Die Aggression ist aggressiv




Das klingt schon doppelt gemoppelt, ist es aber nicht. Manchmal kann man Situationen beobachten, wo sich jemand aggressiv zu verhalten scheint – und trotzdem wirkt die von ihr/ihm „attackierte“ andere Person gar nicht erschrocken, oder aufgeregt. Ein anderes Mal – die Worte klingen neutral, ja ganz freundlich, und da ahnen alle, die dabei sind: Es geht gerade darum, um jemanden zu beleidigen, zu attackieren also. Die Aggression kommt zum Vorschein nicht nur in Form vom Schlagen.

Zum Beispiel: Da sagt jemand „Beeile dich doch!“. Der Empfänger/die Empfängerin, selbst wenn ein Kind, kann sehr gut mehr als nur die Worte verstehen. Da ist nämlich jemand wahrscheinlich angenehm aufgeregt, denn da soll es etwas Interessantes geben; oder da ist jemand schon ungeduldig geworden, denn die Vorbereitungen nun zu lange dauern. Oder ist jemand ganz böse, aus irgendeinem Grund, und da kann ein jeder Grund gut genug sein, um eine andere Person anzubrüllen. Oder auch, der/die Empfängerin ruft schon immer die Unzufriedenheit bei der/dem Sender/in hervor, und auch wenn es gar keinen Grund dafür geben würde, würde es sowieso zu einem Ärger kommen, wie hundertmal davor.

Das war auch gut früher zu sehen, wenn Kinder von den meisten Eltern bestraft wurden. Die einen waren manchmal nur getadelt, oder gar nur davor gewarnt – und schon weinten sie, und waren sehr unglücklich; und ihre Eltern mieden sie gerne. Die anderen, in der heutigen Sprache „körperlich misshandelt“, also paar Klapse bekommen, waren fünf Minuten später fröhlich, und es war an ihnen zu sehen, dass sie kein Problem damit haben, und sie lieben ihre Eltern, ohne lange daran nachzudenken. Und – sie fühlten sich geliebt, also sicher. Im ersten Fall steckte die Aggression gewiss irgendwo – in den Blicken, in der Intonation, in Situationen, die mit Bestrafen nichts zu tun hatten, und trotzdem waren für die Kinder sehr unkomfortabel. Im zweiten Fall gab es einfach nur ein Erziehungsmittel, damals absolut akzeptabel, und nicht in einer jeden Familie brachte es Kinder zur Verzweiflung. Ja, dann schon, wenn von Aggression begleitet, und eher als Rache verstanden.

Es liegt also daran, was man will (bewusst oder auch nicht), dass die andere Person empfangen soll. Denn auch die höfliche Wendung „Kann ich Ihnen helfen?“ zum Beispiel, wenn mit einer Dosis Aggression, kann zu bedeuten haben: „Sie Esel, was machen Sie denn da?“

:)


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Kommentare (6)

werderanerin

Aggressionen sind letztlich immer Verhaltensweisen...,  um etwas oder jemanden zu verteidigen, denke ich...es sind Emotionen.

Ich kann etwas mit Bestimmtheit, mit guten Worten verteidigen..., reicht dies aber nicht, kann auch eine aggressive Ausdrucksweise das Verhalten untermauern.
Manchmal muss etwas raus...und hin und wieder bedarf es aggressiveren Worten.

Ist das nun falsch oder einfach in uns drin...? Das hat wohl jeder in sich, nur kommt es meistens nicht zum Ausdruck.

Die höchste Stufe ist wohl dann..., wenn etwas Verbales umschlägt in Handeln !

Kristine

Christine62laechel

@werderanerin  

Ja, liebe Kristine, ich glaube auch, dass es Situationen gibt, wo man mal aggressiv werden darf. Dies muss aber irgendwie berechtigt sein: Weil man viel Schlimmes erlebt hat, oder weil man immer wieder von jemandem attackiert wurde, der/die keine andere Argumentation beachten wollte. Deswegen bin ich auch der Meinung, dass die Lehrer, Eltern, Betreuer, mal auch dazu Recht haben sollten, ganz scharf zu reagieren, wenn es mit einer Person nicht anders geht, und wo sie zum Beispiel ihre/seine oder der Anderen Sicherheit oder Gesundheit aufs Spiel setzt.

Die obengenannten Situationen müssten aber wirklich nur Ausnahmesituationen sein. Niemand darf immer nur aggressiv reagieren; sollte es auch genetisch bedingt sein, oder mit der Persönlichkeit verbunden - dann müsste man sich doch psychologisch behandeln lassen. Für die Anderen, und für sich selbst. :)

Mit Grüßen
Christine

 

Rosi65

Liebe Christine,

das richtige "Senden" und das richtige "Empfangen" ist in einem Dialog nicht immer so einfach.
Bei Deinem Beispiel: "Kann ich Ihnen helfen", handelt es sich um eine geschlossene Frage.
Eine geschlossenen Frage kann man, in der Regel, nur mit ja oder nein beantworten.
Das war`s. Das Gespräch ist beendet.

Der Sender sollte also besser eine offene Frage stellen, bei der man nur mit einem vollständigem Satz antworten kann. "Wie kann ich Ihnen helfen?" 
Dadurch bleiben die Gesprächspartner auf persönlicher Augenhöhe, denn der Empfänger wird dabei nicht herabgestuft, und der Sender erhält seine gewünschte Auskunft.

Herzlichen Gruß
     Rosi65 

Christine62laechel

@Rosi65  

Ja, liebe Rosi, da sehe ich nun, dass ich nicht gerade ein bestes Beispiel verwendet habe, und da hast du Recht: Eine offene Frage könnte dieses ein Wenig von der Aggression am Anfang verschwinden lassen, wenn von dem Empfänger freundlich beantwortet, oder sogar das Gespräch fortgesetzt.

Ich wollte da eigentlich was Anderes betonen... Dass mal die Worte selbst, oder das Verhalten, im Grunde neutral wirken können, doch... Es steht fest, dass sogar kleine Babys spüren können, wie wirklich die Beziehung der Betreuerin oder des Betreuers zu ihm ist, obwohl sie oder er gar nicht brüllt, das Kind nicht schlägt. Dies wäre wohl die Sprache des Körpers, body language, die die Tatsache verrät, dass da jemand das Baby, oder Kinder überhaupt, schlecht vetragen kann.

Oder auch die aus den Witzen bekannte Situation, wo jemand etwas Freundliches sagt, es ist aber klar, dass die Worte etwas anderes zu bedeuten haben. Da sagt zum Beispiel eine Freundin zu der anderen: Gut siehst du aus! (und das heißt: Zugenommen wieder!). :)

Mit lieben Grüßen
Christine

 

Manfred36


Aggression ist Abreaktion

Beim Menschen „dient“ sie zur Verteidigung von Eigentum, Rivalität um Sexualpartner, zur Verteidigung einer Rangordnungsposition, Selbstverteidigung oder gegen Frustration. Sie ist auch herdentyisch ansteckend.
Länger zurückliegende Frustrationen können noch sehr viel später zu Aggressionen führen. Als Ursache dafür werden beispielsweise frühkindliche Entbehrungen, erzwungener Gehorsam oder auch Misserfolge im Beruf in Frage kommen. Menschen mit ähnlichen Frustrationserlebnissen reagieren allerdings unterschiedlich aggressiv, was auf eine genetische Ursache hinweist, die die Evolution aus dem ursprünglichen Lebenskampf auf unterschiedliche Weise mit herübergebracht hat.

Sie äußert sich, wie du schön beschrieben hast, sehr unterschiedlich, auch nach Hormonsituation, ist aber eine Emotion, die wir aufgeklärte Menschen im Griff haben sollten.
 

Christine62laechel

@Manfred36  

So denke ich auch, lieber Manfred: Die Emotionen sollte man doch im Griff haben. Mal leise schimpfen, mal ein Gräbchen machen, dahin paar böse Worte rein flüstern (oder auch schreien, sollte es jemand doch brauchen), wenn unter Menschen aber, immer ruhig bleiben, und ruhig zu sprechen versuchen. Wenn die andere Seite es nicht respektieren will - den Rücken zeigen.


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