Der Zankapfel
Kann man das Streiten vermeiden? Oder es so tun, um die andere Person(en) nicht zu beleidigen, nicht traurig oder böse zu machen? Woran liegt das, womit hängt das zusammen?
Vor allem wohl mit dem Empfindlichkeitsgrad der am Streit beteiligten Personen, und damit, was sie als verletzend empfinden würden. Und ob sie das dann vermeiden wollen würden, oder, im Gegenteil, es als eine Art Waffe benutzen. Gar mit Vergnügen.
Was ein Streit genau anbetrifft, kann scheinbar ohne Bedeutung sein. Doch im Moment tritt aus irgendeinem Grund starke Spannung zwischen den beiden (oder auch mehreren) Personen auf. Sich mit ihrer eigenen Meinung durchzusetzen, ist im Moment am wichtigsten.
Streiten wurde natürlich auch Gegenstand der psychologischen Forschungen. Es steht wohl nach wie vor fest, dass der Gegenstand der Kontroverse oft selbst nicht entscheidend wäre, gäbe es zwischen den Streitenden nicht andere, wesentliche Konflikte. Als Beispiel nannte man mal ein Ehepaar, das sich scheiden wollte; die Ehefrau war diejenige, die besonders darauf bestand. Gefragt, was sie an ihrem Ehemann so störte, dass es immer wieder zum Streiten kam, meinte sie: Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wenn er jeden Abend einen Apfel im Bett aß. Dieses laute Anbeißen, lautes Kauen und Verschlucken, machten mich einfach wütend…
Echter Zankapfel… Man hatte aber ganz andere Ursachen gefunden, wieso die Dame so nervös wurde. Der Apfel war nur der Tropfen, der den Krug durchlief. Obwohl es auch klar ist, dass etwas, was sich stets in derselben Form wiederholt, echt auf die Nerven gehen kann; da sollten die Chinesen manches dazu wissen...
Was kann einen Streit harmlos machen? Wahrscheinlich sind es einerseits der Sinn für Humor, und andererseits - gegenseitiger Respekt. Beides lässt Grenzen nicht überschreiten, wo es dann kein Zurück mehr gibt.
(Bild aus dem Internet)
Kommentare (12)
@JuergenS
Ja, Meinungsunterschiede sind schön... Ich glaube, so etwas wie ein Überrzeugen, ganz stuhr, kann nur dann möglich sein, wenn es um die Gesundheit oder Sicherheit geht. Meidikamenteinnahme zum Beispiel. Natürlich ist die Rede über erwachsene Personen.
Ein friedlicher Streit klingt in meinen Ohren wie Musik. :)
Vielleicht heißt dies im Umkehrschluß nur, dass es gilt bei Meinungsverschiedenheiten zu versuchen, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden...?
Kris
@werderanerin
hm, sicher des öfteren ein Weg, besonders bei "kleinen" Meinungsverschiedenheiten, wo Nachgeben bedeutungslos ist oder...... scheint. Lebenskunst halt?
Streit, liebe Christine kann ja auch durchaus belebend und reinigend sein, wenn man diesen auf einem guten Niveau führt...aber oft ist es eben nicht so, weil jede Seite für sich in Anspruch nimmt, "Recht zu haben".
Ich glaube, dass es immer auch darauf ankommt, worüber gestritten wird.
Es ist eben auch schwer bis schwierig, sich in einer aufgeheizten Situation zurück zu nehmen, sachlich zu bleiben, denn Emotionen schlagen oft hohe Wellen.
Ich denke, dass Streit nichts schlechtes sein muss, unterschiedliche Meinungen, Empfindungen prallen aufeinander..., die Kunst niveauvoll zu streiten, ist eine hohe Kunst..., die wohl nur wenige beherrschen.
Oft ist Rückzug oder lieber nichts sagen, der bessere Weg, allerdings leidet die Seele dann.
Kristine
@werderanerin
Da hast du auch etwas sehr Wichtiges erwähnt, liebe Kristine. :) Es gibt wirklich viele Menschen, die von einem Streit erwarten, die Meinungen in einer Sache gleich zu machen. Wieso? Da können in den meisten Fällen die zwei, oder die mehreren am Streit beteiligten Personen bei ihren eigenen Meinungen bleiben.
Ganz schlimm, wenn es immer die eine und dieselbe Person ist, die ihre Mitmenschen dazu zwingt, auf selbständiges Denken zu verzichten, nur ihre Behauptungen als absolut wahr zu betrachten. Furchtbar. :)
Mit Grüßen
Christine
Liebe Christine,
es gibt eine Streitkultur, nur ist sie nicht bequem, ist aber erlernbar. Im vierten Absatz hast du erwähnt, dass der Auslöser eines Streites nicht unbedingt der eigentliche Grund ist, sondern eben nur Auslöser, also der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
So weit sollte es nicht kommen. Ich möchte eine Streitkultur hier jetzt nicht weiter erläutern, aber wenn man in ruhigem Ton nachfragt zum Beispiel: wie ist das gemeint usw. hat man einen Faden, den man sachlich und selbstkritisch als auch durchaus als positiv zu sehen ist, aufnehmen kann.
Das gilt auch, wenn Kritik geübt wird. Viele Menschen können sie nur schlecht vertragen, vor allem dann, wenn der Stil und Ton unangebracht und damit verletzend ist. Dabei kann Kritik durchaus sehr positiv sein.
Es ist ein weites Feld, welches man hier begeht. Letztlich spielt immer auch ganz wesentlich der gegenseitige Respekt eine große Rolle, der sich aus dem Kontext ergibt.
Mit lieben Gruß
indeed
@indeed
Liebe Indeed,
es ist in der Tat ein weites Feld... Doch ich möchte an das Schlüsselwort anknüpfen, dass du erwähnt hast: Streitkultur. Natürlich im Zusammenhang mit einem anderen, dass sowohl in meinem Eintrag, als auch in den Kommentaren erschienen ist: Respekt.
Streitkultur... Wie wenige Menschen es beherrscht haben, nicht wahr? Am schlimmsten wären wohl diejenigen, die selber nicht gut wissen, worum es im Streit eigentlich geht, die nicht zugeben wollen: Ja, da war ich diesmal falsch... Ja, es gibt auch solche, die nicht nur nicht zuhören wollen, sondern sie beginnen zu schreien. Je ruhiger und rationalistischer die Argumente der anderen Seite, desto lauter der Geschrei. Eine Katastrophe...
Mit herzlichen Grüßen
Christine
Ich denke, liebe Christine, dass es immer zum Streit kommt, wenn schon lange etwas gärt oder unter den Teppich geschoben und nicht angesprochen wird. Immer wieder wird unterschätzt, wie wichtig regelmäßige klärende Gespräche sind. Was auch einen Streit mit großer Sicherheit eskalieren lässt ist, wenn mit Du-Botschaften, die anklagend sind, gesprochen wird. Bei sich bleiben und sagen, was dies oder jenes mit mir macht, ist schon einmal die halbe Miete. Wenn es richtig zur Sache geht, bleibt der Humor meistens erst einmal auf der Strecke.
Es ist natürlich auch eine Temperamentssache, wie oft, heftig oder manchmal eben auch zerstörerisch gestritten wird.
Je älter ich werde, umso weniger kann ich ihn vertragen. Ich brauche meinen Seelenfrieden.
Herzliche Grüße zu dir und einen schönen Tag
Brigitte
@Roxanna
Ich kann dich sehr gut verstehen, liebe Brigitte. Mein Seelenfrieden ist mir genauso wichtig. Mit mir kann man einfach nicht mehr ernst streiten; entweder bleibe ich unberührt, oder verlasse die Gesellschaft. :)
Ja, darum geht es genau: Rechtzetig und möglichst ruhig ein Problem besprechen, bevor es zu einem solchen Zankapfel wird, mit dem man nicht mehr zurechtkommen können wird.
Mit lieben Grüßen
Christine
Es gibt Streit liebende und Streit hassende Personen, da hast du Recht. Wollen wir hier der Entstehungsursache im Einzelnen nicht nachgehen (Ambivalenz …).
Gegenseitige Charaktere müssen lernen, sich abzugrenzen, ggf, auch zu trennen. Oft ist der Umstand bei der Begegnung noch nicht klar und wird durch Verdrängungsbemühung chronisch und emotional. Merkt man das, sollte man das starre Prinzip anwenden: Abklären der Phantasiewelten (denn die eines Jeden ist ja eine) - sind sie konträr, kann man sie beiderseits isolieren? - wenn nein, sich segnen und nicht mehr begegnen. Im gegenseitigen Respekt.
@Manfred36
Stimmt, lieber Manfred, sich segnen und nicht mehr begegnen, das kann in manchen Fällen die beste Lösung sein. Auch wenn es sich um ein Ehepaar handelt. Früher galt es als "sein Kreuz tragen", dieser ständige Ärger, weil die beiden Eheleute einfach tragisch unangepasst waren. Oder - "die Kinder sollten auf jeden Fall beide Eltern haben". Nicht auf einen jeden. Ein Elternhaus mit Hass ist eine Hölle für Kinder.
Zufällig hab ich dazu vorgestern einen Satz gelesen, der nicht schlecht passt:
"Meinungsunterschiede wollen gepflegt werden, nicht zementiert"
Wie Pflegt man einen Streit oder mehrere.
Steht das Ziel des Streites für die Partner schon fest, dann ist es ein nutzloser Austausch, oder?
Ich hab mehr Fragen an mich als Antworten. 🍏