Betroffenheit
Gitta, die Frau eines Arbeitskollegen war ganz plötzlich an einem Blutgerinnsel verstorben. Ich hatte sie auf Betriebsausflügen und anderen kleinen Festlichkeiten kennengelernt. Sie war das, was man eine patente, mit beiden Füßen fest im Leben stehende Frau nennt. Egon, mein Kollege, erzählte hin und wieder von ihr oder von den inzwischen erwachsenen zwei Kindern. Alles in allem führten sie wohl eine gute ausgeglichene Ehe. Ihr plötzlicher Tod war für Egon ein harter Schlag, aber seine Kinder, besonders die verheiratete Tochter, die in seiner Nähe wohnte, taten alles, um ihren Vater das Leben zu erleichtern. Ich wurde dann in einer anderen Abteilung gebraucht und traf Egon nur noch selten – unser Verhältnis war übrigens nie über ein kollegial freundschaftliches hinausgegangen, aber ganz ohne Zweifel mochten wir uns. Ein viertel Jahr war vorüber, da traf ich im Kaufhof zufällig Egons Tochter und lud sie zu einem Kaffee ein. Wir plauderten und sie erzählte ganz beiläufig, dass ihr Papa eine neue Partnerin hätte, bei der er inzwischen wohne und dass dies für ihn und alle die beste Lösung sei. 
Ich war betroffen und jetzt beim Schreiben dieser Zeilen bin ich es wieder, obwohl mich das alles gar nichts angeht und vielleicht sogar gut und richtig ist.

Diese Mini veröffentlichte ich in einem Literatur-Podium und war  über die dann doch sehr zahlreichen Meinungen um ein weiteres Mal betroffen.

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Kommentare (15)

wolke07

Die beiden Töchter waren bereits verheiratet----das Alter des Vaters ist unbekannt?vielleicht war es ihm auch wichtig,dass er an das Alter dachte und nicht allein sein wollte,wie auch immer---
Mein Mann,war mit 2 kleinen Kindern allein als die Mutter verstarb.
Er suchte auch schnell wieder jemand und fand eine Frau,die keine Kinder hatte.
Doch auch diese Frau hatte Krebs wie seine erste Frau und was nun---das Leben musste weitergehen---nicht nur die Kinder brauchten eine Mutter auch  in seinem Geschäft war er allein---
Trotz schlimmer Trauer,lernte ich diesen Mann kennen und die Kinder und wir heirateten auch gleich.
Man muss die Umstände sehen und nicht schlecht von so einem Menschen reden---das ist nun meine Meinung----

ehemaliges Mitglied

Da kann die Liebe ja nicht allzugroß gewesen sein. 

Und die neue Frau an seiner Seite tut mir auch leid, denn wirklich lieben, tut Er die doch wohl auch nicht, oder wie erklärt sich sonst der Spruch der Tochter : " dass dies für ihn und alle die beste Lösung sei" 

Die Beste Lösung ist das auf jeden Fall für die Kinder, denn die müssen sich ja nun nicht mehr um ihren alten Vater kümmern.

Das alles klingt für mich ziemlich herzlos und egoistisch.




 

ehemaliges Mitglied

JEDER kann - und soll - nach seiner Fasson leben.
Ich halte es dennoch für elementar WICHTIG, das man der (seiner) TRAUER erst mal Raum gibt,und sich nicht gleich in die nächste Beziehung stürzt. 



 

Seija

Eine neue Beziehung heißt doch nicht, dass man den verstorbenen Partner nicht geliebt hat.
Wie singt H. Grönemeyer so schön: "Ich trag dich in meinem Herzen, bis der letzte Vorhang fällt!"
Ich kenne persönlich zwei Männer, die sehr schnell wieder eine neue Beziehung hatten, später auch wieder geheiratet haben. Beide habe ihre verstorbenen Frauen nicht vergessen, leben aber jetzt in einer liebevollen neuen Beziehung und das nun schon einige Jahre. Sie sind wieder glücklich geworden. Das freut auch ihre Kinder.
Seija
 

HeCaro

Flucht vor der Trauer, Flucht vor dem Alleine sein.  Vielleicht auch Angst vor der (Über) Forderung,
im Alltag, die Aufgaben des Partners nun auch übernehmen zu müssen. Manche können mit sich
nichts anfangen und stürzen sich deshalb Hals über Kopf in eine neue Verbindung. Im  Prinzip spricht auch nichts gegen eine neue  Beziehung  aber erst nach der Trauerzeit und nachdem man einen innerlichen Abstand gewonnen hat. Sonst sind weder Kopf noch Herz frei. 

Liebe Grüße
Carola 


 

HeCaro

Das sehe ich genau so.  
LG Carola 

Willy

Es ist ja eine persönliche Geschichte und dass mein ehemaliger Kollege, so schnell bei einer neuen PEs ist ja eine persönliche Geschichte und dass mein ehemaliger Kollege, so schnell bei einer neuen Partnerin einzog, konnte ich nicht nachvollziehen.
Egal warum er es tat oder meinte tun zu müssen, für mich irgendwie herzlos und egoistisch gehandelt.artnerin einzog, konnte ich nicht nachvollziehen.
Egal warum er es tat oder meinte tun zu müssen, für mich irgendwie herzlos und egoistisch gehandelt.
LG
Willy

Seija

Ich gehöre zu denen, die das Verhalten des Ehemannes vollkommen in Ordnung finden. Es gibt Menschen, die können einfach nicht alleine sein. Wenn man zueinander findet und sich gegenseitig stützt - warum nicht.Ob es die neue große Liebe ist oder eine gute Kameradschaft ist doch egal. Hautsache man tut sich gut. Wichtig ist, wass der Ehemann seiner Frau zu Lebenzeiten war - nur das zählt.
Seija

Willy

Letztlich ist das ja auch ausschließlich die Angelegenheit des Ehemannes. Eine Meinung dazu haben, kann man natürlich. Nur noch soviel; ich bin davon überzeugt, dass ich mich niemals so wie dieser Mann verhalten hätte.
Gruß
W.
 

Christine62laechel

Manchmal fehlt mir eine solche Option, dass man auch einem Kommentar ein Herzchen schenkt. Nicht wahr? Oder einer Antwort darauf.

   Zu dem Fall hier: Ich würde nicht ausschliessen, dass der Tod der Ehefrau ein so schwieriges Erlebnis für den Mann war, dass er fast schon zu tun versuchte, als ob nichts passiert; er konnte nicht imstande sein, den Schmerz zu ertragen. Ich bin keine Psychologin, finde es aber möglich. Das nennt man "keinen Kontakt mit eigenen Emotionen". Als Abwehr.

Mit Grüßen
Christine

Willy

Eine interessante Variante und wer kann schon in die Seele anderer Menschen hineinschauen. 
LG
Willy

ehemaliges Mitglied

Die beste Lösung? Das hört sich aber nicht nach einer neuen großen Liebe an.
Na ja, für die erwachsenen Kinder vielleicht, sie brauchen sich dann nicht mehr mit ihrem Vater zu beschäftigen. Traurig finde ich das.
Kann sich eine  beste Lösung zu einer neuen Liebe entwickeln?
Ich weiß es nicht...
LG Elbstromerin

Willy

Neue Liebe oder Zweckgemeinschaft; man tu seiner verstorbenen Frau wenig Ehre an, wenn man schon nach einem Vierteljahr bei einer Neuen lebt.
Übrigens fanden die meisten meiner damalige Leser, das Verhalten des Mannes vollkommen in Ordnung.
LG
Willy

Manfred36

Der zweite Mann meiner Schwiegermutter (der Erste war an MS früh vertorben) erkrankte im Alter schwer. Sie nahm indes nur Notiz davon, wenn es ums Rumerzählen ging und hing fast den ganzen Tag bei irgendwelchen Leuten. Ich schickte wenn es irgend ging die Kinder zu ihm, die er als "richtige" Enkel liebte und die ihn auf ihre Weise verstanden. Als er verstorben war, wahrte sie indes das "Trauerjahr" in Schwarz, schwelgte in "ihrem Leid" und rührte keinen Finger mehr. Auch eine Komponente.

Willy

Partnerverlust - da kommt eben jeder anders damit zurecht oder auch nicht.
Dir frohe Tage und 
b.G.
W.


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