Danke ...

... lieber Mitmensch. Da stehst als arbeitender Teil der Bevölkerung um fünf Uhr früh, also quasi mitten in der Nacht, pflichtbewusst auf, um dein Tagwerk zu beginnen, und dann das!

Steht doch tatsächlich ein Auto schön „schräg-diagonal“ in unserer Einfahrt! Schon allein die Art und Weise, wie das Auto so richtig störend und nicht nur unsere Ausfahrt behindernd dasteht, drängt einem den Gedanken auf, dass es da ein Nachtschwärmer (oder auch -schwärmerin) alkoholbedingt nicht mehr bis nach Hause geschafft hat. Gratuliere, denke ich mir, ist das der erste Vorbote der besonderen Ereignisse, die der heutige Tag bringen soll (nein, ganz ehrlich, das hab ich nicht gedacht, aber die Nettigkeiten, die mir durch den Kopf schwirrten, möchte ich an dieser Stelle nicht wiederholen).

Aber, was tun? Sowohl ich als auch mein Mann müssen in die Arbeit. Die Freunde und Helfer, mit denen ich ja erst vor kurzem Bekanntschaft machen durfte, scheinen der letzte Ausweg. Aber Notruf? Nein, in Not sind wir nicht, höchstens in Eile. Nach umständlicher Suche der Nummer des für uns zuständigen Wachzimmers deponiere ich bei einem verschlafen wirkenden Beamten mein Anliegen. Sein Kommentar „wir kommen, wenn wir Zeit haben“, drängt den Schluss auf, dass mit deren Erscheinen in der nächsten Stunde nicht zu rechnen ist. Mein mann möchte den Zeitpunkt der „Befreiung“ nicht mehr länger abwarten und ordert ein Taxi zum Bahnhof.

Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch anderweitig den Weg ins Büro finden würde, aber darf ich das jetzt? Und die Zeit rennt unaufhaltsam weiter. Chef kommt heut später, Kollegin ist in urlaub, welche Termine stehn heut frühmorgens an, könnten wichtige Persönlichkeiten vor verschlossenen Türen stehn und vor allem, wie werden diese darauf reagieren, Gedanken dieser art kreisen in meinem Kopf, als sich endlich nach eineinhalb Stunden die Rettung in Form eines Polizeiautos unserem Haus nähert.

Zwei junge Beamte steigen aus, begutachten mein Dilemma und raten mir, das Auto nicht abschleppen zu lassen, da ich dies aus eigener Tasche zahlen müsse und es erfahrungsgemäß sehr langwierig werden könne, später vom Verursacher die Kosten ersetzt zu bekommen.

Sie bieten mir an, mir bei der Ausfahrt behilflich zu sein. Mein Ersuchen, dass sich doch einer der beiden bitte ans Steuer setzen solle, wird rigoros abgelehnt, mit der Begründung, dies sei ihnen zu riskant. Also muss doch ich ran. Links und rechts flankiert von je einem Wachebeamten, die punktgenaue Anweisungen über Einschlagwinkel der Räder und „Fortbewegungszentimenter“ konzentriert verkündeten, sitze ich schwitzend hinterm Steuer. Zwischendurch scheint die Operation „Befreiung aus der eigenen Zufahrt“ zum Scheitern verurteilt, weil sich keiner der beiden Fachmänner mehr traut, eine Prognose fürs Weitermachen abzugeben. Eingekeilt zwischen Gartenmauer und Parksünder fühle ich mich ziemlich hilflos.

Nach einer zwanzigminütigen Millimeterarbeit steh ich aber tatsächlich auf der Straße. Auch den beiden Beamten ist die Erleichterung deutlich ins Gesicht geschrieben. Ich bekomme tatsächlich ein Lob für die genaue Ausführung ihrer Anweisungen.
"Meine Herren, was erwartet ihr anderes von einer Frau, die 27 jahre verheiratet ist", meine ich schmunzelnd und bedanke mich für die nette Hilfe.

Und man glaubt es kaum, das Büro steht noch, auch wenn ich mal nicht pünktlich dort erscheine!

arcobaleno

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