Fee der Sonnigen Halbinsel


Fee der Sonnigen Halbinsel

Kapitel 9


Die drei Kinder drückten sich vorsichtig durch einen schmalen Schlitz. Als ihre Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt waren, sahen sie einen großen, halb leeren Raum: nur an den Wänden standen einige Kisten, Kasten, Säcke, Fässer und anderer alter Kram. Von oben kam ein flackerndes Licht. Die Kinder schauten nach oben und sahen an der Decke seltsame Kugeln — große und kleine, in verschiedenen Formen, in allen Farben. Die Kugeln leuchteten mild — fröhlich, warm und sanft. Von diesem Licht wurde es ihnen leicht, ruhig und fröhlich zumute.
«Was ist denn das?»  flüsterte Stella überrascht.
«Ich weiß es nicht», antwortete Elisha leise. «Etwas Mysteriöses und Unverständliches… Aber so schön und gut!»
Auf Zehenspitzen schlichen sich die Freunde in die Mitte der Scheune. Plötzlich hörte man aus einer Ecke, in der ein Haufen Kisten stand, ein Rascheln.
«Hört ihr? Was ist das? Eine Maus? Eine Katze? Was, wenn es ein Gespenst ist? Schaltet die Lampen ein!» flüsterte Tim aufgeregt.
Stella schaltete schnell ihre helle Taschenlampe ein. Elisha und Tim entfernten die Decken von ihren Laternen  — von einer sonnengeladenen Sonnenblume und einem Glasgefäß mit Glühwürmchen. Sie richteten ihre Strahlen in die Ecke, wo sie das Rascheln hörten. Und dann kam ein verängstigtes Flüstern: » Bitte nicht!  Macht das nicht! Schaltet bitte das Licht aus! Keine Angst! Ich werde euch nichts Böses tun!..»
Tim stellte sich vor die Mädchen, verdeckte sie vor der Gefahr, und schrie laut in Richtung Ecke:
«Wer ist da? Komm raus, wir haben keine Angst vor dir!»
«Schaltet bitte das Licht aus! Ich komme schon raus…» Die Freunde  bedeckten  und  schalteten ihre Taschenlampen aus, hielten sie aber bereit, sie jederzeit einzuschalten. In der Scheune herrschte wieder Dunkelheit, aber das Licht der geheimnisvollen Kugeln gab die Möglichkeit, alles zu sehen.
Etwas raschelte in der Ecke hinter den Kisten, und dann kam eine dunkle Gestalt hervor. Im Dunkeln war schwer zu erkennen, was es war. Als es sich näherte, sahen die Freunde die Silhouette einer Figur im schwarzen Kapuzenmantel, der das Gesicht des Unbekannten fast vollständig bedeckte. Nur die großen grauen Augen, die dem Himmel in Herbstwolken ähnelten, waren zu sehen. Von Zeit zu Zeit sah man blaue Flecken darin, wie Stücke freien Himmels, und manchmal schien es, dass dort weit entfernte Blitze leuchteten. Die Augen waren tief, traurig und ein wenig verängstigt. Sie waren das ausdrucksvollste im Gesicht, alles andere — Nase, Stirn, Lippen, Wangen — schien unbeständig, schwankend, veränderlich.
«Wer bist du, ein Gespenst? » fragte Tim ein wenig erschrocken.
«Mein Name ist Julius. Ihr nennt uns Graue Gespenster. Aber wir sind keine Gespenster, und wir waren nicht immer grau. Hier können wir nicht gut reden. Jemand aus dem Schloss könnte reinkommen. Kommt mit mir, hier in der Nähe habe ich ein Versteck eingerichtet. Dort können wir in Ruhe reden.
«Wenn du kein Gespenst bist, was bist du dann?» Stella lugte hinter dem Rücken von Tim hervor.
«Kommt, gehen wir raus, hier ist es gefährlich. Im Versteck erzähle ich euch alles. Und habt keine Angst vor mir, ich tue euch nichts. Ich habe selbst ein bisschen Angst…
» Wir haben keine Angst», piepste Elisha. «Schadet dir die Sonne nicht ?»
» Mein Versteck ist nicht weit, und dort ist es dunkel», Julius wickelte sich sorgfältig in den Mantel ein, nur seine Augen strahlten unter der Kapuze, und ging zum Ausgang.
An der Tür hielt er an, schaute nach draußen, guckte sich vorsichtig um und schlich sich unter dem Schatten der Bäume in die entgegengesetzte Richtung vom Schloss. Die Freunde folgten geduckt dem dunklen Mantel. Tim pfiff leise und das Einhorn schloss sich ihnen an.
 


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