Chronos und kairos
Die Griechen unterschieden zwischen zwei Formen der Zeit, oder mehr sogar…? Die eine heißt chronos. Es ist eine Zeit der Kontinuität, des rhythmischen Alltags, und des Aufbaus von Zukunft, die ja eine Fortsetzung unseres Jetzt und unseres Gestern ist.
Und die andere Form der Zeit heißt kairos. Damit wird ein Moment gemeint, wo sich etwas Unerwartetes ereignet, nach Wikipedia „günstiger Zeitpunkt einer Entscheidung“. Etwas, das unsere Zeitordnung stört. Es kann sowohl etwas Schönes, Positives sein, ein glücklicher Zufall zum Beispiel, als auch eine ernste Krise: Erkrankung, Verzweiflung.
Ein Leben nur mit chronos kann unerträglich langweilig sein. Die Menschen sehnen sich nach kairos, natürlich in dem positiven Sinne. Da verschwinden die Vergangenheit und die Zukunft, nur der Moment zählt.
Natürlich kann es nur verhältnismäßig kurz dauern. Leider wird das Gefühl „glücklich“ bald immer geringer; zum Glück kann aber eine Krise auch nicht ewig andauern. Sollte es keine sich wiederholenden, unangenehmen Umstände geben, ist so ein böser Zustand, egal wie anstrengend es war, nach ca. drei Wochen vorbei.
(Den Text habe ich anhand zwei Presseartikel verfast. Ich finde es übrigens zweifelhaft, ob eine Krise wirklich nicht mehr als die erwähnten drei Wochen dauern kann. Oder war da etwas anderes gemeint, als kairos. Oder kann kairos nie so etwas sein, wie chronischer Stress, der doch irgendwann einen Anfangspunkt gehabt haben musste).
Kommentare (7)
@Manfred36
Ja, lieber Manfred, die Zeit ist allmächtig. Egal ob subjektiv gesehen, oder als ein physikalischer Begriff. Und wir kommen ohne die nicht aus, obwohl es nun auch eine Meinung besteht, dass es so etwas wie Zeit gar nicht gibt. Mein blond-grauer Verstand möchte gerne beim Alten bleiben: Denn wieso dann all die Uhren...? ;)
Gute Zeit (die Winterzeit nun)!
Das halte ich auch für eine sehr gewagte These, liebe Christine, dass eine Krise nach drei Wochen vorbei sein soll. Schön wäre es! Da muss man doch schon unterscheiden, worum es bei dieser Krise geht. Wenn es nicht möglich ist, die Ursache zu beseitigen, kann sie sehr lange dauern.
Glücklich als Dauerzustand gibt es nicht, natürlich würde das verflachen. Nur in der Dualität können wir sowohl das eine, wie das andere spüren.
Das ist ein Thema, darüber könnte man lange philosophieren.
Herzliche Grüße
Brigitte
@Roxanna
Ja, liebe Brigitte, erst wenn die Ursache beseitigt - und auch nicht gleich, nicht immer. Manchmal kann man staunen: Wieso denkt und spricht da jemand immer wieder über etwas, das sich lange her ereignet hat, und keinen Einfluß mehr auf ihr/sein Leben hat? Leicht sagt man so etwas... Für die Person kann es sich immer wieder aufs neue im Gedächtnis ereignen - von anderen Umständen, die man nicht kennt, abgesehen.
Am schönsten ist natürlich kairos im Sinne "ein glücklicher Zufall", "ein gar nicht erwartetes, schönes Ereignis". Man muss immer hoffen, dass so ein Ereignis auch uns mal begegnet. :)
Und philosphieren - mögen es mir die Damen vergeben, was ich jetzt behaupte - das können die Männer besser. Einfach bedingt: Nach der Jagt hatten sie Zeit, an Abstrakta zu denken, wo die Frauen ja zu tun bei der Beute hatten, ganz konkret. ;)
Mit lieben Grüßen
Christine
@Christine62laechel
Liebe Christine,
den letzten Absatz deines Kommentars in die heutige Zeit mit hinüber zu nehmen, würde ich in Frage stellen. Es ist auch unerheblich für mich.
Verstand, Intelligenz gepaart mit Klugheit ist durchaus gestreut, meine ich zu behaupten und dies nicht nur im Kreise der maskulinen Art.
Alles andere hat mir sehr gut gefallen in deinem Blog. Habe ich sehr gern gelesen.
Ein entspanntes Wochenende wünscht dir verbunden mit lieben Grüßen von
indeed
@indeed
Liebe Indeed,
dass der letzte Absatz meines Kommentars nicht ganz ernst gemeint ist, habe ich mit dem Zeichen ";)" betont, obwohl es eine solche Theorie, die Unterschiede zwischen Frauen und Männer zu erläutern versucht, gegeben hat, und vielleicht gilt sie noch, im gewissen Grade wenigstens.
Ich glaube, Recht hat die Brigitte, wenn sie meint, dass Frauen und Männer einfach anders philosophieren. Ich bin auch der Meinung, dass sich Männer und Frauen in vielen Aspekten unterscheiden - und das gefällt mir. Und da bin ich gewiss nicht die Einzige, die diese Unterschiede mag, ohne das eine oder das andere Geschlecht für "besser" zu halten.
Danke schön für deine Aufmerksamkeit, liebe Indeed; es freut mich, dass dir mein Eintrag gefallen hat.
Mit herzlichen Grüßen
Christine
@indeed
Vielleicht, liebe Ingrid und liebe Christine könnte man sich darauf einigen, dass Frauen anders philosophieren 😉.
Herzliche Grüße und einen schönen Sonntag
Brigitte
Goethe als Prometheus zu Zeus:
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?
Objektiv gesehen ist die Zeit ein physikalischer Begriff, relativ zur Masse und Lichtgeschwindigkeit (die immer gleich bleibt). Ihr Pfeil krümmt sich zur Masse und schafft unterschiedliche Zeitverläufe.
Subjektiv gesehen ist die Zeit die Taktung in der Summe der Veränderungen in unserem Bewusstsein. Der Zeitpunkt gestattet uns, etwas greifbar zu machen, die Zukunft erlaubt uns eine Projektion unserer Bewusstseinserfahrungen.
Gesellschaftlich ist die Zeit ein Ordnungsbegriff, ohne den wir nicht auskommen.
Gute Zeit !
Manfred