Ein Hauch von Heilung


Ein Hauch von Heilung



Ich ging spazieren, atmete die frische Luft des neu erblühten Herbstes, kaum mehr durchhaucht von der Derbheit des dahingehenden Sommers ein und schöpfte dabei eine gewisse Hoffnung, einen neuen Mut, der mir nicht begreiflich war.
Seltsam ... wie war es erdenklich, dass ich - nun, da ich in diesem stillen Wald daher ging - diese hoffnungsvolle Regung in meiner Seele verspürte.
Beinahe, als sei plötzlich ein dunkler Schatten von mir gewichen, verdrängt von einem warmen Licht, das verheißungsvoll die trüben Seiten meiner Seele entblätterte, sie erhellte.
Es war ein wunderbares Gefühl, das mich wie eine sanfte Umarmung umschloss.
Doch konnte ich mir selbst nicht erklären, wie es so jählings hatte geschehen können. Womöglich war es nur der Herbst, der mir in just diesem Moment mit seiner Letzten aufflackernden lachenden Farbenpracht die Seele streichelte. Wie die tröstende Hand einer liebenden Mutter oder es war eine Art Vorahnung, die sich meiner bemächtigte, als ein Bote des Schicksals.
Doch diese Frage war für mich jetzt nicht von Bedeutung, denn ich spürte, dass sich die Wunde in mir endlich zu schließen begann. Diese schmerzhafte Blessur, die immer weiter gewachsen war, wie ein Krebsgeschwür, das einen von innen zerfrisst.
Wie so oft hatte ich zusehen müssen wie die Frau, die ich einst liebte, gleichgültig mir gegenüber durchs Leben ging, im Takt der Alltäglichkeiten. Dann schließlich musste ich einsehen, dass sie mich vergessen hatte und mich, als ein irritierendes Überbleibsel ihres Lebens betrachtete. Und so fügte ich mich und verstummte, um alleine in meinem tiefen Kummer zu ertrinken.
Doch heute konnte ich Freiheit spüren und ich war mir aus irgendeinem Grund gewiss, dass mir das Schicksal heute ein Geschehen senden würde, das mich und mein ganzes Leben veränderte. Es war, als sei meine Lebensreise auf genau diesen Tag, dieses Ereignis - was auch immer es war - hinausgelaufen. Womöglich hatte ich diesen Liebeskummer und den Seelenschmerz hinnehmen müssen; vielleicht war beides nötig gewesen, damit ich heute hier stehen konnte.
Glücklich, wie schon seit Jahren nicht mehr lief, ich weiter und genoss die wenigen Strahlen der Sonne in meinem Gesicht, die noch sanft hinter dem Nebel verharrte und darauf wartete, ihn endlich durchdringen zu können.
Dann kamst du einher, gleichsam auf den silbernen Schwingen der Nacht. Vertriebst die dunklen Wolken, die meine Stirn umwölkten. Mein innerer Blick wurde klarer, schärfer. Richtete sich auf die wahren Dinge des Lebens, die nicht lauten – Materialismus, Ungerührtheit, Uniformiertheit. Die Klarheit deiner Worte, die wie silbern helle Töne meine Seele aufrüttelten, traf mich in einem Tal abgründiger Gleichgültigkeit. Sie zogen mich hinaus aus der Tiefe meines Seins, um mich an ein anderes Ufer des Daseins zu führen, das mir bis dahin unbekannt war. Um wie viel mehr wurde mein Leben reicher durch dich. Wenn auch so manche Unbilden unser gemeinsames Sein in vielerlei Hinsicht an den Rand der seelischen Existenz brachte. Du bist für mich Yin und Yang zugleich. Sowohl gebend, als auch nehmend. Deine Innigkeit und Fürsorglichkeit, Achtung und Respekt, den deine Seele meiner schenkt, zeichnet dich aus. Sie lässt mich frohen Mutes durchs Leben ziehen. In der Gewissheit einen Menschen lieben zu dürfen, der vieles gibt, aber nur wenig verlangt – außer der Treue meiner selbst. Und das, ein Leben lang.



Ich bin glücklich, dir begegnet zu sein.



gorm48

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