die Sache mit der Leberwurst.............
als es in der DDR noch die "Bückware" zu kaufen gab, da war ich ein raffiniertes Kind. Ihr erinnert Euch noch daran, was "Bückware" zu bedeuten hat?
Bückware war ein begehrtes Produkt, das man unter der Hand oder unter dem Ladentisch mit guten Beziehungen und Info kaufen konnte.
Die hatte ich von einer Großtante bzw. Großcousine, die in dem Konsum-Verband arbeitete.
Und mich erreichte die Nachricht, daß es am nächsten Tag Leberwurst geben würde.
Ich hielt den Daumen hoch und signalisierte, daß ich am nächsten Tag nach der Schule vorbeikommen würde.
Es war ein richtiges Spiel der Geschwindigkeit....nur scnell dorthin, wo die heißgeliebte Leberwurst unter der Ladentheke gelagert war.
Ich betrat den Laden, sah meine Großcousine - sie sah mich und schon wurde der Plan des Tauschgeschäfts im Pausenraum abgewickelt.
Mit einem schnellen Griff zog sie einen frischen Kittel an, knüllte den Gebrauchten zusammen und klemmte ihn unter den Arm.
Doch das Drehen um das Handgelenk herum, das bekam der Leberwurst nicht wirklich - sie hinterließ Klekse bis zum Pausenraum. Ganz schnell schnappte ich den gebrauchten Arbeitskittel, um die Klekse aufzuwischen.
Doch es war zu spät, eine Kundin hatte "was" gesehen.............
Von nun an gehörte sie auch zum Kreis der Bückware hinzu.
Hoffentlich konnte sie schweigen......ein Teufelskreis mit der Leber- wurst.
Nun aber die paar Schritte noch nach Hause. Ich stürmte in den Bäckerladen, raste gleich in die Küche durch und Mutti hinterher.
"Was ist los?" fragte sie und ich sagte nur, daß ich ein Glas bräuchte.
Dann geh doch in den Keller - Du weißt doch wo die Weckgläser stehen!
Na, die sind doch viel zu groß, dachte ich bei mir.
Ich ging an den Geschirrschrank, aha, das ist die Lösung: eine Zuckerdose mit Deckel drauf vom "guten" Geschirr. Und somit wanderte die zerquetschte Leberwurst in diese Dose rein und flugs trug ich das Ganze in den Brunnenkeller und stellte sie auf dem Brunnendeckel ab.
Das war für uns der Kühlraum aller verderblichen Lebensmittel.
Der Sonntag kam.......ich holte die Leberwurst-Zuckerdose aus dem Keller rauf und stellte sie auf den Frühstückstisch.
Man unterhielt sich - jeder hatte etwas zu berichten - und in Gedanken steckte der Bäckermeister seinen Kaffeelöffel in die "Zuckerdose" rein.
Doch der Löffel hob die ganze Dose gleich mit hoch.....und nun sah man es, daß Leberwurst darin war.
Ich war ganz still...............bis ein Riesengelächter ausbrach.
Ich bekam eine Ansage.... mit schmunzelden Augen und zitternder Stimme, daß ich das in Zukunft unterlassen soll und biß voller Genuß in das Leberwurstbrötchen rein.
Das war ein Tag für mich - ein genußvoller Sonntag.
Nun auf zum Hühner füttern, die sollen auch ihr Sonntagsfrühstück haben.
mit "wurstigen Grüßen"
euer Moni-Finchen
Bückware war ein begehrtes Produkt, das man unter der Hand oder unter dem Ladentisch mit guten Beziehungen und Info kaufen konnte.
Die hatte ich von einer Großtante bzw. Großcousine, die in dem Konsum-Verband arbeitete.
Und mich erreichte die Nachricht, daß es am nächsten Tag Leberwurst geben würde.
Ich hielt den Daumen hoch und signalisierte, daß ich am nächsten Tag nach der Schule vorbeikommen würde.
Es war ein richtiges Spiel der Geschwindigkeit....nur scnell dorthin, wo die heißgeliebte Leberwurst unter der Ladentheke gelagert war.
Ich betrat den Laden, sah meine Großcousine - sie sah mich und schon wurde der Plan des Tauschgeschäfts im Pausenraum abgewickelt.
Mit einem schnellen Griff zog sie einen frischen Kittel an, knüllte den Gebrauchten zusammen und klemmte ihn unter den Arm.
Doch das Drehen um das Handgelenk herum, das bekam der Leberwurst nicht wirklich - sie hinterließ Klekse bis zum Pausenraum. Ganz schnell schnappte ich den gebrauchten Arbeitskittel, um die Klekse aufzuwischen.
Doch es war zu spät, eine Kundin hatte "was" gesehen.............
Von nun an gehörte sie auch zum Kreis der Bückware hinzu.
Hoffentlich konnte sie schweigen......ein Teufelskreis mit der Leber- wurst.
Nun aber die paar Schritte noch nach Hause. Ich stürmte in den Bäckerladen, raste gleich in die Küche durch und Mutti hinterher.
"Was ist los?" fragte sie und ich sagte nur, daß ich ein Glas bräuchte.
Dann geh doch in den Keller - Du weißt doch wo die Weckgläser stehen!
Na, die sind doch viel zu groß, dachte ich bei mir.
Ich ging an den Geschirrschrank, aha, das ist die Lösung: eine Zuckerdose mit Deckel drauf vom "guten" Geschirr. Und somit wanderte die zerquetschte Leberwurst in diese Dose rein und flugs trug ich das Ganze in den Brunnenkeller und stellte sie auf dem Brunnendeckel ab.
Das war für uns der Kühlraum aller verderblichen Lebensmittel.
Der Sonntag kam.......ich holte die Leberwurst-Zuckerdose aus dem Keller rauf und stellte sie auf den Frühstückstisch.
Man unterhielt sich - jeder hatte etwas zu berichten - und in Gedanken steckte der Bäckermeister seinen Kaffeelöffel in die "Zuckerdose" rein.
Doch der Löffel hob die ganze Dose gleich mit hoch.....und nun sah man es, daß Leberwurst darin war.
Ich war ganz still...............bis ein Riesengelächter ausbrach.
Ich bekam eine Ansage.... mit schmunzelden Augen und zitternder Stimme, daß ich das in Zukunft unterlassen soll und biß voller Genuß in das Leberwurstbrötchen rein.
Das war ein Tag für mich - ein genußvoller Sonntag.
Nun auf zum Hühner füttern, die sollen auch ihr Sonntagsfrühstück haben.
mit "wurstigen Grüßen"
euer Moni-Finchen
Kommentare (3)
finchen
das, mit der HO kann jahrmäßig stimmem, doch den Konsum gab es schon früher.
Ich weiß es darum einzuschätzen, da wir 1949 in diesen Ort umgezogen sind und ich kam in die 3.Klasse der Grundschule, die gegenüber von meiner Tante und Familie direkt gegenüberstand.
Mein zweites Heimatland - immer willkommen - und immer klar für den Hechtsprung in den See.
Solch ein Grundstück hat man nicht, solches muß man leben!
Ja, und diese beiden "Frauen" des Hauses waren Angestellte
im Konsum dort vor Ort.
Die Cousine, 10 Jahre älter als ich, ging dort in die Lehre und die Mutter war "Geschäftsführerin".
Alles klar im Staat?
Und ich als kleiner "Pimpf"----nee, nee, nicht der, der ein blaues Halstuch um den Kragen trug, der schlüpfte, in Rücksichtnahme auf die noch eigenständigen Bäckerei,immer durch die Maschen durch. Zum Glück!
Ich habe diese Mauschelei schon sehr schnell begriffen und ließ mir auch manches dazu einfallen.
Mehl, Hefe, Zucker.....das waren Artikel, die man nicht einfach so erwerben konnte. Und dann die Lebensmittelmarken - nur keine Marke verlieren - nur die Menge der verbrauchten Ware kam auch als Rohstoff wieder zurück.
Ein elender Kampf.
Ich hatte viel zu tun, doch, ein glückliches Kind mit Organisationstalent, war ich allemal.
Ich war einfach glücklich - hatte meine Freiheiten in Maßen - und alles was mich glücklich machte.
Meine Hühner, meinen Garten und viel Landschaft um mich rum.
Schlittschuhlaufen im Winter - Rollschuhlaufen im Sommer und vorallem baden gehen - in der Dessauer "Kleinen Adria".
Freunde en masse etc. - was will ein Mensch noch mehr?
So, lieber Syrdal, ein kleiner Wehmutstropfen der vergangenen Zeit, doch es sind alles Erinnerungen längst vergangener Zeiten. Doch schön war es,oder? auch wenn es heute altersmäßig anders ist. Selbst im Alter kann man positiv bleiben, selbst wenn es es hier und da zwickt - nein, ich habe meine Freiheit und brauche nicht wie damals, über den Verbrauch von einer Schmerztablette Rechenschaft abzulegen. Es gäbe über das damalige Leben noch viel Spitzfindiges zu berichten - Frage nur: will ich das oder lasse ich meine Kindheit so wie sie war, einfach in meiner Erinnerung oder zerstöre ich sie durch Streitereien durch westliche Besserwisser?
Nein, auf der Straße rief ich auch: WIR sind das VOLK und habe an Demos teilgenommen. Ein Herzenswunsch und Gefühlsausbruch....in der Johanniskirche in Dessau hängt ein Poster, auf dem ich auch abgelichtet bin.
Und auf diese Demo war ich stolz...........
Ich war dabei, im Kampf ohne Gewalt, für mein Vaterland.
Lieber Syrdal
nun mach Dir keinen Sreß und nimm meinen Text psychologisch nicht auseinander.
Sei deshalb ganz besonders lieb gegrüßt
Dein Moni-Finchen
Ich weiß es darum einzuschätzen, da wir 1949 in diesen Ort umgezogen sind und ich kam in die 3.Klasse der Grundschule, die gegenüber von meiner Tante und Familie direkt gegenüberstand.
Mein zweites Heimatland - immer willkommen - und immer klar für den Hechtsprung in den See.
Solch ein Grundstück hat man nicht, solches muß man leben!
Ja, und diese beiden "Frauen" des Hauses waren Angestellte
im Konsum dort vor Ort.
Die Cousine, 10 Jahre älter als ich, ging dort in die Lehre und die Mutter war "Geschäftsführerin".
Alles klar im Staat?
Und ich als kleiner "Pimpf"----nee, nee, nicht der, der ein blaues Halstuch um den Kragen trug, der schlüpfte, in Rücksichtnahme auf die noch eigenständigen Bäckerei,immer durch die Maschen durch. Zum Glück!
Ich habe diese Mauschelei schon sehr schnell begriffen und ließ mir auch manches dazu einfallen.
Mehl, Hefe, Zucker.....das waren Artikel, die man nicht einfach so erwerben konnte. Und dann die Lebensmittelmarken - nur keine Marke verlieren - nur die Menge der verbrauchten Ware kam auch als Rohstoff wieder zurück.
Ein elender Kampf.
Ich hatte viel zu tun, doch, ein glückliches Kind mit Organisationstalent, war ich allemal.
Ich war einfach glücklich - hatte meine Freiheiten in Maßen - und alles was mich glücklich machte.
Meine Hühner, meinen Garten und viel Landschaft um mich rum.
Schlittschuhlaufen im Winter - Rollschuhlaufen im Sommer und vorallem baden gehen - in der Dessauer "Kleinen Adria".
Freunde en masse etc. - was will ein Mensch noch mehr?
So, lieber Syrdal, ein kleiner Wehmutstropfen der vergangenen Zeit, doch es sind alles Erinnerungen längst vergangener Zeiten. Doch schön war es,oder? auch wenn es heute altersmäßig anders ist. Selbst im Alter kann man positiv bleiben, selbst wenn es es hier und da zwickt - nein, ich habe meine Freiheit und brauche nicht wie damals, über den Verbrauch von einer Schmerztablette Rechenschaft abzulegen. Es gäbe über das damalige Leben noch viel Spitzfindiges zu berichten - Frage nur: will ich das oder lasse ich meine Kindheit so wie sie war, einfach in meiner Erinnerung oder zerstöre ich sie durch Streitereien durch westliche Besserwisser?
Nein, auf der Straße rief ich auch: WIR sind das VOLK und habe an Demos teilgenommen. Ein Herzenswunsch und Gefühlsausbruch....in der Johanniskirche in Dessau hängt ein Poster, auf dem ich auch abgelichtet bin.
Und auf diese Demo war ich stolz...........
Ich war dabei, im Kampf ohne Gewalt, für mein Vaterland.
Lieber Syrdal
nun mach Dir keinen Sreß und nimm meinen Text psychologisch nicht auseinander.
Sei deshalb ganz besonders lieb gegrüßt
Dein Moni-Finchen
Syrdal
es muss wohl etwa 1951/52 gewesen sein, als die ersten HO-Läden, in denen man ohne Lebensmittelmarken, aber zu hohen Preisen, so manches einkaufen konnte, was man bislang nicht gesehen hatte, so wohl auch nun Leberwurst.
Um diese Zeit bekamen wir ein "Westpaket" von Mutters Schwester, die eine Metzgerei besaß. Zwischen den vielen schönen Sachen, Schokolade, Kakao, Kaffee und auch Milasan für das Nesthäkchen, war auch ein Apfel. Das Paket musste wohl lange unterwegs gewesen sein, denn der Apfel war durchweg grau, also verfault. Vater nahm ihn heraus und hatte eine Eingebung... er schnitt ihn mit einem Messer auf und siehe da, es duftete nach wunderbarer Leberwurst. Es war eine Spezialität im Geschäft der Tante, Leberwurst in kleinen runden Kugeln zu verkaufen, die die Form eines Apfels hatten, was wir freilich so nicht kannten.
So hat halt jeder seine erste "Leberwursterfahrung" gemacht, so oder so... Hübsch, Deine Geschichte und vor allem lebensnah. Habe sie mit Vergnügen gelesen,
Syrdal
Um diese Zeit bekamen wir ein "Westpaket" von Mutters Schwester, die eine Metzgerei besaß. Zwischen den vielen schönen Sachen, Schokolade, Kakao, Kaffee und auch Milasan für das Nesthäkchen, war auch ein Apfel. Das Paket musste wohl lange unterwegs gewesen sein, denn der Apfel war durchweg grau, also verfault. Vater nahm ihn heraus und hatte eine Eingebung... er schnitt ihn mit einem Messer auf und siehe da, es duftete nach wunderbarer Leberwurst. Es war eine Spezialität im Geschäft der Tante, Leberwurst in kleinen runden Kugeln zu verkaufen, die die Form eines Apfels hatten, was wir freilich so nicht kannten.
So hat halt jeder seine erste "Leberwursterfahrung" gemacht, so oder so... Hübsch, Deine Geschichte und vor allem lebensnah. Habe sie mit Vergnügen gelesen,
Syrdal
Aber ich will hiermit meinen Finger nicht in eine Wunde legen, die mir als längst der Vergangenheit angehörend in verblassender Erinnerung ist. Meiner Erkenntnis nach waren die streitsuchenden westlichen Besserwisser in verschwindent kleiner Anzahl vorhanden,aber halt die lautesten Schreihälse, um Aufmerksamkeit und Gehör zu erlangen.... und meistens in der eigenen Verwandtschaft zu finden.
Damit will ich es auf sich beruhen lassen und mich lieber weiterhin an Deinen Vergangenheitserinnerungen erfreuen, die sehr schön sind und somit einen lieben Gruß
wert,
Ferdinand