Als die Innenstadt brannte


Als die Innenstadt brannte

"Mama schau da fallen Bonbon aus den Flugzeugen " und es entstanden große Christbäume. " Mama ist Weihnachten ? ".

"Renn Kind, renn in den Keller schnell, schnell "....

Dann machte es BUM BUM auch in meinem Kinderkopf.

Großalarm über unsere Stadt. ( 100 Luftminen, 1000 Sprengbomben, 17000 Phosphor-
kanister, 122 000 Stabbrandbomben - Zahlen offiziell aus entsprechenden Material )

Das zerstörte unsere Stadt, es war ein furchtbarer Anblick. " Da schau Mama, Kaputt!"
"Nu halt endlich Deinen Mund, geh zru Oma " Tja und Oma hielt mich.

Aber nicht lange, denn die Nazi-Regierung schickte alle Mütter m,it kleinen Kindern
aufs Land zu Bauern, die dafür bezahlt wurden.
Wir kamen nach Schlesien. Die Bäuerin war lieb, hatte selbst 3 Söhne. Es gefiel
mir dort sehr. Wir lebten friedlich zusammen - bis ja der Horizont brannte.
Es war die Front, alle hatten Angst. 
"Schnell schnell, die Russen kommen. "    Wir verließen unser Paradies und flohen
Richtung Westen. Allerdings nicht auf den Landstraßen, die wurden bombadiert.
Es ging bei Minus 20 Grad durch die Schlesischen Wälder. Die Bäuerin 
führte uns, nachts fanden wir Heuschober, verlassene Schulen oder Ställe
zum Übernachten.

HURRA, ich lebe noch und muss zusehen, wie der Krieg in der Ukraine seine
Kinder frisst.

Distel1fink7

 


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Kommentare (6)

ehemaliges Mitglied

Ich war mit meiner Abschlussklasse 1962 nach Berlin gefahren, wo wir auch die zerstörte Restkirche, die als Mahnmal erhalten blieb, zu sehen bekamen. Zu der Zeit war es noch eine "Kann-Frage", wer die Fahrt nach Ostberlin mitmachen wollte oder nicht. Ich hatte für mich starke Bedenken, denn es kursierte das Gerücht, dass beim Grenzübergang die Pässe natürlich kontrolliert wurden und es könne vorkommen, dass Jemand mit "verdächtigem Namen" aus dem Zug herausgenommen werden konnte. Da mein Stiefbruder noch den Namen Wischnewski trug, noch nicht adoptiert war, hatten sich wirre Ängste in meinem Kopf breit gemacht. Ich fuhr deshalb nicht mit nach Ostberlin herein. Wer wusste denn damals, was für kuriose Gerüchte die "Vopos" aufmerken lassen würde?

In Kriegszeiten flüchteten die Menschen auf's Land, meine Mutter wurde 1944 in den das Münsterland begrenzenden Teutoburger Wald verschickt, wo ich in einem Ortsteil von Holzminden auf die Welt kam. Mein späterer Stiefbruder kam in Tecklenburg zur Welt. Aber wir durften dennoch in der Heimatstadt unserer Eltern, in Münster, aufwachsen. Das Gefühl, Münsteraner/in zu sein, hat sich auch nie verflüchtigt, obwohl ich gut 20 Jahre später meinem Mann von Berufs wegen ins Osnabrücker Land folgte.

Aus Gesundheitsgründen musste meine Tochter mit 13 Jahren am Rücken operiert werden, bekam dabei aber Blutkonserven einer Diabetiker/in, was sie auch an Diabetes erkranken ließ. Sie hatte daher später Schwierigkeiten, eine Ausbildungsstelle, in der man auf ihre nun erforderlichen gesundheitlichen Bedingungen (Diabetes und operierte Wirbelsäule) eingehen musste, zu finden. Diese ganze Geschichte sorgte dafür, dass wir Zwei, meiine Tochter und ich, heute nahe Bremen zuhause sind - und uns hier sehr wohl fühlen.

Das Leben geht halt manchmal seltsame Wege!

Was der Krieg so "nach sich zog", das zeigte sich oft erst später. Weiß ich doch, dass mein Großvater im 2. Weltkrieg nahe Paris in Gefangenschaft geriet, aber sich offensichtlich nicht sehr kämpferisch gezeigt hatte. Er schickte aus der französischen Gefangenschaft selbst gezeichnete Postkarten seiner Clara und seiner Schwester Finchen. Er war ja nicht nur beruflich Maler, sondern auch privat Kunstmaler. Dass die Franzosen ihm diese Freiheit zugestanden, kann ich eigentlich nur seinem Wesen zuschreiben. Er sah stets in Jedem eben "nur" einen Menschen, nicht den Feind oder Konkurrenten ... und wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus.

Ich fürchte, heute war ich recht "sprunghaft" gedanklich unterwegs. Man könnte jeden Absatz für eine eigene Geschichte nutzen ... Entschuldigung!

Distel1fink7

Danke für Eure Kommentare !
Es gibt also noch Menschen, die sich vorstellen können,
was dieser Krieg für uns alle bedeutet und noch viel mehr
Bedeutung bekommen könnte.


" Michel, warum weinest Du, weinest Du so sehr "
(Altes Lied gut, stimmt melancholisch, hat mittlerweile
nichts an Gültigkeit verloren )

Nochmals ein Danke an Euch alle - wir Kriegsablehner
Distel1fin7 Renate

Maslina

Ich habe den Krieg und unsere Flucht nicht bewußt erlebt, aber ich bekomme immer noch eine Gänsehaut wenn ich einen Probealarm höre.

ehemaliges Mitglied

Danke fürs Teilen!
Es soll nicht vergessen werden. 


liebe Grüße
WurzelFluegel

Pan

b&w_210.jpgAlle Katastrophen der Welt, die der Mensch hervorruft, wiederholen sich wieder und immer wieder. Der Krieg in Deutschland hat seine Kinder gefressen, der Krieg in der Ukraine frisst auch seine Nachkommen. Die Schuld daran aber haben immer die "Anderen"! Und auch diese Anderen erleiden das Gleiche. 
Wir Menschen des 21. Jahrhunderts fressen uns nicht mehr. Wir schlachten uns nur noch - als Beispiel für die Geschichte.

meint mit Gruß
Horst

Syrdal

@Pan

Ist es ein „Beispiel für die Geschichte“?  Und wenn, dann vielleicht das letzte, denn es könnte durchaus geschehen, dass die Geschichte der Menschheit nun "(ver)strahlend" endet… und damit zugleich jedes Beispiel...

...überlegt mit unguter Ahnung
Syrdal 


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