Generationen im Gespräch
Man konnte früher oft sehen, wie eine Großmutter (oder ein Großvater, oder auch beide) mit einer kleinen Enkelin, oder auch mit einem kleinen Jungen, eine Parkallee entlang ging, oder auf einer Parkbank saß. Und egal wie groß das Kind war, sprach es die Oma immer wieder an, es antwortete, stellte Fragen, lachte… Es hörte mit Interesse zu, wenn etwas Längeres mal erzählt wurde. Es wurde einander Aufmerksamkeit geschenkt.
Natürlich gab es früher auch junge Eltern, die mit ihren Kindern viel sprachen, lachten, den Kleinen etwas erklärten. Heutzutage sieht man auf den Straßen eher junge Mütter und Väter, die einen Kinderwagen schieben, oder ein Kind an der Hand halten – und in der anderen Hand halten sie ein Handy; sie reden da mit jemandem lange, oder sie „scrollen“, wie es nun heißt, wenn man sich im Internet immer wieder etwas anschaut, kurz liest, und gleich weiter.
Und die Kinder, selbst die ganz kleinen, die noch nicht laufen können, die halten oft in ihren Händchen auch schon so ein Gerät. Es wäre ja nicht schlimm, wenn sie den Umgang mit IT ganz jung erlernen; sie werden in einer solchen Epoche leben, wo es anders einfach nicht gehen wird. Man wusste aber schon früher, dass es ohne Gespräche (auch in der Gebärdensprache, wenn nötig) keine gute Beziehung geben kann. Ohne einen Gedankenaustausch; und es macht da nichts, dass die Gedanken bei einem Kind naiv, oder gar falsch sein können. Dazu sind eben die Erwachsenen da, um den Kindern manches beizubringen, ihnen manches zu erläutern. Ohne sie dabei auszulachen; falsch oder naiv, müssen ihre Ideen nicht ganz uninteressant sein.
Oder ist es nun so, dass auch Omas und Opas ohne ihre Smartphones nicht mehr aushalten können? Oder sind Kinder und Jugendliche an die virtuelle Welt nur eingestellt, und finden Gespräche über Reales, vor allem über die Vergangenheit, einfach komisch? Oder findet man doch eine gemeinsame Sprache, wenn mal zusammen am Scrollen und Surfen?
Kommentare (9)
@Manfred36
Ja, lieber Manfred, das kann gut wahr sein. Früher galt es ja, dass Kinder nichts zu sagen hätten, und den Erwachsenen widerspruchlos Respekt schuldig. Das ging wohl in vielen Familien zu weit. Es konnte auch damit zusammenhängen, ob eine Familie und die Großeltern unter einem Dach lebten, oder woanders. Und es konnte schon immer mentale Unterschiede geben, die zu beseitigen wären - solange es die beiden Seiten wollen würden.
Und auch noch einfach eine individuelle Sache; selber habe ich noch keine Enkelkinder, wage aber zu behaupten, dass ich einen viel besseren Kontakt mit den meines Bruders Enkelkindern habe, als ihre "eigene" Oma. Natürlich musste es ihr nicht gut gefallen haben... ;)
Liebe Christine, du beginnst deine Betrachtung mit einer Rückschau auf Zeiten, wie ich sie in bester Weise als Kind und auch noch später er- und gelebt habe und du formulierst den ungemein wichtigen Satz: „Es wurde einander Aufmerksamkeit geschenkt“.
Dann aber zeigst du sehr realistisch auf, wie sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern heutzutage darstellt und mir drängt sich auf: Arme Kinder! – Wenn man dies dann noch ein wenig weiterführend durchdenkt, muss man sich die Frage stellen, weshalb junge Leute eigentlich noch Kinder in die Welt setzen? Es sind ja doch Kinder, die kaum noch verbindenden Sprachkontakt mit Vater und Mutter haben, sich stattdessen aber vorrangig mit einem völlig emotionslosen Smartphone „unterhalten“! – Eine Antwort darauf möchte ich mir besser nicht geben, denn sie wäre wohl derart niederschmetternd, dass ich sie nicht in Worte kleiden kann…
...meint mit erschreckendem Bedauern
Syrdal
@Syrdal Ich stimme zum großen Teil überein, finde aber, die Mischung macht es. Gerade deine Beiträge zeigen doch, dass sie nicht emotionslos sind.
Herzliche Grüße
Edith
@Edit
Liebe Edit, mir ist nicht ganz klar, wen du mit deinen Worten meinst…
Nun, die Kinder sind gewiss nicht emotionslos, ganz im Gegenteil. Sie lechzen gleichsam wie überdurstig nach Aufmerksamkeit, nach emotionaler Zuwendung. Und wenn sie diese nicht finden, verkümmert in ihrer wachsenden Verzweiflung die kleine Seele, ebenso die Empfindsamkeit und die ganz natürliche Lebensfreude, was schließlich (leider) auch den heranwachsenden Charakter prägt.
Zielt deine Anmerkung aber auf die Eltern, ist schon richtig, dass es die Mischung macht. Die angesprochene Vernachlässigung der Aufmerksamkeit trifft freilich nicht auf jeden zu, ist aber leider viel zu oft zu beobachten, was mich zu der Aussage „Arme Kinder“ brachte.
Dir danke ich für deine Einlassung auf das Thema und hoffe, dass uns die Emotionen in jeglicher Hinsicht erhalten bleiben und wir sie in guter Weise auch „leben“.
Herzliche Sonntagsgrüße kommen hier von
Syrdal
@Syrdal
In der Tat lieber Syrdal, war mein Beitrag nicht eindeutig. Das kommt davon, wenn ich zwischen Aufräumen und Kochen auch noch meinen Senf auf ST dazugeben möchte.
Ich meinte, dass die meisten Eltern sicherlich eine ausgewogene Mischung, zwischen eigenen Interessen und Zuwendungen ihren Kindern gegenüber, gut hinbekommen.
Darüber hinaus bin ich mir nicht so sicher, ob das „völlig emotionslose Smartphone“, wie von dir gesagt, wirklich so emotionslos ist. Ich denke da an das so viel geliebte Auto. Also, warum nicht auch das geliebte Smartphone? Wenn ich beispielsweise ein kleines Video erstelle und mit einer App dazu die Musik zusammenbastel, dann auf ST lade, ist das immer auch mit meiner Emotion verbunden.
Viele Grüße
Edith
@Edit
Aber ja, liebe Edit, das kenne ich ja auch von meinen kleinen Videos, die alle mit vielen Emotionen entstehen.
Christine hat aber gemeint und geschildert, dass heute viele junge Eltern ihre Aufmerksamkeit oft vorrangig dem Smartphone statt ihren Kindern widmen, die sehnsüchtig nach der vollen Aufmerksamkeit der Eltern dürsten. Eine „gesunde Mischung“ kann ich da kaum entdecken, wie ich in meinem Umfeld immer wieder beobachte – leider...
...und stets mit ungläubigem Staunen
Syrdal
@Syrdal
Also, für mich war da auch das Wort "Aufmerksamkeit" am wichtigsten, lieber Syrdal. In meiner Kindheit war ich nie auf schönes Spielzeug oder Superklamotten neidisch, sondern darauf, wie andere Mütter und Väter ihren Kindern ihre liebevolle Aufmerksamkeit zeigten. Ich weiß gut, was der Mangel daran in einem kleinen Seelchen verursachen kann; dann als Pädagogin auch vieles darüber gelesen, und auch vieles bei meinen Schülerinnen und Schülern beobachtet. Die Aufmerksamkeit finde ich absolut vorrangig.
Mit Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Liebe Christine, deiner Ansicht und Erfahrung stimme ich voll und ganz zu. Nachdenklich macht mich vor allem, wie sich doch seit meiner eigenen Kindheit die Zeiterscheinungen verändert haben. Zum Guten…? In mancher Hinsicht vielleicht, in der zwischenmenschlichen aber wohl eher nicht…
...meint – mit Grüßen zu dir –
Syrdal
Die sprachliche Gegensätzlichkeit
geht bei Großeltern auch heut nicht so weit,
dass man im Spiel nichts gemeinsam mehr sieht
und nur noch in seine Domäne entflieht.
Generationen verankern meilenweit
in der Hetze der Technik unserer Zeit.
Doch bringt Empathie noch beides zusammen,
die Wissenslücke mit Fortschrittsflammen.
Wenn von Dogmen man absieht und Klischees:
Eher früher sahen die Seiten sich bös.