Anstatt Blumen

„Anstatt Blumen ...“, schriebst du.

Nun steh’ ich da. Wie es ausgesehen hätte, hättest du mir Blumen geschenkt, kann ich mir vorstellen. Aber wie soll ich mir vorstellen, keine Blumen von dir zu kriegen?

Weißt du, ich seh’ dich ankommen mit deinem bunten Blumenstrauss. Voll ist er. Alle möglichen Farben finden sich in ihm wieder, und einen wunderbaren Duft nach Frühling trägt er mit sich. Eigentlich ist er ein bisschen zu groß für dich. Und eigentlich auch zu groß für mich. Aber er musste wohl so sein, das seh’ ich dir an. Dein Herz scheint überzulaufen vor Freude, und du hast dich mal wieder nicht bremsen können beim Aussuchen der Blumen. Und jetzt stehst du nicht mit ihm vor mir und siehst mich über ihn und durch die Gräser, die aus ihm herausragen, mit strahlenden Augen an.

Ich sehe dass du lachst, obwohl dein Mund fast verborgen ist von diesem großen Blumenstrauß. Deine Augen lachen mit – voller Lebenslust und Freude. Aber klitzekleine Momente gibt’s in diesem Moment, in denen du mädchenhaft-verschämt guckst. Dann etwas kokett, frech. Und dann wieder lebendig, fröhlich ...

Mit beiden Händen trägst du das Gebinde. Ich weiß, dass sie kurz vorher noch den Strauß geordnet haben, ihn mit den Handflächen gerichtet und hier und da an ihm herumgezupft haben und dass du ein wenig warm versunken warst dabei. Dann hast du ihn gegen den Himmel gehalten, und er war gut. Haargenau so, wie du ihn haben wolltest, um ein schönes Geschenk zu machen.

Und den hab’ ich nicht gekriegt.

Aber gekriegt hab’ ich das Bild. Dein Bild. Deine Augen, deine Hände. Ich nehm’s gern, dieses Bild. Und ich behalt’s.

Anstatt Blumen ...
 


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