Etwas zu klein geraten.


doch ein Spielkamerad unserer Straße am Wiesengrund.
Wir schleppten ihn überall mit, doch er lallte nur , wenn er sich freute.
Ein Rätsel für uns und wir fragten bei unseren Eltern nach.
Was ist nur mit Harald los?
Meine Mutter erklärte mir dann, daß er schon 13 Jahre alt war und sich erst nach 1945 aus dem Haus durfte, denn sonst wäre er "vernichtet worden".....
Das Warum und Wieso kam kläglich über ihre Lippen, doch sie sprach weiter mit gequälter Stimme.
Ja, das war unter der früheren Regierung so geregelt....bis Hitler starb.
Er duldete keine kranken Menschen!
Und wie heißt die Krankheit, die man nicht haben darf?
Naja, sowas wie Harald, was man Mongoloide nennt.
Zu dieser Zeit hatte ich aber in der russischen Armee auch schon Mongolen kennengelernt. Relativ klein und mit Schlitzaugen im Gesicht.
Und wieselflink. Genau wie Harald - war meine Erkenntnis.
Also Harald muß ein Mongole sein.......hoffentlich holen jetzt die Russen ihn nicht zu ihrer Truppe ab.
Die Eltern von ihm waren schon älter als unsere bzw. unsere Väter kannten wir alle nicht.
Unsere Mütter waren sehr zaghaft im Umgang mit diesem Ehepaar.
Doch eines Tages sah man sie, als sie zur Mulde gingen, zu einer dieser Sandbänke, die bei Niedrigwasser entstanden sind.
Gerne hätte ich auch dort gebadet, doch das war strengstens veboten.
Doch an diesem Tag ist Harald nicht mehr zurückgekommen....er war in der Mulde ertrunken. Sagte man....
Tagelang suchte man nach ihm und fand ihn 6 km weit abgetrieben im großen Wehr in der Wasserharke hängen.
Kurz vor der Mühle, die noch in Betrieb war und wo noch gelegentlich Mehl gemahlen wurde.
Nach diesm Badeunfall...kamen die Gespräche in eine andere Richtung.
Dieses arme Kind, hat der "Hitler" mit seiner Theorie, ein gesundes Volk haben zu wollen, doch Recht gehabt?
Hier prallten Meinungen aufeinander und keiner sprach mit keinem mehr.
Zumindest kam eine Wahrheit ans Licht: Harald wurde von seinen Eltern versteckt, bis seine Eltern sich trauten und ihn mit uns auf der Straße
spielen ließen.
Für Harald wohl ein Genuß der Freiheit, doch der Badeausflug endete tödlich für ihn...
Nach ihm haben wir eine Akazie genannt, denn von diesem Baum verlangte er immer Akazienbüten, die er dann ungelenk auslutschen durfte.
Und der Lehm zum Kneten, aus dem Bombentrichter, ja, da hatte er Freude dran.
Doch Harald war schon 13 Jahre alt und war so groß wie wir, wir waren so 6 oder 7 Jahre.
Und wenn wir im Sumpf spielten und Frösche fingen, dann wanderte unser Blick, automatisch zum Schilfrand hin....Harald war nicht mehr dort und keiner mußte mehr auf ihn aufpassen........
mit Mulden-Rand-Geschichten
Euer Moni-Finchen

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Kommentare (1)

Syrdal
eben stoße ich auf diese traurige Geschichte, die Du schon am 2. September eingestellt hast und die inzwischen, wie ich sehe, über 80 x aufgerufen wurde. Nun will ich nicht weiter über das geschilderte Geschehen reden, denn das kann immer und überall mit jedem Gesunden auch passieren... Was mich bewegt ist die Sprachlosigkeit über das, was Du auf dem Hintergrund der verqueren Denke des III. Reiches schilderst und ich erinnere mich auch an unsere eigene frühe Kindheit, die wir ja gerade zum Zeitpun kt des Kriegsendes erste Fragen stellten, um das Leben zu erkunden. Aber es wurde einfach nicht über all das Geschehen gesprochen. Da wurde so vieles verdrängt, verschwiegen, geleugnet... Warum wohl wurde auf unsere nun wirklich kindlich-unbedarften Fragen nicht geantwortet, und wenn, dann nur ausweichend? In Deinem Text schreibst Du: "Das Warum und Wieso kam kläglich über ihre Lippen, doch sie sprach weiter mit gequälter Stimme." - Ja, es ist ja zu verstehen, dass so kurz nach all dem schrecklichen Geschehenen landesweit eine betroffene Sprachlosigleit herrschte und wohl kaum jemand eine für Kinder schlüssige Antwort fand. Doch inzwischen ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Ist man noch immer "sprachlos"..., sind auch wir es, die wir doch völlig frei von aller Schuld sind!? - Dies ist eine offene Frage von
Syrdal


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