Gefühle auf der Flucht
Wo seid ihr? Warum verlasst ihr mich? Ihr, die mir als Kind die sichere und ruhige Nachtruhe gegeben habt, die mich die neugierige Freude auf den nächsten Tag spüren ließet, und mir ein Schuld-freies Leben geboten habt. Ich weiß, irgendwie habe ich euch nicht gepflegt und gefördert -nein, es war bestimmt kein schönes Zuhause bei mir. Ich glaube, ich habe euch stiefelterlich behandelt, bevormundet, ja manchmal sogar versteckt. Und dabei war es so schön, wenn wir miteinander gespielt haben, aufregend und lehrreich, manchmal geradezu umwerfend. Wegen euch konnte ich zeitweise nicht essen, nicht schlafen, nicht denken - nur spüren, fühlen: Sinnlichkeit.
Dann wurde mir erklärt und ich wurde belehrt, dass ich durch euch den Begriff "Sinn"lichkeit wohl falsch verstanden habe - es muss alles einen "Sinn" haben. Einen logischen Sinn. Ich wurde zwiegespalten und habe in euer Haus einen Mitmieter, den Verstand, hinein gelassen. Ich weiß, ihr habt euch nicht vertragen und ich habe sehr darunter gelitten. Insbesondere als ich bemerkte, dass sich der Verstand immer "breiter" machte. Ihr wurdet in die Ecke gedrängt. Manchmal habe ich das Gefühl (immerhin, so etwas ist noch da!), ich habe euch nur noch Asyl gewährt, obwohl ich doch eure Heimat war.
Bitte kommt zurück! Ich fühle mich so alleine, mir ist so kalt, die "Wohnung" ist so lieblos ein"gerichtet". Ich will mit euch die Farben sehen und in mich einlassen, die Sonnenstrahlen fühlen und spüren, wie auch ein kalter Winterabend erwärmend sein kann. Mit euch den Regen auf der Haut spüren, mich mit euch hin-geben, jetzt und hier und mich auf den Morgen aber auch auf das Morgen freuen. Ich habe dem Mitmieter gekündigt, und ihn als Dienstboten versetzt. Die Wohnung ist frei, frisch gestrichen, farbenfroh und hell. Lasst uns "sinn"- los Sinnenhaftes tun.
Beeilt euch bitte - allzu viel Zeit verbleibt mir nicht mehr.
PS: Ich habe wieder vermietet- ohne Mitmieter.
*Koperni-kuss*
Kommentare (16)
melody
...möchte ich darauf hinweisen dass Koperni-kuss sich im Moment nicht weiter
zu den Kommentaren äußern kann, da er sich noch immer im Krankenhaus befindet.
Er freut sich aber darüber und bat mich ausdrücklich, dies auszurichten.
Christina
zu den Kommentaren äußern kann, da er sich noch immer im Krankenhaus befindet.
Er freut sich aber darüber und bat mich ausdrücklich, dies auszurichten.
Christina
Blondschopf
ja, das hast Du wieder mal ganz zauberhaft beschrieben.
Wenn Du sie nicht schon hättest, die "Melodie" Deines Herzens,
würde ich sie glatt für Dich erfinden...
.
Liebe Grüsse und ein ebensolches Zwinkerchen vom "Blondschopf".
Wenn Du sie nicht schon hättest, die "Melodie" Deines Herzens,
würde ich sie glatt für Dich erfinden...
.Liebe Grüsse und ein ebensolches Zwinkerchen vom "Blondschopf".
sarahkatja
Ich habe in euer Haus einen Mitmieter gelassen – den Verstand.
Hallo Koperni –kuss.
Du hast Deine Geschichte sehr schön und anschaulich geschildert und doch,
ohne diesen Mitmieter, wie Du ihn nennst, den Verstand, geht es nicht.
Die Gefühle der Kindheit können nicht umhin, die Veränderungen des Erwachsenwerdens
und die Realitäten des Lebens zu erkennen und hinzunehmen.
Würden wir nur dem sinnlosen Sinn, ich weiß, wie Du es meinst, folgen, würden wir unfähig
dieses Leben und den Alltag durchzustehen. Wir wären wie fallende Blätter im Herbst. Haltlos.
Ausgesetzt den Interessen, der Kälte und Berechnung der Umwelt, ja, vieler Mitmenschen,
würden unsere Gefühle mehr Schaden nehmen, als wenn wir den Verstand als guten Berater
neben uns dulden.
Der Verstand sagt uns, wo Gefühle angebracht sind und wo sie, wie Perlen vor die Säue,
geworfen werden.
Wir haben ja die Möglichkeit, den Verstand ab und an einzusperren, manchmal sogar
gegen unser besseres Wissen, doch ganz außer Achtlassen, sollten wir ihn nicht.
Beides, die Fähigkeit Gefühle zu empfinden und zu erwidern, und die Fähigkeit, dem Verstand
den Raum zuzusprechen, der ihm zukommt, lassen uns das Leben ertragen.
Ich wünsche Dir noch eine lange Zeit vieler farbenfroher, lebendiger Stunden.
Gruß von Sarahkatja
Hallo Koperni –kuss.
Du hast Deine Geschichte sehr schön und anschaulich geschildert und doch,
ohne diesen Mitmieter, wie Du ihn nennst, den Verstand, geht es nicht.
Die Gefühle der Kindheit können nicht umhin, die Veränderungen des Erwachsenwerdens
und die Realitäten des Lebens zu erkennen und hinzunehmen.
Würden wir nur dem sinnlosen Sinn, ich weiß, wie Du es meinst, folgen, würden wir unfähig
dieses Leben und den Alltag durchzustehen. Wir wären wie fallende Blätter im Herbst. Haltlos.
Ausgesetzt den Interessen, der Kälte und Berechnung der Umwelt, ja, vieler Mitmenschen,
würden unsere Gefühle mehr Schaden nehmen, als wenn wir den Verstand als guten Berater
neben uns dulden.
Der Verstand sagt uns, wo Gefühle angebracht sind und wo sie, wie Perlen vor die Säue,
geworfen werden.
Wir haben ja die Möglichkeit, den Verstand ab und an einzusperren, manchmal sogar
gegen unser besseres Wissen, doch ganz außer Achtlassen, sollten wir ihn nicht.
Beides, die Fähigkeit Gefühle zu empfinden und zu erwidern, und die Fähigkeit, dem Verstand
den Raum zuzusprechen, der ihm zukommt, lassen uns das Leben ertragen.
Ich wünsche Dir noch eine lange Zeit vieler farbenfroher, lebendiger Stunden.
Gruß von Sarahkatja
ehemaliges Mitglied
...ich sehe das genauso wie du. Gefühle kann man jedem Alter haben. Auch die ganz intensiven. Und egal wie alt man ist, sie ausleben zu können ist einfach toll.
LG Martin
LG Martin
finchen
Hallo Jungs und Mädels im höheren Alter! Warum sollen ältere Menschen sich ihre Gefühle verkneifen? Die "Wohnung für Gefühl" wird gerade dann viel größer. Also haut nicht davor ab. Koperni-kuss, laß sie einziehen und genieße sie, die Gefühle. Es ist ein schönes Gefühl, fühlen zu können. Du mußt sie auch herzeigen. Dein neuer Mieter ist attraktiv und Du darfst Dich mit ihm schmücken.
Nit ganz lieben Grüßen
dat Moni-Finchen
Hallo Jungs und Mädels im höheren Alter! Warum sollen ältere Menschen sich ihre Gefühle verkneifen? Die "Wohnung für Gefühl" wird gerade dann viel größer. Also haut nicht davor ab. Koperni-kuss, laß sie einziehen und genieße sie, die Gefühle. Es ist ein schönes Gefühl, fühlen zu können. Du mußt sie auch herzeigen. Dein neuer Mieter ist attraktiv und Du darfst Dich mit ihm schmücken.Nit ganz lieben Grüßen
dat Moni-Finchen
ehemaliges Mitglied
Deine offene,ehrliche und so wunderbar beschriebene Flucht-Geschichte macht Mut....
Mut,die Mauern endlich abzutragen und wie Harmonia es so schön beschreibt,den Gefühlen viel Raum und Licht zu geben....weg mit der *Wand*....
Her mit der Abrissfirma,lächel.....
Ich wünsche Dir,dass dieser unangenehme Mitmieter nie wieder den Weg zu Dir findet
LG
Angelika
Mut,die Mauern endlich abzutragen und wie Harmonia es so schön beschreibt,den Gefühlen viel Raum und Licht zu geben....weg mit der *Wand*....
Her mit der Abrissfirma,lächel.....
Ich wünsche Dir,dass dieser unangenehme Mitmieter nie wieder den Weg zu Dir findet
LG
Angelika
Koperni-kuss
für die bisherigen Kommentare für`s Mitdenken und vor allen Dingen für`s Mit-Fühlen.
*Koperni-kuss*
*Koperni-kuss*
christl1953
Nun muß ich,obwohl ich schon im hohen Alter,meine Meinung über Männer revidieren.
Warum ? Weil ich immer der Meinung war,daß ihr nicht über Gefühle und solchen Unsinn reden möchtet,weil das so gar nicht männlich wirkt !
Oder habe ich bis zum heutigen Tag die falschen Männer gekannt?
Aber wie du in deiner Geschichte so schön schreibst,ist es oft so,daß die vernunft in dir ,dich zwar vor zu tiefen Stürzen emotionaler gefühle verschont,aber das leben ohne Liebe ist einfach sowas von sinnlos.Deshalb sollte man versuchen,wenn sie einem begegnet ist,sie zu hegen und zu pflegen.Denn kein Geld der Welt kann den Verlust einer Liebe ausgleichen. Das denke ich auch so.
Nun muß ich,obwohl ich schon im hohen Alter,meine Meinung über Männer revidieren.Warum ? Weil ich immer der Meinung war,daß ihr nicht über Gefühle und solchen Unsinn reden möchtet,weil das so gar nicht männlich wirkt !
Oder habe ich bis zum heutigen Tag die falschen Männer gekannt?
Aber wie du in deiner Geschichte so schön schreibst,ist es oft so,daß die vernunft in dir ,dich zwar vor zu tiefen Stürzen emotionaler gefühle verschont,aber das leben ohne Liebe ist einfach sowas von sinnlos.Deshalb sollte man versuchen,wenn sie einem begegnet ist,sie zu hegen und zu pflegen.Denn kein Geld der Welt kann den Verlust einer Liebe ausgleichen. Das denke ich auch so.
Sternenfaenger
...es wunderbar beschrieben, wie es einmal um deine Gefühlswelt stand.
Ich freue mich wirklich, dass du es wieder auf die Reihe gekriegt hast.
War bestimmt nicht einfach, aber alles andere wäre sehr schlimm gewesen.
Ich denke du hattest vielleicht Hilfe dabei!?
LG von Harald
Ich freue mich wirklich, dass du es wieder auf die Reihe gekriegt hast.
War bestimmt nicht einfach, aber alles andere wäre sehr schlimm gewesen.
Ich denke du hattest vielleicht Hilfe dabei!?
LG von Harald
ehemaliges Mitglied
zur wieder einmal hervorragend formulierten Sicht, die diesmal deine GEFÜHLE betreffen,
fallen mir Worte ein, die "steve" kürzlich zitierte und mir nicht aus dem Kopf gehen.
Drum setze ich das GEBET DES ÄLTER WERDENDEN MENSCHEN von Teresa von Avilla an das Ende meines Kommentares.
L.G. Alwite
fallen mir Worte ein, die "steve" kürzlich zitierte und mir nicht aus dem Kopf gehen.
Drum setze ich das GEBET DES ÄLTER WERDENDEN MENSCHEN von Teresa von Avilla an das Ende meines Kommentares.
L.G. Alwite
Traute
Das war mal wieder ein Hochgenuss.
Zu recht weist Du den Verstand auf seinen Platz. (Objektivität) Sind es doch die Sinne, die uns über ihre Fähigkeiten Erkenntnisse bringen. Die Sinne (Subjektivität) sind notwendig um zu objektiven Erkenntnissen zu gelangen aus denen sich dann der Verstand errichtet.
Wer seine Grundlagen mit Füßen tritt schadet sich selbst am meisten.
Wieder etwas zum Nachdenken.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Zu recht weist Du den Verstand auf seinen Platz. (Objektivität) Sind es doch die Sinne, die uns über ihre Fähigkeiten Erkenntnisse bringen. Die Sinne (Subjektivität) sind notwendig um zu objektiven Erkenntnissen zu gelangen aus denen sich dann der Verstand errichtet.
Wer seine Grundlagen mit Füßen tritt schadet sich selbst am meisten.
Wieder etwas zum Nachdenken.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
tranquilla
was du hier beschreibst - das fast "abhandenkommen" der gefühle. und eine wohl formulierte bitte, zurückzuskommen. wäre ich gefühl, könnte ich mich kaum verweigern
glückwunsch, für das wieder vermieten ohne mitmieter - schafft nicht jeder.
liebe grüße
tranquilla
glückwunsch, für das wieder vermieten ohne mitmieter - schafft nicht jeder.
liebe grüße
tranquilla
ehemaliges Mitglied
Da bin ich ja froh, dass du diese "Krankheit" überwunden hast. Ohne Gefühle
gibt´s ja auch keine Liebe, und ohne Liebe ? Was für ein armes Leben.
Einen Gruß von Martin
gibt´s ja auch keine Liebe, und ohne Liebe ? Was für ein armes Leben.
Einen Gruß von Martin
melody
...dass du diesen unliebsamen Mitmieter endlich vor die Tür
gesetzt hast. Er hat dich sicher um viele schöne Erlebnisse
gebracht. Du wirst ohne ihn viel glücklicher sein.
Übrigens....dein PS gefällt mir am besten.
Lieben Gruß von Christina
gesetzt hast. Er hat dich sicher um viele schöne Erlebnisse
gebracht. Du wirst ohne ihn viel glücklicher sein.
Übrigens....dein PS gefällt mir am besten.
Lieben Gruß von Christina
Harmonia
Auch ich habe zu oft an den KOPF vermietet...hab den BAUCH in eine Abstellkammer verfrachtet...hab der VERNUNFT das grösste Zimmer gegeben...bis ich begriffen habe,dass andere Dinge das Leben erfrischen...den Alltag erleichtern!Den GEFÜHLEN gehört das hellste Zimmer mit Wintergarten und Fenstern ohne Ende und Blumen zu jeder Jahreszeit!Das ist LEBEN!!!Liebe Grüsse von Helga
Martin