Die große Freiheit.....


Die große Freiheit.....

Ich war gerade wach geworden, schon sprach mein Lebensbegleiter..... Dein Handy hat gebingt.
Ich reagierte nicht. Das Bingen war mir egal. 

Wer schickt dir schon morgens um 7 Uhr Whatsapps, fragte er.
Schlaftrunken und amüsiert antwortete ich: Bestimmt ein verrückter  Liebhaber.
Er:  Willst Du nicht mal nachschauen?
Ich:  Nein.

20 Minuten später hievte ich mich auf sein Drängen dann doch  aus dem Bett und las ihm vor, was mein Handy im WhatsApp anzeigte:

Hi, Oma und Opa,  das große Hasenfreigehege  im Garten ist kaputt und  7 Hasen von 9 sind  auf und davon. 2 konnte ich einfangen. Rote Karte für Opa.  Er muss unbedingt  besser im  Hasenfreigehege bauen sein.
Schockiert sprang der Opa aus dem Bett.  

Was? Wir ? Eine Hasenzüchterdynastie ! Wie konnte es zu solch einem  Baufehler kommen!!!
Nach einer viertel Stunde kam mein nicht aus der Ruhe zu bringender Ehemann zurück und fragte, wie  weit es denn mit dem Frühstück sei.  Die Hasen seien erst mal weg und da wäre  es am besten, wir  frühstücken.  Nun denn, in der Ruhe liegt die Kraft, so glaubte auch ich, holte die frisch aufgebackenen Brötchen aus dem Backofen und  goss Kaffee ein.

Wir überlegten, wo die  restlichen sieben Hasen  sein könnten. Sie waren noch relativ klein und würden bestimmt im Umfeld des Geheges bleiben.  Wenn nicht, dann hatte  der Fuchs  gewiss  eine ertragreiche Beute und schleppte ein zappelndes wolliges Etwas in seinen Bau.

 Unsere größte Sorge war die Frau Sonnja im übernächsten Grundstück. Sie hatte scheinbar  wegen unserer Hasen extra Hochbeete für ihren Blumenkohl gebaut. Ständig.... also jedes Jahr würden die kleinen süßen Tierchen, wenn sie sich ungewollt im Freigang befinden, die frischen Triebe abfressen, weil der Herr Hasenbesitzer, im Text vorher auch Opa genannt,  seine Gehege nicht im Griff hat.

Das nervt. Damit  meine ich den Tratsch, den sie in der ganzen Nachbarschaft veranstaltet. Und wie sind normalerweise sich Tratsch anhörende Nachbarn? Sie bejahen und bedauern, obwohl es sie gar nicht interessiert  und Frau Sonnja geht gestärkt nach Hause.

Gestärkt ging nun auch ich los. In der linken Hand unseren Einkaufskorb. Fast wie Ostern war es mir. Nur, dass es diesmal nicht die Eier sondern die Hasen selbst in den Korb gesammelt werden sollten. Man greift die Hasen oben am Rücken und weil sie so zappeln, kann ich sie nicht lange halten und wollte sie gleich in den Korb legen.  Wie Ostereierhasen eben. Das war mein Plan.

Mein Lebensbegleiter hatte sich mit einem alten Tennisschläger, der zu einem Fanggerät umgebaut worden war, bewaffnet.  Und so gingen wir auf Hasenjagd.
Welch ein Spektakel.  Ich musste lachen, so albern sahen wir aus.

Mein Ehemann kescherte ein schwarzes Kaninchens, traf es leider nicht und das Kleine verkroch sich in einem Gewüst von Gemüseblättern.  Zitternd und völlig verängstigt , wie sonst, wenn solch ein Netzschläger nieder geht, hockte es nun  in den Stangenbohnen.  
Blitzartig griff ich zu und ab in den Korb.

4 Kaninchen konnten wir  auf diese Weise  vor der großen Freiheit  bewahren.  Drei  aber haben es geschafft und können nun auf dem großen angrenzenden Feld oder im nahegelegenen Wald zartes Grün fressen wie im Paradies.
Fragt sich nur, ob Hauskaninchen  so viel Freiheit vertragen ? Fuchs und Dachs sagen sich bei uns nämlich nicht Gute Nacht sondern.... Guten Fang. Und einen Tag später fand man in Nachbars Garten tatsächlich einige Fellfetzen.

Irgendwie ist es wie bei allen Spezies Lebewesen auf unserer Welt. Die große Freiheit will bewältigt sein.

by Maritt

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Kommentare (1)

lillii

Liebe Maritt,
ich habe Deine Hasenfanggeschichte, mit einem Schmunzeln zwischendurch, gelesen und mich köstlich über Deine Erzählweise amüsiert, einfach lebendig !!!
Die Situation war gut vorstellbar.
Mir tut es zwar leid für die nichteingefangenen Häschen.
Vielleicht haben sie aber Glück und genießen ihre Freiheit noch lange. Ich sehe hier auch ab und zu ein schwarzes Kaninchen durchs Wäldchen und über die Wiese laufen, es muss wohl ein Ableger von einem Haushäschen sein, denn schwarze Hasen sind wohl von der Natur noch nicht vorgesehen ?

Lieben Gruß und danke für Deine Geschichte .

Luzie-lillii


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