Auf der Straße nach Norden mit der Sonne als Ziel - Etappe 9 / 17. Juni 2023 Karesuando - Kautokeino
Um 19 Uhr wurden wir in ein Samenzelt, das auf dem Campingplatz steht, zu einer Tasse Kaffee eingeladen. Es gab eine Geschmacksprobe von getrocknetem Rentierfleisch und eine kleine Waffel mit Maulbeerenkonfitüre. Maulbeeren sind gelbe Beeren, die wie Blaubeeren oder Preiselbeeren wachsen. Sie wachsen nur hier oben im Norden und sind sehr gesund und auch sehr teuer. Im schwedischen heißen sie Hjortron.
Und das sind Hjortronbeeren auf der Waffel.
Und auch wenn die meisten Gäste die Campingplätze nur als Durchgangslager benutzen, so ist das doch eine gute Gelegenheit, die anderen Gäste etwas kennen zu lernen.
Die meisten, die man auf den Reisen generell hier im Norden trifft, sind Deutsche, Holländer und Schweizer. Und wenn man über den Polarkreis gekommen ist, dann will man weiter zum Nordkap oder man kommt von dort.Interessant ist, dass die, die schon mal dort waren dann sagen, "naja, man war mal dort, aber noch einmal muss ich nicht da hin. Man erwartet etwas spektakuläres, aber das ist es nicht. Und wer außerhalb von Skandinavien kennt schon die Varanger-Halbinsel ganz im Norden von Norwegen, an der russischen Grenze. Oder Kautokeino, Gildetun (eine meiner Favoritstellen hier oben) oder Røst, die letzte Insel der Lofoten, wo auch kaum ein Tourist hin kommt, weil man da eine Fähre hin nehmen muss.. Und dann auch noch die fragenden Augen der anderen, wenn man erzählt, wo man war. Nordkap, das klingt nach exotisch, da muss man auch mal hin, sagen dann die neidischen Augen der anderen.
Ich höre manchmal, dass ich beneidet werde, aber warum eigentlich. Schaut Euch mal in der eigenen Heimat um, da gibt es so vieles, was Ihr als normal betrachtet, was aber für andere ganz toll ist. Ihr werdet auch beneidet - um Eure Heimat.
Am 18. Juni bleiben wir noch in Kautokeino. Warum wir überhaupt hier hin wollten, hat mit unserer ersten Wohnwagenreise 2009 zu tun. Da trafen wir an der Westküste Norwegens, ungefähr in der gleichen Höhe wie Kautokeino aber doch kilometermässig weit auseinander, weil Gebirgsketten kein dichtes Straßennetz zulassen, einen alten Samen. Er hatte ein Zelt dort und verkaufte Souvenirs, alles Handarbeit, an die Touristen. Wir durften ihn fotografieren und das Bild hat in A3-Größe lange bei uns im Haus gehangen. Der erzählte uns, dass er im Winter in Kautokeino lebt. Leider hatten wir keinen Namen von ihm und wir hätten ihn auch nicht wieder erkannt, wenn wir ihn hier getroffen hätten. Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr. Aber diese Begegnung war der Grund, warum ich nach Kautokeino wollte. Und es hat sich gelohnt.
Die Silberschmiede liegt etwas abseits der Straße, aber ein Besuch lohnt sich absolut. Es war Sonntag, aber die Ausstellung, in die man kostenlos hinein darf, hat auch sonntags geöffnet. Wenn ich Ausstellung schreibe, dann sollte man trotzdem wissen, dass man vieles auch kaufen kann. Und man kann nicht nur samischen Silberschmuck bewundern, es ist ein Eintauchen in die samische Kunst und Kultur.
Die beiden Mädchen in der samischen Tracht von Kautokeino waren dort ebenfalls Besucher. Das linke Mädchen war vom Campingplatz und kam aus Karasjok. Mir wurde erklärt, dass man das an den unteren Rändern der Trachten erkennen kann. Ich habe es einfach nur geglaubt.
In Kautokeino hatten wir wieder fantastische Möglichkeiten, die Mitternachtssonne zu sehen.
Die beiden Bilder wurden in zwei unterschiedlichen, aufeinanderfolgenden Nächten von zwei unterschiedlichen Stellen in Kautokeino aufgenommen. Es war jeweils der tiefste Stand der Sonne an diesem Tag.
Kommentare (4)
Es freut mich sehr, liebe Gitti, dass es mit deinem Reisebericht weitergeht. Mit großen Interesse habe ich gelesen, was du schreibst. Was sind das für schöne und prächtige Trachten. Ich musste daran denken, wie lange es wohl braucht um sie herzustellen mit diesen vielen Details. Das Interessante an einer Reise ist nicht immer nur die Landschaft, sondern auch die Begegnungen mit den Menschen, die dort leben, ja die so ganz anders leben als man selbst. Danke für deinen Bericht und liebe Grüße von
Roxanna
@Roxanna Ich bin gerade dabei, alles zu vervollständigen, was ich bisher nicht geschafft habe. Die Zeit reicht einach nicht.
@Gitti Schweden
Solange du auf Reisen bist, liebe Gitti, ist doch die Reise erstmal das Wichtigste. Lass dir doch einfach Zeit und mache dir keinen Druck. Du kannst ja auch noch ergänzen, wenn du wieder zuhause bist.
Weiter gute Reise und liebe Grüße
Brigitte
Liebe Gitti Schweden,
Ich möchte mich gerne den Aussagen von Roxanna anschliessen. Geniesse doch noch Eure Reise in aller Ruhe bis du wieder zu Hause bist. Dort findest du dann deine Zeit, um den Reisebericht zu ergänzen.
Wir sind dann alle sehr gespannt und freuen uns, was du noch alles zu erzählen hast.
Bis dahin gute Reise und
herzliche Grüsse in die Ferne von
Jutta