Am nächsten Tag wollten wir uns etwas Gutes antun und gingen nachmittags in das dem Motel angeschlossene Restaurant. Wir bestellten zu Kaffee und Cola die uns nur aus dem Westfernsehen bekannten Palatschinken. Die kamen dann auch mit viel Schlagsahne. Wir kosteten und waren etwas enttäuscht, denn die Sahne schmeckte sauer. Sie prickelte förmlich auf der Zunge. Meine Frau fragte sich, wie es gelungen war, diese saure Sahne überhaupt zu schlagen. Die Kinder aßen nur den Eierkuchen. Alle Versuche, sie zu überzeugen, alles aufzuessen, scheiterten. Wir erklärten ihnen, dass nicht immer alles süß sein müsse. Auch saure Speisen könnten sehr lecker sein. Vergeblich – die Sahne und alle Teile des Eierkuchens, die mit ihr in Berührung gekommen waren, blieben auf den Tellern.
Als der Kellner das Geschirr abräumte, sah er die umfangreichen Reste auf den Tellern der Kinder und fragte, ob irgendetwas nicht in Ordnung gewesen sei. Ich sagte, dass den Kindern die saure Sahne nicht geschmeckt hätte. Er schaute verdutzt, dann verschwand er in der Küche. Als er nach kurzer Zeit zurückkam, entschuldigte er sich, und eröffnete uns, dass der Koch die Patronen von Sahne- und Sodasyphon verwechselt hätte, sodass unsere Schlagsahne mit Kohlensäure aufgeschäumt worden war.
Wir mussten für die vier Palatschinken nichts bezahlen, aber lieber hätten wir das Geld ausgegeben und gewusst, wie Palatschinken wirklich schmecken.

Aus dem Buch "Reisehusten" von Wilfried Hildebrandt


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