Man kann sehr religiös sein, oder nur kaum, oder gar nicht, und in all den Fällen kann man sich für die Religion interessieren, kann man darüber nachdenken. Und dann – Fragen stellen. Ein Problem wäre nur, eine Antwort auf manche von ihnen zu bekommen. Erstens, weil der Stoff nicht gerade so oder so zu beweisen ist. Zweitens, weil die Fachleute, Priester also, es eher nicht gerne mögen, wenn ein Schäfchen selbständig zu denken beginnt.

Die erste Frage, auf die ich mit so 20 Jahren gekommen war, lautete: Wieso sind wir nach wie vor Sünder, wenn es ja unseren Erlöser gegeben hatte, den Christ, der für uns gestorben war? Wenn mal einem Priester diese Frage gestellt, bekam ich keine eindeutige, sinnvolle Antwort. An dem Herrn war auch zu sehen, dass er am liebsten ganz herablassend sagen würde: Gnädige Frau, solche Probleme überlassen sie doch uns… Ich glaube, diese Frage habe ich schon mal hier in einem Eintrag erwähnt.

Gestern habe ich in einem sonst ganz herkömmlichen Buch, einem Roman, der eigentlich ein weiterer Band der Abenteuer von der bekannten rothaarigen Anna, oder einer Pollyanna sein könnte, eine zweite Frage gelesen. Und die heißt: Wieso sollten die Menschen, die nach ihrem Tod glücklich in den Himmel gekommen sind, nach dem Jüngsten Gericht auferstehen? Was dann, zurück hierher…?



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Kommentare (6)

Syrdal


Liebe Christine, auf diese und auf viele Fragen wird und kann kein menschliches Wesen eine allgültige Antwort geben, auch kein „Fachmann“, kein Priester, kein Seelsorger und nicht einmal der Papst. Diese Antwort wird uns erst zuteil, wenn wir selbst durch das „Goldene Tor“ gehen dürfen. – Vor nunmehr über 15 Jahren habe ich meine Frau in trauter, inniger Nähe bis zu diesem Tor begleitet und musste sie dort loslassen, dem weißen Engel an die Hand geben. Doch durfte ich noch miterleben erleben, wie sie in diesem Moment sichtlich aufblühte wie ein äußerst wachbewusster Mensch, der in etwas eintritt und aufgenommen wird, was niemand jemals sich in solcher Herrlichkeit vorstellen könnte… Sie wurde zu strahlendem Licht.


…………………...

Eine von mir gestaltete Parabel sei dir deshalb hier ans Herz gelegt:
Anselm und Eusebius

 


...dies sei hier meine bescheidene Antwort auf deine Frage.

Liebe Grüße
Syrdal
 

Christine62laechel

@Syrdal  

Lieber Syrdal, man könnte kaum schöner den Moment beschreiben, wie du es in deinem Kommentar ausgedrückt hast. Danke auch für die Erinnerung an die Geschichte von Anselm und Eusebius. Da möchte ich auch eines wiederholen, darüber ich schon mal in einem Eitrag von mir schrieb. Ich kannte die Geschichte von Anselm und Eusebius nicht, als mir mein vor 16 Jahren verstorbene Mann in einem Traum sagte: Hab keine Angst... Ich bin auch ruhig. Ich bin im Himmel - du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wundervoll es hier ist...

Mit Grüßen
Christine

Roxanna

Manchmal, liebe Christine trifft man, aber wirklich selten nach meiner Erfahrung, auch jemanden in der Kirche, der versucht Antworten zu geben und der Fragen ernst nimmt. Aber auch er weiß nicht wirklich. Spiritualität gehört zum Menschen dazu, wie er den Zugang dazu findet, das muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich habe z.B. ein Problem damit, dass man Gott als Vater bezeichnet und ihm sozusagen menschliche Eigenschaften zuschreibt, er tröstet, er vergibt usw. Ich stelle mir Gott eher als eine Kraft vor und ich glaube eher, dass alles was wir "falsch" gemacht haben, auf uns zurückfällt, aber nicht im Sinne einer Bestrafung durch Gott.
Ich muss noch ein wenig weiter über deinen Blog nachdenken.

Herzliche Grüße
Brigitte

Christine62laechel

@Roxanna  

Ich sehe das genauso, liebe Brigitte: Eine Kraft, eine Art Energie. Die Vorstellung Gottes ist so lange her entstanden, dass sie eine solche Form einfach haben musste. Ein Mensch - denn damals war man wohl nocht stärker als heutzutage davon überzeugt, dass dieses Wesen gerade die "Krone des Schöpfens" sei. Und ein Mann, natürlich. :)

Zum Bestrafen, da würde ich den strengsten Richter doch in unseren Gewissen sehen. Ganz einfach ist es aber auch nicht: Es gibt Menschen, die nach einer ganz schlimmen Tat ganz ruhig schlafen können.

Man kann lange nachdenken, und findet nicht immer eine Lösung... Und das gefällt mir eigentlich auch, ich mag Geheimnisse. Wären sie nicht auch ein Versprechen?

Mit herzlichen Grüßen
Christine

Manfred36

Das jüngste Gericht ist eine Disziplinierungsmaßnahme wie die Hölle. Es ist logisch wie m.E. auch spirituell nicht erschließbar. Schuld und Sühne ist ja durch Jesus nicht abgeschafft, weder in unserem Alltagsleben noch im spirituellen Rahmen. Sie wohnt unserem Menschenleben inne und war in der Bibel von Anfang an auch ein Teil des Christlichen Gottes(/-gebots). Was uns an Jesus' Beispiel belebt, ist die Reue, ihre Rückstrahlung auf die Tat selbst und das innere Verlangen nach Vergebung, Lösung.
Du hast Recht: Man sollte auch an Worte glauben, die man nicht versteht und nicht hinterfragt - wenn man es kann !!

 

Christine62laechel

@Manfred36  

Wenn man es kann - und dies wäre ein echter Glaube dann. Da bleibt das meiste ein Geheimnis; selbst während der Heiligen Messe gibt es einen sehr wichtigen Moment, wenn es heißt: Geheimnis des Glaubens! Manchmal kommt es einem aber zu wenig vor; ob es einen Sinn macht, oder nicht, man möchte mehr wissen. Nicht nur ahnen - wenn man es kann...


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