Große Brüder

Autor: ehemaliges Mitglied

Große Brüder
Mein großer Bruder ist 6 Jahre älter als ich und er war vollkommen aus dem Häuschen als er damals erfahren hat, dass er eine Schwester bekommt. In den buntesten Farben malte er sich aus wie es sein würde wenn ich endlich da bin. Er wollte mich beschützen und mit mir spielen und mich allen Schulkameraden stolz präsentieren. 

Wie Ihr Euch sicher alle denken könnt, war seine Enttäuschung entsprechend groß, als er mit Papa und Opa ins Krankenhaus kam um mich zu begutachten. Wie???????? so klein ist die???????? das gibts doch nicht und ausserdem sieht sie ganz verknittert aus. Wie soll das je eine richtige Schwester werden? Entsetzen auf ganzer Linie. 

Papa und Opa erklärten ihm, daß es schon eine Zeit dauern würde bis er mit mir spielen kann aber in der Zwischenzeit könnte er mich behüten und beschützen und lieb haben, das ist doch auch schon mal was oder?
Na ja, meinte er.......wir können es ja mal mit ihr versuchen.

Von da an wich er selten von meiner Seite, sah mich aufwachsen und war mir immer in herzlicher Liebe zugetan. Ich habe viel von ihm gelernt und folgte ihm auf Schritt und Tritt. Ich habe ihn in unendlich viele peinliche Situationen gebracht weil mein kleiner Mund selten stillstand. Ich lachte im Kino wenn keiner lachte, ich zeigte mit 3 Jahren jedem meine neue Rüschenhose ob er sie nun sehen wollte oder nicht und ich stellte immer die peinlichsten Fragen in Gegenwart seiner Schulkameraden........Henry, Du bist der liebste große Bruder, den man sich überhaupt wünschen kann.

Du hast meine Puppen gerettet, die draussen im Zelt schlafen sollten und als ich es dann vor Kummer und Sorge um sie nicht mehr aushalten konnte, bist Du im Dunkeln rausgegangen um sie zu holen. Wir haben dann gemeinsam alle Puppen ins Bett gebracht und auch mein Schaukelpferd auf dem Boden niedergelegt mit einem Kissen unter dem Kopf und einer Decke zugedeckt. Keiner sonst hätte das gemacht....aber er tat alles um seine kleine Schwester vor den Tränen zu bewahren. Er war und ist mein Held.

Ich war immer ein sehr artiges Kind und wurde von allen geliebt und behütet.............Bis die Pubertät kam.............dann war ich ein Monster, daß es schlimmer nie gegeben hatte. Eine schwere Zeit für meine Eltern aber Henry hielt zu mir und war mein einziges Sprachrohr und der Verbindungsmann in dieser Zwischenfischundfleischzeit. 

Alles das hat er mit mir überstanden und noch heute schaut er mit brüderlicher Liebe auf mich und ich schau immer noch mit viel Liebe zu ihm auf. Große Brüder sind wunderbar.

Danke Henry für die vielen großen und kleinen Hilfestellungen auf dem Weg meines Lebens. Du bist ein Schatz und ich liebe Dich.



©  Brita Schmidt
 

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Kommentare (6)

Manfred36


Mein großer Bruder war auch annähernd 6 Jahre älter als ich, ein aufgeweckter, extravertierter Junge, dem Abenteuer und Flunkern zugetan, und wollte überall die Finger drin haben. Locker und leicht kamen im die Dinge. Der „Kleine“ war autistisch-introvertiert, in sich selber verspielt, aber auch – vor allem gestalterisch – nicht weniger intelligent. Beide waren wir aufeinander angewiesen, weil die Mutter tagsüber in einem ambulanten Büro bzw. als Tagelöhnerin „Geld verdiente“ und den Kleinen nur begrenzt mitnehmen konnte. Das Familienleben war vor allem abends, auch als die Mutter noch maschinen-strickte und -nähte. Im Schlafzimmer nebenan erzählten wir uns phantasievolle Einschlafgeschichten oder malten oder schrieben uns Ratefiguren auf den Rücken.
Der Vater war bis 1949 "im Krieg" und danach kaum mehr da.
Der Ältere hatte den Jüngeren „zu erziehen“, einen „Klotz am Bein“, den er aber merkwürdigerweise nicht als solchen empfand. Allerdings durfte auch der Kleine nicht „petzen“.
Die Verbindung zwischen den Beiden blieb – trotz z.T. später widerstrebender Umwelten - wie ein geschlossenes unantastbares Reservoir bis ins Alter bestehen. Der Ältere ist leider früh verstorben.
Aber selbst seine Kinder haben eine Ahnung davon, wenn sie den alten Onkel besuchen und ein Wenig von ihrem Vater sehen.
Gruß
Manfred

ehemaliges Mitglied

Lieber Manfred,

ich danke Dir sehr für Deine interessante und zu Herzen gehende Erinnerung. Es hat mich sehr bewegt das zu lesen und ich erinnere mich an Erzählungen meiner Eltern und Großeltern aus der Zeit. Danke, dass ich das lesen durfte.

Liebe Grüße
Brita mit einem t

lillii

liebe Brita,
wie beneide ich Dich um deinen großen Bruder, ich war die Älteste...weißt Du, was das heißt.?
Mit heiteren Grüßen Luzie

ehemaliges Mitglied

Ich kann es mir lebhaft vorstellen liebe Luzie Kuss

Ja, mein Bruder ist schon ein Goldstück. Mein kleiner Bruder allerdings auch. 

Liebe Grüße von mir zu Dir

Brita mit einem t Lächeln

Sirona

Liebe Brita,

bei Deinem Bericht kann man richtig neidisch werden. Smiley
Einen solchen Beschützer hätte ich mir auch gewülnscht, aber nie gehabt.

Eine reizende Erzählung über eine Geschwisterliebe.

LG Sirona

 

ehemaliges Mitglied

Danke Dir liebe Sirona,

ich habe wirklich großes Glück mit meiner Familie, in der ich wohlbehalten und geliebt aufwachsen durfte. Dafür bin ich auch überaus dankbar und diese Liebe hält uns bis heute alle zusammen.

Liebe Grüße Brita Schneeflocke


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