Mitglied

@Federstrich  
Hallo Federstrich!

Ich schrieb ja schon, ER war noch nicht wirklich erwachsen, sonst hätte er sich durchaus mit den richtigen Argumenten "aus der Schlinge" ziehen können. Aber als braver Junge hatte er gelernt, aus der eigenen Familie nichts zu erzählen, das hätte relevant sein können. In dem Fall wäre mir wohl der Umgang mit ihm verboten worden.

Was wäre wenn ist heute überflüssig. Es hat wohl so sein sollen und ich hätte heute nicht so eine tolle Tochter!! GsD sind die Zeiten heute anders.

Danke für Dein Lesen und Deinen freundlcihen Kommentar

Herzlichst nnamttor44


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