ausserhalb meines Elfenbeinturmes

Ja - mein Domizil ist, wenn auch nur zeitweise,
so ein allbekanntes Türmchen.
Nein - gewiss nicht : Made in China,
sondern erbaut aus Mondgestein
Nein - mein Name lautet nicht : Rapunzel
wohl eher : Frau Runzel!
Unvermeidlich - leider -
wenn man, wie ich, die 30 so"leicht"überschritten hat!

Aber, in den Tagen des November
verwaist dieses kleine Refugium,
dann werden all meine Trikkotinos -
und was sich noch im Laufe des Jahres ansammelte,
mit auf die Reise ins Land des Advent genommen.
Begegnungen erwartend -
Wiedersehen erhoffend -
und sie ziehen an mir vorüber -
nehmen mein Lächeln mit sich fort -
manche wiederspiegeln es in ihren Augen -
zeitweise auch ein kleines Gespräch
am Rande des Menschenstromes -
Begegnungen der flüchtigen Art,
welche nur sehr selten Spuren hinterlassen -
bis auf die eine, kleine, unvergessene.

Die Müdigkeit des Tages
macht sich bemerkbar,
zurückgelehnt - einen Kaffee genießend,
bin ich : stiller Beobachter :
Unter der großen Tanne - gleich neben dem Eingang,
hockt ein kleines Mädchen -
vielleicht 3 oder 3 1/2 Jahre alt -
ist bedachtsam beschäftigt,
etwas auf dem Boden liegendes
in seine Händchen zu sammeln.
Seine Großeltern,
sich mit einem Aussteller unterhaltend,
schauen nach einer Weile herab zu dem Kind.
Schimpfend, die Großmutter :
"Tu das weg!!! Das ist ja ganz schmutzig"!!!
Langsam richtet sich das Kind auf -
seine Augen - groß vor den unbegreiflichen Worten -
schaut auf seine kleine, geöffnete Hand -
darin unzählige weiche, winzige Nadeln des Riesenbaumes
ein Schatz für dieses Kind -
vielleicht das erste bewusste Erleben
der Weihnachtszeit, still für sich -
abgewandt vom Menschenstrom ringsumher -

Die kleine Gestalt
dieses Kindes
hat sich mir eingeprägt -
als eine sehr bewegende Begegnung
zwischen 20 000 anderen,
deren ich mich nur vage erinnere.

selena

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Kommentare (4)

selena liebe Argapantus.
Kinder, wenn man sie nicht so vollkommen verbiegen -
und unseren Lebensformen unterordnen würde,
hätten die Gabe,
unserer Welt ein lebensbejahendes Gesicht zu geben.

Aber, wir lassen sie nicht : Kinder sein - in dieser Welt.

Deine selena
Argapantus Diese Begebenheit sagt sehr viel
über die unverdorbene Kinderseele
und die Entfremdung des Stadtmenschen,
von den natürlichen Ressourcen.

Dazu gefällt mir dieses Gedicht von Goethe;

Wer wäre imstande,von der Fülle der
Kindheit würdig zu sprechen!
Wir können die kleinen Geschöpfe,
die vor uns herumwandeln,
nicht anders als mit Vergnügen,
ja mit Bewunderung ansehen.

Mit lieben Grüßen
Argapantus
selena können wir so oft beobachten -
mangelndes Einfühlungsvermögen -
nur das eigene Denken und Handeln als richtig erachten -
die altbekannte Situation :
Das Kind und der geplatzte Luftballon - das Kind weint -
der Vater ist genervt : Komm, wir kaufen einen neuen! (Damit endlich Ruhe ist!)
Das Kind möcht aber getröstet werden vom Vater - nicht abgespeist -
es sind immer wieder diese unverzichtbaren drei Z -
die jedes Kind dringender braucht, als Vaters Brieftasche.
Was aus dem kleinen Mädchen wurde?
Wenn ich die Situation richtig einschätzte :
Es wurde ihm irgendein Glitzerding als Ersatz gekauft ...leider.
Ein Abendgruß von mir für Dich.
selena
indeed Diese Momentaufnahme sind kleine Glücksmomente. DU hast das Kind verstanden und hast mit seinen Augen gesehen. Die Reaktion der Großeltern gibt ein Beispiel darüber, wie man so etwas kaputt machen kann. Ein winziger unüberlegter Augenblick kann die Sichtweite verändern.
Mit lieben Gruß
Ingrid

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