Die Rotwein-Sintflut


Die Rotwein-Sintflut

Freitag bei schönstem Sonnenschein. Ich brauchte für´s WE neue Pfefferminztaler. Die sind aber scheinbar mit irgendwelchen Hindernissen verbunden (es gibt einen früheren Artikel hierzu). Vielleicht sollte ich mir ein anderes Suchtmittel überlegen... (Vorschläge überdenke ich evtl.).

Wie einige von euch wissen, bin ich zurzeit schlecht zu Fuß und zu Rad. Aber ich hab´ ein „Flivatüt“ von der Krankenkasse bewilligt bekommen und damit fahre ich nun durch die Lande.

Ich beschloß also gegen 16.00 Uhr, zum Kaufhaus mit den 4 blauen Buchstaben zu fahren, denn nur dort gibt es die richtigen Taler. Schön dick mit Schokolade überzogen und aus dem Kühlschrank munden sie mir am besten. Ich zog mir eine dicke Fleecejacke an, auf Socken allerdings verzichtete ich, es schien ja die Sonne...und immerhin ist schon März! Ich mag Socken nicht besonders gerne. Rein in meine roten Sneaker und los mit meiner Arthritis-Stütze, die ist gelenkschonend. Weil meine Hände nicht wollen – eine ist noch ziemlich taub, die andere wartet auf eine OP - brauche ich ein solches Modell. Ich nahm nur eine mit, denn zwei kann ich nicht am Flivatüt befestigen. (Ich muß noch mal deshalb ins Sanitätshaus, vielleicht kann man das ändern.)

So, das Gefährt aus dem Schuppen geholt, die Stütze befestigt, meinen Einkaufskorb zwischen den Füßen platziert, fuhr ich frohgemut los. Als ich um die Hausecke bog, kam mir eiskalt der Wind entgegen. „Macht nichts“ dachte ich, der Weg ist ja nicht soooo weit... Ich traf noch diverse Bekannte im A-Zelt (der Markt wird umgebaut), schnackte hier und erklärte dort... und orderte meinen Sucht-Artikel. Natürlich gleich mehrere Packungen, denn sie waren immer noch im Angebot. Ich schlenderte weiter, ´ne TV-Zeitung brauchte ich noch und Heringshappen...darauf bin ich auch ziemlich wild in der letzten Zeit. Also Kinners... wenn ich nicht genau wüßte, daß meine biologische Uhr abgelaufen ist, würde ich denken können, ich sei in froher Erwartung!!!

Ich steuerte nach geraumer Zeit -schließlich dauert es, zu überlegen, was man so alles noch so braucht - mit meinem Einkaufswagen das Weinregal an und dachte so bei mir, daß ich auch wohl ein paar Flaschen Rotwein kaufen könne, denn es kommt oft mal jemand bei mir rein, des Abends oft meine Cousine und die mag gerne ´nen Roten. Ich bekomme dann immer einen Fingerhut voll ins Wasserglas... wegen meiner vielen Tabletten ist mir im Moment nicht mehr vergönnt...seeeeufz... Ich griff also zu. Zwei Flaschen Roten und eine Flasche Weißwein. An der Kasse angekommen, gönnte ich mir noch zwei Bund Tulpen. Die Seele braucht ja auch mal Futter und den Augen freut´s auch.

So, bezahlt und ´raus. Das klappt alles schon sehr gut wieder. Hing ich beim ersten Einkauf nach meiner OP und 8 Wochen Reha noch halbtot über den Einkaufswagen, so kann ich ihn nun schon richtig schieben. Nur die Beine wollen sich noch schnell mal verknoten... Draußen alles verstaut und gut gelaunt fuhr ich nach Hause. Ich konnte sogar ohne Stütze von der Wagenschlange zu meinem ca. 6 m entfernten Gefährt gehen. Ich war stolz! Der Wind kam nun von hinten und ich spürte die Kälte nicht mehr so sehr.

"Schön, alles wieder gut geschafft“, dachte ich so bei mir... Ich kann direkt bis vor die Küchentüre fahren, stieg dort ab und entleerte den Rucksack, der über die Rückenlehne befestigt ist und brachte alles gut ins Innere meiner Wohnung.... Nur noch den Wein... In jeder Hand eine Flasche, setzte ich den Fuß auch ganz bewußt über die Schwelle, bin aber wohl mit der Schuhkante an einer Fliesenfuge – die etwas uneben ist – hängengeblieben und zack - da lag ich, oder vielmehr saß ich auf dem Tritt. Die Flaschen sind allerdings natürlich nicht auf die im Eingang liegende Matte gefallen, sondern sie wollten partout auf den Fliesen in der Küche landen. Da hatte ich nun den Salat... Ich saß da wie Pik sieben und kam nicht mehr hoch! Durch die Sintflut von Rotwein samt Scherben konnte ich aber ja auch nicht krabbeln (dann wäre ich nämlich am Sofa hochgekommen - alles schon geübt, wenn auch unfreiwilllig). Ich hörte neben unserem Haus irgendwelche Geräusche und rief laut „Hallo.. Haaalllooooo“ und es kam die Tochter meines Nachbarn von oben um die Ecke. Sie rief dann ihren Vater und gemeinsam stellten sie mich wieder hin!

Um den Rest abzukürzen: Sie schaufelten das Gröbste in einen Eimer hinein und ich wischte – nicht ohne erhebliche Mühe – mindestens 5 mal die Küche, bis es nicht mehr unter den Füßen backte. Überall waren Rotweinspritzer und die wischte ich dann auch noch ab. Mittlerweile war es dunkel und als ich endlich alles beseitigt hatte, spendierten mir meine lieben Nachbarn noch eine Portion „Spaghetti Carbonara“: Das kam mir sehr recht! Gott, war ich kaputt!!! Gottlob sind meine Knochen heil geblieben und heute kann ich schon wieder darüber lachen und mich an den bunten Tulpen erfreuen.

P.S. Meine Cousine kam dann tatsächlich auch noch… Eine Flasche Rotwein hatte ich noch, die haben wir natürlich geöffnet und ich bekam wieder ´nen Fingerhut voll ab...

Kinners, wie gerne hätte ich ein ganz volles und großes Glas gesüffelt nach dem ganzen „Rotwein-Sintflut-Theater“... Kinnners, nee aber auch... ich bin aber auch ein Pechvogel....... manchmal!


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Kommentare (6)

margit

Hallo Mary-Lou99,

bei uns im Seniorentreff ist Werbung in den Blogs wie in den Foren nicht erwünscht. Als neues Mitglied ist Dir das sicher entgangen. Ich habe Deinen Werbelink gelöscht.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Freude im Seniorentreff,

Margit, Admin

Mary-Lou99

@margit  

ok Margit,

das war mir entgangen. Danke für den Hinweis.

Gruß Maria

ehemaliges Mitglied

Ja liebe Mary-Lou99, schön, wenn bei allem Missgeschick wenigstens der Humor heil geblieben ist. Die Tücken des Alltags hocken für unsere Altersgruppe leider hinter jeder Ecke.
Bin selber, weil mein Bein beim Treppenabstieg plötzlich blockierte, vier Stufen ungebremst  vornüber gekippt. Konnte nicht verhindern, dass ich mit dem Gesicht ungebremst auf eine Konsole schlug. Zuerst habe ich gedacht, Das wars, gleich kommt das Ende! 
Als das dann, wie man heute sieht, ausblieb, wollte ich losheulen. Das leider ging nicht, trotz meines aufrichtigen Bemühens. Der Schock saß wohl noch zu tief in den Knochen.
Mein Mann hat mich sofort geschnappt und ins Krankenhaus gefahren. Da war das Gesicht schon am zuschwellen und ein ordentlicher Bluterguss breitete sich im rasanten Tempo aus. Im Warteraum der Klinik erfuhr ich erst einmal ein echtes Interesse der anderen Patienten. Ich saß da, wie ein spannendes Beobachtungsobjekt, zwar mitfühlend beäugt, aber auch recht ungeniert. Ein Hämatom wird einem ja nicht jeden Tag in seiner fortschreitenden Entwicklung vorgeführt. Das war unangenehm, aber zu verkraften. Dann ging die Befragung, ich darf wohl sagen das Verhör, zuerst der Schwester, danach des Arztes los.
"Wie? Sie wollen die Treppe heruntergefallen sein?"  Na, das "Wollen" vergessen wir mal schnell wieder!  "Wollen wir Ihren Mann ins Behandlungszimmer holen?" Nein, das wollen wir auch nicht, und um weiteren Fragen zuvor zu kommen. Mein Mann und ich sind bei Meinungsverschiedenheiten verbal gut aufgestellt.  Wir führen eine Ehe und keine -Schlagende Verbindung-!   
Als ich das Krankenhaus verließ, konnte ich kaum noch aus den zugeschwollenen Augen 
schauen. Ganze sechs Wochen hat es gedauert, ehe das Blau sich in ein Grün-Braun verfärbte und langsam aus meinem Gesicht verschwand. Bis dahin habe ich beim Werkeln in meinem Vorgarten peinlichst darauf geachtet, dass stets mein Hinterteil zur Straße zeigte. Zu blöd fand ich die gutgemeinten Nachfragen meiner Nachbarn. Mein Mann stand in dieser Zeit leider viel zu häufig unter Verdacht. Und das tat mir ganz besonders leid. 
Heute sage ich, die bedrängenden Fragen des Arztes waren unangenehm, aber bei seiner Erfahrung im täglichen Praxisbetrieb wohl nicht ganz unberechtigt. Schön, wenn Frauen und Männer Umsicht und Aufmerksamkeit bei der Behandlung von Blessuren erfahren. Leider sind sie zu oft das bittere Ergebnis von Körperverletzungen in der Partnerschaft. 
Seither steige ich jedenfalls die vierzehn Stufen in unserem Haus mit Bedacht herab.
Man ist ja Gott sei Dank noch lernfähig. Pass weiterhin gut auf Dich auf, liebe Mary-Lou.
veko 

Mary-Lou99

@Veko  

Oh je,

ich kann mir vorstellen, wie du ausgesehen hast. Ich bin vor 2 Jahren ungebremst auf meine Pflasersteine im Garten gestürzt. Aber das ist noch glimpflich ausgegangen im Vergleich zu einer Dame, die ich in einem Cafe mal traf. Sie sah nach einem Treppensturz auch ganz schlimm aus.

Ja, bei so etwas wird immer schnell auf den Partner geschlossen und man kann nicht beweisen, daß er es nicht war. Blödes Gefühl...

Paß du auch gut auf dich auf! Alles Liebe wünscht

Mary 

ehemaliges Mitglied

Bin auf dem besten Weg, Dir nachzueifern, liebe Mary-Lou!! Nur übe ich das nicht mit Weinflaschen, sondern mit meinen Mahlzeiten. Ist zwar ungesund, gleichzeitig zu essen und TV zu gucken, aber so allein ist das doch unterhaltsamer.

Und was den Rotwein angeht: da mein Ex jeden Abend bis drei Uhr nachts Pils in sich hinein schüttete, musste ich doch aufpassen, dass er mir nicht auch eine Alkoholsucht andachte. Also - wenn es mir dann trotz Kaminofen zu kalt war, nahm ich in Minischlückchen nur einen "Bodendecker" Roten zu mir, um mich innerlich auch etwas aufzuwärmen. Selbst dafür äffte er gelegentlich seine "dem Suff" erlegene Tante nach und fragte zynisch ,,, und ich habe gar nichts getrunken?" - und schwupps war er wieder im Keller verschwunden.

Wenn heute dann vom Teller mittags der eine oder andere Tropfen Soße in den Flur oder auf den Wohnzimmerboden gelangt, ist das mit einem "Wisch und Weg" wieder behoben - wenn nur das Bücken nicht so schwer fiele.

Bin gespannt, wie lange ich das noch so hinkriege fragt sich

Uschi

Mary-Lou99

@nnamttor44  

Moinmoin Uschi, 

ja, mit einem alkoholkranken Partner ist es schwierig. Ich wünnsche dir einen schönen Sonntag mit viel Gefreutem.

Gruß Maria


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