DIE ESELSKARAWANE (kein Bild vorhanden)

Die Wüste liegt im Sonnenglast
vor fernen Bergesketten.
Die Esel schleppen ihre Last
und sehnen sich, verdurstet fast,
dass sie zu trinken hätten.

Die Eseltreiber dürsten auch
und stapfen müde weiter
den lieben Tag, so wie`s der Brauch,
mit heissem Kopf und leerem Bauch,
und auch die Eselsreiter.

Da taucht im Abenddunst empor
die Karawansereie.
Dort öffnet sich ihr Freudentor.
Die Esel spitzen schon das Ohr,
dann trabt die ganze Reihe.

In der Karawanserei:

Allah, der unsere Schritte lenkt,
sei Dank! Er sei gepriesen!
Das Vieh gefüttert und getränkt
und heisser Tee schon eingeschenkt.
Der Khebab schmort an Spiessen.

Der Waren Schätze sicher nun
vor Raub- und Diebsgesindel.
Erwünschte Rast nach hartem Tun.
Es birgt der Ort die drinnen ruh`n
wie Mutterschoss das Kindel.

(Einen ganzen Tag lang dauerte die  Fahrt im klapprigen iranischen
Reisebus durch eine grandiose, wüstenhaft leere Landschaft.
Die eigenartige Stimmung liess mich dieses Gedicht verfassen
und zwar in gewohnter Schnelligkeit (wenige Minuten).  Es fand
bei den Mitreisenden einen so durchschlagenden Erfolg, dass
ich bei dieser Praxis blieb. Mittlerweile sind nahezu 2.000 Reise-
gedichte entstanden, von denen ich einige wenige nach und nach
hier vorstellen will, so lange mich nicht Überdruss die Mitarbeit
im ST einstellen lässt.)