Graupensuppe zur Winterszeit.........................
...bei uns nur "Kälberzähne" genannt, die gab es auch im Sommer, denn auf den Winter sparen, konnte man nicht.
Doch diesmal war es Winter und sehr massiv. Der Schnee lag kniehoch, ich war ungefär 7 Jahre alt.
Eines Tages meldete sich ein Mann, ein Freund von meinem Vater, der noch einen Wohnsitz suchte und quartierte sich bei uns ein. Meine Mutter kannte ihn jedenfalls aus früheren Jahren und ich fand ihn nett. Das war Herr Dill.....
Und eines Tages war er weg - meine Mutter litt und quälte sich mit dem "Warum?"
Sein Elternhaus war ausgebomt, die Eltern dabei ums Leben gekommen und man forschte nach.
Alles was noch Beine hatte, machte sich auf den Weg um Herrn Dill zu finden - schließlich nach Krieg und den Verlust der gesamten heimatlichen Existenz, bei dem man in dieser Zeit nicht wußte, ob soviel Leid eine Seele ertragen kann.
Die Meldung eines Tages: wir wissen , wo er steckt!
Er lebt im Gartenhaus in Haideburg, in dem Garten seiner Eltern. Nicht weit von uns.
Die Erwachsenen in meiner Umgebung tuschelten und wenn ich erschien, dann war das Gespräch zu Ende.
Es wurde dieser Winter mit sehr viel Schnee - meine Mutter drückte mir einen "Henkelmann" in die Hand und "bring ihn zu Herrn Dill".
Murrend nahm ich mein Fahrrad und fuhr los, bis ich merkte, so geht das nicht.
Ich schleppte mein Fahrrad und mich durch den Schnee - verfluchte meine Mutter und die verdammten Kälberzähne und den Schnee.
Das Fahrrad konnte ich nicht liegenlassen, inzwischen war ich halb eingefroren....
ich kämpfte weiter, Schritt für Schritt, Herrn Dill konnte ich doch nicht verhungern lassen.........
und endlich kam ich an der Gartenlaube an!
Ich trommelte mit geballten Fäusten auf die Tür ein - ich wollte meinen Auftrag erledigt wissen. Und Herrn Dill nicht als verhungerte Leiche in einer Ecke finden.
Die Tür ging einen Spalt auf....................
und vor mir stand eine junge Frau, die mich sofort nach Innen beförderte und mir die Hände und Beine warm rieb. Die vereisten Klamotten zog sie runter und hängte sie über den Bullerofen, damit sie trocknen konnten.
Aber, meine Kälberzähne im Henkelmann, war ich los.
Man koste und knuddelte mich und sprach von Tapferkeit und ich fror einfach nur.
Ich schmorte in Frust vor mich hin, war wütend auf meine Mutter und Herrn Dill, fand mich ausgenutzt und sonst noch mehr.
Nach etlichen Stunden trat ich den Rückweg an, es war schon dunkel. Ich stapfte durch den Schnee und zog mein Fahrrad hinterher. Manchmal kurz vor dem Zusammenbruch, doch der Wille trieb mich an.
Ich gehe heute nicht nach Hause, die soll nur suchen - ich suche mir was anderes, ich gehe zur Omama.
Der Gedanke trieb mich an, doch vor der letzten Kurve, verschwanden diese Gedanken, ich wollte nur noch in mein Bett. In Sichtweite war es schon und bis zu Omama war es nicht mehr zu schaffen.
Mit jedem mühsamen Schritt verkleinerten sich die Gedanken und dann stand ich vor unserer Gartentür.
Ich nahm den Schlüssel automatisch raus, schloß auf, stolperte rein mit meinem Fahrrad im Schlepptau, schmiß es einfach hin und strebte nur zum Haus um eine warme Stube zu erreichen.
Es war eisekalt, die Haustürklinke war so eisig, daß ich kleben blieb. Mit einem Ruck löste ich mich davon und wütend kroch ich die Treppe rauf.
Hocherfreut stand Mutti oben - ich fing zu kotzen an.
Rein in die warme Küche und Klamotten aus und ab ins warme Bett--------
Und seitdem kann ich Graupensuppe nicht mehr riechen , geschweige dann auch noch essen.
Unser Verhältnis zueinander , war zukünftig etwas gestört.
Was sich auch wieder in liebvoller Weise geändert hat.
mit liebevollen Schnee-Gedanken
euer Moni-Finchen
Doch diesmal war es Winter und sehr massiv. Der Schnee lag kniehoch, ich war ungefär 7 Jahre alt.
Eines Tages meldete sich ein Mann, ein Freund von meinem Vater, der noch einen Wohnsitz suchte und quartierte sich bei uns ein. Meine Mutter kannte ihn jedenfalls aus früheren Jahren und ich fand ihn nett. Das war Herr Dill.....
Und eines Tages war er weg - meine Mutter litt und quälte sich mit dem "Warum?"
Sein Elternhaus war ausgebomt, die Eltern dabei ums Leben gekommen und man forschte nach.
Alles was noch Beine hatte, machte sich auf den Weg um Herrn Dill zu finden - schließlich nach Krieg und den Verlust der gesamten heimatlichen Existenz, bei dem man in dieser Zeit nicht wußte, ob soviel Leid eine Seele ertragen kann.
Die Meldung eines Tages: wir wissen , wo er steckt!
Er lebt im Gartenhaus in Haideburg, in dem Garten seiner Eltern. Nicht weit von uns.
Die Erwachsenen in meiner Umgebung tuschelten und wenn ich erschien, dann war das Gespräch zu Ende.
Es wurde dieser Winter mit sehr viel Schnee - meine Mutter drückte mir einen "Henkelmann" in die Hand und "bring ihn zu Herrn Dill".
Murrend nahm ich mein Fahrrad und fuhr los, bis ich merkte, so geht das nicht.
Ich schleppte mein Fahrrad und mich durch den Schnee - verfluchte meine Mutter und die verdammten Kälberzähne und den Schnee.
Das Fahrrad konnte ich nicht liegenlassen, inzwischen war ich halb eingefroren....
ich kämpfte weiter, Schritt für Schritt, Herrn Dill konnte ich doch nicht verhungern lassen.........
und endlich kam ich an der Gartenlaube an!
Ich trommelte mit geballten Fäusten auf die Tür ein - ich wollte meinen Auftrag erledigt wissen. Und Herrn Dill nicht als verhungerte Leiche in einer Ecke finden.
Die Tür ging einen Spalt auf....................
und vor mir stand eine junge Frau, die mich sofort nach Innen beförderte und mir die Hände und Beine warm rieb. Die vereisten Klamotten zog sie runter und hängte sie über den Bullerofen, damit sie trocknen konnten.
Aber, meine Kälberzähne im Henkelmann, war ich los.
Man koste und knuddelte mich und sprach von Tapferkeit und ich fror einfach nur.
Ich schmorte in Frust vor mich hin, war wütend auf meine Mutter und Herrn Dill, fand mich ausgenutzt und sonst noch mehr.
Nach etlichen Stunden trat ich den Rückweg an, es war schon dunkel. Ich stapfte durch den Schnee und zog mein Fahrrad hinterher. Manchmal kurz vor dem Zusammenbruch, doch der Wille trieb mich an.
Ich gehe heute nicht nach Hause, die soll nur suchen - ich suche mir was anderes, ich gehe zur Omama.
Der Gedanke trieb mich an, doch vor der letzten Kurve, verschwanden diese Gedanken, ich wollte nur noch in mein Bett. In Sichtweite war es schon und bis zu Omama war es nicht mehr zu schaffen.
Mit jedem mühsamen Schritt verkleinerten sich die Gedanken und dann stand ich vor unserer Gartentür.
Ich nahm den Schlüssel automatisch raus, schloß auf, stolperte rein mit meinem Fahrrad im Schlepptau, schmiß es einfach hin und strebte nur zum Haus um eine warme Stube zu erreichen.
Es war eisekalt, die Haustürklinke war so eisig, daß ich kleben blieb. Mit einem Ruck löste ich mich davon und wütend kroch ich die Treppe rauf.
Hocherfreut stand Mutti oben - ich fing zu kotzen an.
Rein in die warme Küche und Klamotten aus und ab ins warme Bett--------
Und seitdem kann ich Graupensuppe nicht mehr riechen , geschweige dann auch noch essen.
Unser Verhältnis zueinander , war zukünftig etwas gestört.
Was sich auch wieder in liebvoller Weise geändert hat.
mit liebevollen Schnee-Gedanken
euer Moni-Finchen
Kommentare (11)
tilli †
Wie es auch sei, du hast es geschaft, Deine Mutter war glücklich, dass du endlichn von dieser Mission zurück warst. Ich kann mir denken,wie schwere Gedanken sie sich machen musste, dich so loszuschicken in den Schnee.
Heute kennen wir darüber lachen, aber damals - ja so eine Suppe damals war was ganz besonderes.
Bis heute mag ich diese Suppe mit den Graupen auf Schweinerüppchen gekocht, dann haben wir gewartet bis jeder von uns Kindern so ein Rippchen bekam. Fleisch war ja nicht zuviel daran, aber der Geschmack!!
Danke für diese Geschichte
Grüße Tilli
Heute kennen wir darüber lachen, aber damals - ja so eine Suppe damals war was ganz besonderes.
Bis heute mag ich diese Suppe mit den Graupen auf Schweinerüppchen gekocht, dann haben wir gewartet bis jeder von uns Kindern so ein Rippchen bekam. Fleisch war ja nicht zuviel daran, aber der Geschmack!!
Danke für diese Geschichte
Grüße Tilli
finchen
endlich einer, der meinen Ekel versteht !!!!
Ich fühle mich doch wie erlöst.
Nie wieder Graupen oder Kälberzähne..................
Liebe Dankesgrüße
Dein Moni-Finchen
Ich fühle mich doch wie erlöst.
Nie wieder Graupen oder Kälberzähne..................
Liebe Dankesgrüße
Dein Moni-Finchen
paddel
...... Nie wieder Graupen, mit welchen Beilagen auch immer...
In der Kriegs-und Nachkriegszeit gab es fast jeden Tag
Graupen-oder Maisgerichte.
Mit Reismahlzeiten komme ich gut zurecht.
Liebe Grüße,
dein Herbert.
In der Kriegs-und Nachkriegszeit gab es fast jeden Tag
Graupen-oder Maisgerichte.
Mit Reismahlzeiten komme ich gut zurecht.
Liebe Grüße,
dein Herbert.
finchen
dann möchte ich Dir meine Abneigung zur Graupensuppe auch nicht weiter unterbreiten. Es ekelt mich bei dem Gedanken - es steckt zuviel Geschichte darin.
finchen
ich sehe schon, Du kennst dieses ekelhafte Zeug auch noch in sämtlichen Varianten. Kälberzähne wurden in sämtlichen Ernährungsarten untergemischt. Und wenn heute meine Freundin Graupensuppe kocht - fallen mir automatisch solche Geschichten ein. Kann man das verdenken?
finchen
ich hatte mit Schnee und Fahrrad genug zu tun. Doch auch mit Herrn Dill, der nicht verhungern durfte............
Ein schweres Los, daß in allen meinen Gliedern steckte, einfach ekelhaft.
Ich schaffe das - mein Ziel - und fast selbst im Untergang, ich mußte mich beweisen!
Na siehste, ich bin noch da.
mit graupeligen Grüßen
Dein Moni-Finchen
Ein schweres Los, daß in allen meinen Gliedern steckte, einfach ekelhaft.
Ich schaffe das - mein Ziel - und fast selbst im Untergang, ich mußte mich beweisen!
Na siehste, ich bin noch da.
mit graupeligen Grüßen
Dein Moni-Finchen
nixe44
Graupensuppe war ein Arme-Leute-Essen, so hab ich es noch in Erinnerung.
Im Sommer wurde die Suppe mit geviertelten Birnenstücken
verfeinert.
Das schmeckte schon etwas besser, das war in den 50-er Jahren.
Viele Jahre mied ich die Suppe, sie erinnerte mich immer an die Nachkriegszeit.
Ich habe es mittlerweile überwunden.
Doch koche ich Graupensuppe sehr selten und wenn doch, dann ohne Birnen, dafür mit Blumenkohlröschen.
Und ein Suppenhuhn muß auch noch herhalten.
kikerikie schrie das liebe Vieh
mit schmunzelnden Grüßen
Moni-nixe
Im Sommer wurde die Suppe mit geviertelten Birnenstücken
verfeinert.
Das schmeckte schon etwas besser, das war in den 50-er Jahren.
Viele Jahre mied ich die Suppe, sie erinnerte mich immer an die Nachkriegszeit.
Ich habe es mittlerweile überwunden.
Doch koche ich Graupensuppe sehr selten und wenn doch, dann ohne Birnen, dafür mit Blumenkohlröschen.
Und ein Suppenhuhn muß auch noch herhalten.
kikerikie schrie das liebe Vieh
mit schmunzelnden Grüßen
Moni-nixe
samti
warum hast du dich denn nicht selber an der warmen Suppe aufgewärmt? Denn sie ist wirklich lecker. Hättest auch keine Sorge haben müssen, dass es danach nicht mehr reicht. Das ist nämlich ein Eintopf ohne Ende wenn erst abgekühlt. Wasser rein und schon reicht es für eine weitere Familie aber die großen Kälberzähne will ich auch nicht. Ich nehme die kleineren Graupen. Probier doch mal wenn es wieder bitterkalt ist. aber ich kann schon deine Abneigung verstehen. Grüß dich. Samti
finchen
mein Lachen hast Du bestimmt gehört !!!
Das gestörte Verhältnis findet bei der Graupensuppe statt.
Ich hab 'ne Freundin, die kocht die Suppe ab und zu und schon werden bei mir die Zähne lang.
Die Erinnerung an diesen "Schneemarsch" kommt sofort hoch.
Igitt- ich kann es nicht haben......................
mit graupelichen Grüßen
das Moni-Finchen
Das gestörte Verhältnis findet bei der Graupensuppe statt.
Ich hab 'ne Freundin, die kocht die Suppe ab und zu und schon werden bei mir die Zähne lang.
Die Erinnerung an diesen "Schneemarsch" kommt sofort hoch.
Igitt- ich kann es nicht haben......................
mit graupelichen Grüßen
das Moni-Finchen
KarinIlona
Welches gestörte Verhältnis meinst du: das zur Mutter oder zur Graupensuppe?
Ißt du nun Graupensuppe wieder oder immer noch nicht?
Schlimm, schlimm. Meine Mutter hatte auch so schlechte Erinnerungen an Graupensuppe, an "Treppenhüpfer"... so dicke Dinger.
Ich dagegen esse Graupensuppe sehr gern, sorry!
KarinIlona
Ißt du nun Graupensuppe wieder oder immer noch nicht?
Schlimm, schlimm. Meine Mutter hatte auch so schlechte Erinnerungen an Graupensuppe, an "Treppenhüpfer"... so dicke Dinger.
Ich dagegen esse Graupensuppe sehr gern, sorry!
KarinIlona
Die Graupensuppe wird in Sachsen mit "Gräupchen mein Täubchen" begrüßt.
Ich selbst esse sie heute noch. Nur der Kälberzähne wegen laufe ich weit, den die extra großen Graupen hat nicht jeder Laden.
Nun zu Dir, wenn ich was zu sagen hätte, bekämst Du die Lebensrettermedaille. Unter Risiko für Deine Gesundheit bist Du kleines Mädchen aufgebrochen, einen Menschen Essen zu bringen, der das brauchte,tapfer!
Mit freundlichen Grüßen,
Traute