Denkmal. Denk mal...
Sehr alt muss die Idee sein, nicht nur die Götter in Form von Skulpturen darzustellen, sondern auch Menschen, die es sich irgedwie verdient hatten. Oder – erzwungen. Wie auch immer; auf jeden Fall beschloss man mal, die Figur des großen Menschen ein wenig höher zu platzieren, als auf dem Boden. Aus zwei Gründen wahrscheinlich. Erstens, um seine Größe zu betonen, um ihn auch auf eine solche Art und Weise zu verehren. Die Dichter, die Wissenschaftler, die Könige – ja, sie waren außerordentliche Gestalten in der Geschichte; ein Sockel konnte es einfach symbolisieren. Man brauchte ja unter keinem Minderwertigkeitsgefühl zu leiden; eventuell sich nur ein wenig Mühe geben, um sich auch mit etwas wesentlich auszuzeichnen…
Heutzutage wurde es trendy, die verstorbenen großen Menschen mitten in den Alltag zu setzen. Und so kann man einem Schriftsteller begegnen, der wörtlich auf einer Bank im Park oder irgendwo anders sitzt. Oder einem Musiker, der an der Straßenecke steht. Das führt dazu, dass sich jedermann ein Selfie mit dem Großen machen kann, ohne ihn (oder seine oft noch lebenden Familienmitglieder) danach zu fragen. Mehr noch: Der Große kann ohne Zeremonien angefasst werden, geküsst, an der Nase gerieben (denn vielleicht bringt es Glück?). Und egal wie man Hunde lieben würde, es sieht nicht schön aus, wenn ein Denkmal mit einem Baum verwechselt wird…
Denkmal, ein schönes Wort. Man sollte an diese Menschen - mit Respekt – denken, die etwas Neues, Wichtiges, in die Weltgeschichte, Literatur, Kunst, gebracht haben. Denk mal – und genug. Ohne sie, wie etwa einen Kumpel, an der Nase zu reiben.
(Foto aus dem Internet)
Kommentare (12)
@werderanerin
Liebe Kristine, Du hast leider Recht... Die Ignoranz der Jugendlichen, der meisten, hat in der letzten Zeit alle Grenzen überschritten. Weltweit, glaube ich. Und da sind nicht nur sie selbst daran schuld, natürlich. Was nicht mehr trendy nun ist, ist Gelehrsamkeit. Selbst manche Pädagogen meinen, man sollte nur das "Praktische" unterrichten. Na ja, Goethe und Schiller...
(Doch wenn ich jedes jahr ein neues Gedicht meinen Schülern beibringe, kann ich spüren, dass sie irgendwie bewegt sind; noch nicht alles verloren...?)
Mit besten Grüßen
Christine
Liebe Christine,
aber nicht jedes Denkmal benötigt einen Sockel, um ehrwürdiger zu wirken.
Die beliebte Schauspielerin, Tana Schanzara, gehörte viele Jahre zum Ensemble des Bochumer Schauspielhauses. Vor vielen Jahren hatte ich mal das Glück, Tana bei einer Silvesteraufführung auf der Bühne zu erleben.
Nach ihrem Tod hat man ihr zu Ehren, direkt vor dem Schauspielhaus, ein Denkmal gesetzt.
So kann sie nicht in Vergessenheit geraten, denn viele Theaterbesucher nehmen kurz mal auf der Bank, direkt neben ihrem Andenken Platz.
Sicher wollte diese Schauspielerin auch nie auf einen Sockel gestellt werden, denn sie lebte für ihr Publikum...mittendrin und auf Augenhöhe war wohl mehr ihr Ding.
Manchmal stellt ihr auch jemand Blümchen in ihre Einkaufstasche.
Schau mal hier:
Tana`s Denkmal auf dem Tana-Schanzara-Platz in Bochum
Liebe Grüße
Rosi65
@Rosi65
Liebe Rosi, das stimmt; in einem solchen Fall, wie der von Dir beschrieben, wäre der direkte Kontakt der Schauspielerin mit ihren Verehrern sogar angebracht. Wenn sie von oben herab zuschaut, freut sie sich wahrscheinlich über eine solche "interaktive Aufführung". :)
Mit herzlichen Grüßen
Christine
ein sehr gutes "Denk mal -" Thema,
liebe christinelaechel,
und schon fielen mir einige "Denkmale" ein, die ich auf unseren Reisen alle bestaunen konnte.
Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass es bei Euch in Polen sehr viele
"Erinnerungen" an bekannte Personen zu sehen gibt.
wie auch im Osten unserer BRD zB.
Schiller und Goethe in Weimar.......
weißt Du, was ich vermute; dass diese heutigen "Künstler ", diese KUNST gar nicht beherrschen, wenn man an alle heutigen Skulpturen denkt, die oftmals sehr abstrackt sind.
Wie bereits Carola schrieb, auch ich stehe immer ehrfürchtig davor und fühle mich ganz klein
mit Gruß und Dank
herzlichst
Renate
@ladybird
Liebe Renate, so ist es eben: Man möchte ja manchmal gerne auch Ehrfurcht empfinden können.
Man behauptet heutzutage, dass man (und vor allem - junge Leute) keine Autoritäten braucht. Das stimmt gar nicht; natürlich in einem anderen Sinne, als vorher. Kluge Menschen, die man - ich wiederhole auch nach Carola - bewundern kann. Alle sollten nun gleich sein? Hilfe, in einer solchen Welt will ich gar nicht leben! :)
Mit lieben Grüßen
Christine
Der Kaiserbrunnen mit Barbarossa usw. in Lautern. Gernot Rumpf hat ihn eigens zum Spielen für Kinder gestaltet und im Sommer quirlt es da. Frag mal eines der Kleinen, ob es nicht weiß, was das ist.
@Manfred36
Lieber Manfred, wenn ich immer wieder zu hören bekomme, dass es am besten sei, durch das Spielen zu lernen, sehe ich rot. :) Es gilt natürlich für Kinder bis 12 Jahren; auch später kann man ab und zu zur Abwechslung ein lustiges Motiv einführen. Und sonst, glaube ich, durch das Spielen lernt man nur Spielen eben.
Mit Grüßen
Christine
Liebe Christine,
die Bezeichnung Denkmal fordert uns auf mal daran zu denken, was der Mensch den es zeigt,
geleistet hat. Meist ist es den großen Söhnen der Stadt, wie z. B. Albrecht Dürer in Nürnberg,
Beethoven in Bonn oder Goethe in Frankfurt, gewidmet. So wird an Maler, Dichter, Komponisten oder auch an Feldherren erinnert.
Da Denkmäler meist riesig sind, kommt die Bewunderung von allein, man steht davor und fühlt sich klein.
Liebe Grüße, Carola
@HeCaro
Ja, liebe Carola, die Bewunderung eben. Und das Gefühl, da bin ich klein im Vergleich, ist absolut berechtigt - und keine Schande. Die Menschen sind sich nicht gleich. Nur vor dem Tod, und vor dem Recht. Sonst - wie schön, dass ich mich besser oder klüger kann von manchen Leuten, andererseits aber: Wie schön, dass es so kluge, gute, begabte Menschen gibt oder gab, die ich eben immer bewundern können werde, ohne ihr Niveau je erreichen zu können!
Mit herzlichen Grüßen
Christine
Denk mal – und…?
Nun liebe Christine, das ist ja mal eine Forderung! Und diese stellst du, wo doch gerade erst die jüngste Pisa-Studie gezeigt hat, dass das mit dem Denken in der Schulbildung heute kaum noch Konjunktur hat mit der unrühmlichen Folge, dass 20 bis sogar 25 Prozent der etwa 15jährigen – also etwa 7. bis 8. Klasse – nicht in der Lage sind, einen ganz normalen, allgemein üblichen Text fließend zu lesen, geschweige dessen Inhalt und Sinn zu erfassen. Da ist also „nix mit Denken“!
...unbegreiflich ist das für
Syrdal
@Syrdal
Lieber Syrdal, so ist es nun leider wirklich. Von den Jugendlichen wird zu wenig verlangt. Per aspera ad astra - das gilt nun nicht mehr. Sie wollen Sterne ohne Mühe erreichen. Oder auch nicht, einfach ihre Ruhe haben... Wo bleiben die Aspirationen, der Ehrgeiz, im besten Sinne des Wortes?
Und wenn es selbst die moderne Pädagogik so sehen kann - "es genügt, dass es dich dich gibt, liebes Kind". Ich glaube, so wird Kindern und Jugendlichen einfach ein Unrecht gemacht; manche werden ihr intellektuelles Potential nie bewußt...
Für mich ist es ebenso unbegreiflich.
Mit besten Grüßen
Christine
Ich glaube, liebe Christine, dass vielleicht noch unsere Generation so manches "Denkmal" und deren Person nicht nur erkennt, auch weiß, was Derjenige so vollbracht hatte. Ich schaue mir gerne Skulpturen an, gerne auch Figuren an Brunnen, oft wird dort eine kleine Geschichte des Städtchens erzählt.
Bei den jungen Menschen aber bin ich doch ziemlich skeptisch..., ob sie wissen, wer Goethe und Schiller waren, ob sie wissen, wer denn "der alte Fritz" war...ich mag es bezweifeln aber vielleicht ist es ja umso wichtiger solch Denkmale genau deswegen beizubehalten...
Kristine