Das Gregoriusfest
In Kulmbach wurde gegen Ende des Schuljahrs das Gregoriusfest gefeiert. Dabei versammelten sich die Schulkinder klassenweise zu einem Umzug durch die Stadt. Mädchen führten ihre Klasse mit Bogenkränze an, Jungens trugen Fahnen. So marschierten wir mit einer Musikkapelle durch die Stadt zum Festplatz, wo schon die Schausteller auf uns warteten und wir sangen.
Leute macht uns eine Gasse,
winkt uns aus den Fenstern zu.
Bahnfrei für die Kindermasse,
heisa, hopsa und juhu.
Bratwurst scnnappen, Schubkarrn schieben,
ach wie jammert die Mama,
wo ist denn mein Kind geblieben?
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Es gab für uns verschiedene Wettspiele:
Eierlauf,Sackhüpfen,Schubkarren schieben, Bratwurst schnappen und überall gab es Preise.
Der Abend endete gemeinsam auf den Marktplatz, wo der Bürgermeister eine Ansprache hielt und wir begeistert das Abschlußlied sangen.
Foto: E.K., privat
Kommentare (5)
Hallo Maslina,
das ist eine schöne Kindheitserinnerung für Dich, wie ich annehme. Wie hübsch die Mädchen in den hellen Kleidern und die Jungs in den kurzen Hosen.
Weiße Jungfern der Unschuld aus alter bis in die neueste Zeit. Aber die Jungen in den kurzen(?) Hosen hatten noch 1944 (Konfirmation meines Bruders) sog. Leibchen und lange wollene Strümpfe mit Strumpfbändern, also Strapse, oben natürlich auch Hosenträger. Lange Hosen konnte man schlecht stricken.
Manfred
Das Frankenlied, das ihr dabei gesungen habt, kennen wir fast alle noch; hier einige Auszüge:
1. Strophe
Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
wer lange sitzt, muss rosten.
Den allerschönsten1 Sonnenschein
lässt uns der Himmel kosten.
Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid
der fahrenden Scholaren.
Ich will zur schönen Sommerszeit
ins Land der Franken fahren,
valeri, valera, valeri, valera,
ins Land der Franken fahren!
3. Strophe
Wallfahrer ziehen durch das Tal
mit fliegenden Standarten.
Hell grüßt ihr doppelter Choral
den weiten Gottesgarten.
Wie gerne wär’ ich mitgewallt,
ihr Pfarr’ wollt mich nicht haben!
So muss ich seitwärts durch den Wald
als räudig Schäflein traben,
valeri, valera, valeri, valera,
als räudig Schäflein traben.
7. Strophe
O heil’ger Veit von Staffelstein,
beschütze deine Franken
und jag’ die Bayern aus dem Land!
Wir wollen’s ewig danken.
Wir wollen freie Franken sein
und nicht der Bayern Knechte.
O heil’ger Veit von Staffelstein,
wir fordern uns’re Rechte!
Nicht erst am 23. Juli, bereits heute (31.5.) ist auch in Kulmbach ein Feiertag, an dem „Wallfahrer durch das Tal ziehen“, Fronleichnam als das katholische Fest der Wandlung, der Hostie, wo Erstkommunionskinder hinter dem „Himmel“ mit den Monstranz-Priester herlaufen. Ich habe mir sagen lassen, dass auch die bösen Frankenprotestanten da nicht einschreiten.
Gruß Manfred
Es war tatsächlich so, dass die Einheimischen Protestanten waren und die Flüchtlinge Katholiken, Mischehen wurden nicht gerne gesehen. Aber diese Katholiken waren ja auch zunächst Habenichtse und wurden außerdem zwangseinquartiert. Mit der Zeit wurde das Verhältnis immer besser.
Es ist für mich wirklich eine schöne Erinnerung und vielleicht findet sich jemand, der ebenfalls das Gregoriusfest erlebt hat und etwas dazu beisteuern kann. Würde mich freuen.