Eine Wintergeschichte für unsere kleinen Enkelchen
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Kater Murr
Nacht fiel auf die Erde, Laternen blitzten auf und eine unheimliche Stille breitete sich aus.
Auf weichen Pfoten schlich er dahin. - - - - Er hatte die ganze Nacht an ihrem Herzen gelegen, geschnurrt und ihr das Gesicht geleckt, doch die Hand, die ihn sonst so liebevoll gestreichelt hatte, blieb reglos auf der Bettdecke liegen.
Gegen Morgen war es gewesen, da kamen sie, die Fremden und sie trugen sein über alles geliebtes Frauchen in weiße Tücher gehüllt, hinaus. Wohin, wusste er nicht - nur - er hatte es nie wiedergesehen.
Dann kamen die Anderen, die Fremden. Sie hatten ihn einfach aus der Tür geschubst und erbarmungslos nach draußen gejagt. Nun befand er sich hier allein auf einer großen Straße verlassen und einsam. Sein schönes langes Fell klebte vor Nässe durch den anhaltend strömenden Regen.
So frierend und so durchnässt kauerte er in einem großen Torbogen in der breiten verkehrsreichen Uhlandstraße von Berlin und starrte auf die mit Menschen gefüllte laute Allee.
Autos flitzten vorbei, doch ihn beachtete niemand, keiner, der sich um ihn kümmerte. Er fühlte sich unendlich einsam und verlassen und wusste nicht wohin.
So fing er anzulaufen - weiter, weiter und immer weiter - durch Straßen, Hinterhöfe und Gärten. Die Pfoten taten ihm weh und waren schon wundgelaufen. Er leckte sie, doch es half nichts. Er mußte ja weiter, denn die Dunkelheit kam unweigerlich.
Irgendwann hörten die großen Straßen auf, wurden kleiner und enger bis es nur noch Wege waren.
Es war so wichtig, für die kommende Nacht einen Unterschlupf zu finden, schließlich war es auch schon November und mit jedem Tag wurde es kälter und kälter. Er musste daran denken für den kommenden Winter ein neues Zuhause zu finden, denn sein bisheriges gemütliches warmes Heim gab es für ihn nun nicht mehr.
Inzwischen lief er über moorastiges Ackerland - - - in der Ferne einige Bauernhöfe - - - es waren die von Lübars.
Der Geruch, der ihm in die Nase kroch, war zwar unbekannt aber gut und so lief er dann hin zum nächstliegenden Hof. Alle Geräusche von dort waren fremd, dennoch irgendwie angenehm. Eines der großen Holztore hatte ein Loch, durch das konnte er bequem hindurchkriechen.
Es raschelte und scharrte in den einzelnen Boxen und in einer Ecke stand ein Schüsselchen Milch - einfach wunderbar - am faszinierendsten jedoch waren die kleinen kurzen Piepsgeräusche von überall her. Es huschte in und her - Mäuse. Er kannte sie nicht, doch der Jagdtrieb ist in jeder Katze erhalten geblieben. Wäre er nicht so erschöpft gewesen, hätte jetzt eine wilde Jagd begonnen - so aber sackte er in den nächsten Heuhaufen und fiel sogleich in einen langen Schlaf.
Der Morgen graute schon längst, als Murr endlich erwachte. Noch ganz schlaftrunken schaute er sich um. Unter dem Stalltor schaute das Tageslicht herein und nicht nur das war es, was ihn nun endlich auf die Beine brachte. Es war auch ein ganz verführerischer Duft - und dieser Duft war ihm bekannt. Es war der Geruch nach einem wunderbaren Braten, so wie er ihn bei seinem Frauchen gekannt hatte.
Vorsichtig schielte er durch das Brettertor. Dem Stall gegenüber befand sich ein Wohnhaus. An den Fenstern blühten noch die Geranien.
Hunger signalisierte Murrs Magen, denn immerhin hatte er lange nichts Vernünftiges gefressen. Vorsichtig humpelte er mit seinen wunden Pfoten über den Hof, blieb einfach vor der Haustür sitzen und stimmte ein markerweichendes Katzengeheul an. Miau, miau, mau, mau, mau. Das konnte nicht überhört werden.
Die Tür wurde aufgerissen und zwei kleine Kinder starrten Murr mit großen Augen an. "Ach Du meine Güte, wie siehst Du denn aus? Ach, Du Armer, komm herein.
Das war der Beginn eines schönen neuen Zuhauses von Kater Murr. Die Kinder liebten ihn über alles und nahmen ihn überallhin mit. Mit der Zeit wurde er auch wieder runder und des Nachts durfte er bei ihnen im Bett schlafen.
So nach und nach hat er dann auch nicht mehr so oft an sein früheres Zuhause gedacht.
Von Katzenbart November 2012
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