Des Winzers stilles Gebet


Des Winzers stilles Gebet


Des Winzers stilles Gebet.
Von Anna Reuscher, Wehlen

Nun ist es Herbst, die Lese ist zu Ende,
es ruhen sich aus die fleissigen Hände.
Im Keller ist nun geborgen, das edle Nass.
In Reih´ und Glied liegt Fass an Fass.
Es brodelt und kluckset im Fass und rauscht.

Der Winzer kennt diese Sprache und glücklich er lauscht.
Er lehnt am Fass in Gedanken versunken,
er hat zur Probe manch Glas getrunken
und sieht schon in Gedanken den perlenden Wein
im Glas so klar wie Edelstein.

Es trinken ihn nicht nur Könige und Fürsten gern,
er macht auch den ärmsten Bettler zum Herrn.
Den Kranken gibt er Labung, dem Greis gibt er Kraft,
der Wein hat schon manchen so selig gemacht.
Er wird getrunken bei Hochzeit, bei Tod,
bei strahlenden Festen, bei Herzensnot.

Ja – Herr Gott, deine Sonne, die hat es geschafft,
die hat ihn wieder so köstlich gemacht.
So schenkst du uns Herr, mit deiner schützenden Hand,
das beste Getränk in unserem Moselland.

Ganz leise der Winzer diese Worte spricht,
so dankt er seinem Gott, doch er merkt es nicht,
er merkt nicht, daß er die Hände betend erhebt.
Das ist des Winzers stilles Gebet.
 


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