Die Schulung
Was für eine Erfindung die Schulung eigentlich ist... Früher gab es wahrscheinlich auch so etwas, ob so oft aber? Und mit gleichen Folgen?
Nicht ganz ernst meine ich, dass es wohl eine Mode ist...
Da kommt in eine Firma (in einen Betrieb, eine Schule) jemand, der offensichtlich mehr zu wissen meint, als die Mitarbeiter jeweiliger Einrichtung. Eine Schulung wird von der Verwaltung bezahlt, nicht wenig meistens. Die Person, nenne man sie einen Redner (es gibt natürlich auch Rednerinnen, mit einer solchen habe ich gerade gestern zu tun gehabt), verfügt über einen Laptop. Im Sitzungssaal gibt es natürlich keinen, für den (die) es etwas Aussergewöhnliches wäre, trotzdem scheint der Redner aus dem Einloggen und Klicken ein Ritual zu machen, wobei er der einzige Eingeweihte wäre.
Im Saal sitzen erwachsene Personen, gewöhnlich mit einem Studienabschluss, und solche, die höchstwahrscheinlich nicht nur eine Tageszeitung zu lesen pflegen. Der Redner nimmt aber wohl an, dass sie keine Ahnung davon haben, was sich in ihrem Arbeitsbereich so ereignet. Leider beweist er auch gleich, selber kaum was davon zu wissen. Denn er macht - eine Mode, was sonst - keinen Vortrag. Ein Vortrag sei langweilig (für Dreijährige schon, da sitzen aber, wie gesagt, Erwachsene). Der Redner macht eine audiovisuelle Präsentation. Was bedeutet das?
Das bedeutet in vielen Fällen (gestern bei mir), dass die Texte auf einem großen Bildschirm angezeigt werden, und dann - von dem Redner laut vorgelesen. 😂 Wort für Wort. Manche Redner vergessen dabei, dass man sie kaum hören kann, wenn sie dem Publikum ihren Rücken zeigen. Der Stoff ist aber nur selten in dem Grade interessant, dass da jemand wirklich aufmerksam zuhören würde.
Ein wichtiger Teil einer solchen Präsentation sind die Bilder. Also, alles, das man sich ohne weiteres sehr gut vorstellen kann, wird dargestellt, sehr bunt, manchmal sogar scherzhaft. Die Kindergartenkinder wären wahrscheinlich begeistert.
Ein weiterer Teil der Schulung beruht dann darauf, dass die Zuhörer "aktivisiert" werden. Meistens bekommen sie große Blätter Papier, und sie müssen da manches aufzeichnen, das in paar Worten zu sagen wäre, und das für alle längst schon klar ist.
Zum Schluss, egal wie lange die Schulung gedauert hat (gestern: Vier Stunden), darf man Fragen stellen, oder eine Meinung äussern. Vorsicht: Die Fragen sollen nicht allzu kompliziert sein, denn der Redner kann böse werden. Und die Meinung, die man zu äussern wagt, sollte lieber mit der Meinung des Redners übereinstimmen. Wer von seinem/ihrem Chef nicht sooo beliebt ist, und der Chef ist auch mit dabei, heißt der Ratschlag: Schweigen...
Na ja, und dann (also in paar Wochen schon) bekommen alle Teilnehmer ein Zertifikat. Das man sich an die Wand hängen kann. Es berechtigt ja zu nichts, beweist nichts. Es ist vorhanden. :)
Kommentare (6)
@Manfred36
Ach Manfred, wieso sollte ich deine klugen Worte als persönlichen Widerspruch empfinden. (Wieder?)
Ich weiß natürlich, dass es auch interessante und nützliche Schulungen gibt, doch selber habe ich nur an vielen langweiligen und überflüssigen teilgenommen (vielleicht ist es für den Bereich der Edukation typisch?). Mein Sohn erzählt mir oft über interessante und gut vorbereitete Schulungen, Dank denen man wirklich einen Fortschritt machen kann.
Liebe Christina,
da kann ich Dich nur zu gut verstehen!
Bei den heutigen Zertifizierungen der Betriebe und deren Wettbewerbsfähigkeit, ist es natürlich üblich und oft auch begrüßenswert, dass die Mitarbeiter kontinuierlich geschult werden.
Bei meiner letzten Zusatzqualifikation, mit 320 Unterrichtseinheiten, war mir 50% des Stoffes bereits bekannt, 40% davon war neu, aber interessant, und der Rest von 10% war überflüssig.
Dieser Rest war, genauso wie von Dir beschrieben, öde, langweilig und unnötig in die Länge gezogen.
Stundenlange Präsentation von bunten, mit riesigen Schlagwörtern bedruckten Folien.
Einige Zuhörer sind nach einigen Stunden dieses Vortrages tatsächlich eingeschlafen.👎
Diese Vortragsart hat wohl Alibifunktion, nur um die Stunden füllen!
Mein Zertifikat, dessen Prüfung ich knapp zwei Monate vor der Rente absolvierte, könnte ich jetzt eigentlich auch gut im Keller aufhängen.😂
Liebe Grüße
Rosi65
@Rosi65
Liebe Rosi,
Da sehe ich die Sache auch ähnlich, wie Du. Ich lerne trotz meines Alters nach wie vor sehr gern. Wenn ich aber etwas zu sehen oder zu hören bekomme, das ich wahrscheinlich besser als die Rednerin selbst erklären würde, wenn ich sehe, dass sie selbst keine gute Lehrerin ist, dann wird mein Zorn doppelt so groß. Da muss man schon ziemlich frech sein, um eine solche "Schulung" anzubieten, und noch Geld dafür zu nehmen. Hoffentlich hat es auch der Schudirektor bemerkt, dass wir alle genervt waren, und wird sie nicht mehr zu uns einladen. :)
Mit Grüßen
Christine
lache über deine schulung
ja ,
und ich bin fast 21 jahre aus dem beruf
da war das auch schon so
und da die redner immer auch einen langen metallstab hatten zum ausziehen
mit vorne lämpchen
war er meist auch noch durch lichtzeigen auf der gerade eingeblendeten
neuen seite (lach) gut dabei
sehr geziehlt zur nächsten seite zu kommen
redner die erwachsenen menschen (fachleuten)
sachen beibringen sollten, die sie längst wussten
weil sie sich bereits selbst informiert hatten
weils eben zum beruf gehörte.
das größte war dann mal
das thema ZEIT
weil ja selbstständige menschen sinnlos ihre zeit vergeuden
und als ich ihm dann sagte, dass ich diesen vortrag als
überheblich und blöd fand
brachte er auch noch so einen tollen spruch,
der hier bei selbstständigen natürlich auch nicht passte
wer nicht mit der zeit geht, der geht mit der zeit.
darauf bin ich dann um zeit zu sparen gegangen
hab mich in ein kaffee gesetzt und in aller ruhe einen kaffee getrunken
und somit meine zeit gut genutzt
obs nun schulung oder wissen für den berufsstand
genannt wird
vom verband oder der angehörenden firma kommt
in vielen fällen einfach nur diebstahl
in diesem fall von zeit
ich kann nachfühlen liebe Christine
was du bei solchen schulungen empfindest
lieben gruß hade
@protes
Lieber Hade,
das war gerade meine Schulung vom Vorgestern: Nichts als nur Zeitverlust. Die Dame war schon zum zweiten Mal bei uns, und erstaunt, dass es in unserem Schulkomplex keine Kinder gibt, sondern Jugendliche im Alter von 15 - 19 Jahren. Sie zeigte uns Bilder, auf denen Achtjährige auf dem Fußboden spielen, und meinte stolz: So wird jetzt unterrichtet, nicht immer nur in den Bänken, und in der Stille! Ich darauf: Ich habe soeben gelesen, dass es doch notwendig ist, dass im Unterricht die Stille herrscht, sonst lernt man nur schlecht... 😋 (Bei mir herrscht übrigens immer die Stille, und die Jugendlichen scheinen die zu genießen). Ich hatte dann den Eindruck, die Rednerin könnte mich ersticken... :)
Du hast dich klasse zu meinem Thema geäussert, danke.
Mit Grüßen
Christine
Es ist, liebe Krystyna, entscheidend, welche Auswahl das Unternehmen am Angebot solcher Seminare trifft. Ich habe viele davon mitgemacht, von Vera Birkenbihl bis zum Assessment-Center. Ich habe keines als langweilig empfunden. Nur die Seminare für Kunden, die ich und meine Mitarbeiter selbst inszeniert habe, mögen so gewesen sein. Aber auch dabei gab es wichtige Geschäftskontakte und Querverbindungen, wovon alle profitiert haben. Für Frontalvoträge waren wir sowieso nicht geeignet und jede Kundenfrage war uns ein Anknüpfungspunkt. Man kann natürlich Seminartage auch aus der Mottenkiste ziehen, nur als Aufgaben-Erfüllungs-Doku; auch solche kenne ich. Da liegt es aber auch an engagierten Teilnehmern, ggf. dagegen (auch betriebsintern) tätig zu werden. Empfinde das bitte nicht (wieder) als „persönlichen“ Widerspruch.