1994 bei der ersten Heimfahrt nach Langendorf ehem. Ostpreußen, nun Rußland


Heimafahrt nach Langendorf , Wiedersehen mit dem Elternhaus,
nach 50 Jahren

Soeben die Augen noch trunken vor Glück
schau ich in die Ferne und wieder zurück
auf den Wiesen wogt das sanfte Grün
worüber die jungen Störche ziehn

ganz winzig nah am Himmelsrand
hab ich gerade mein Dorf erkannt
wie klein sind die Häuschen zwischen den Bäumen
so sah ich dich vor mir in all meinen Träumen

du altes Herz was klopfst du so
noch eben jede Faser froh
will mich Entsetzen nieder zwingen
ich muss um meine Fassung ringen

Ställe, Gärten,Zäune Türen
Trümmer Fetzen mit Geschwüren
sind die Wände übersät
Trautsterchen, du kommst zu spät

klagend schaut mich alles an
packt hier niemand etwas an
nun zittert die sonst starke Hand
ich habe gerade mein Haus erkannt

und höre ich recht so sprechen zu mir
die bröckelnden Wände die schiefe Tür
die Nesseln und Melde wachsen herein
warum mein Kind trittst du nicht ein

dein Vater und Mutter die putzten mich raus
und das Feuer ging im Ofen nicht aus
nun seh ich an dir all die Spuren der Zeit
nicht lange dann ists mit uns beiden so weit

ich kann dir nicht helfen ich muss wieder gehn
denn es ist in den Jahren zu vieles Geschehn
ich steh in den Nessel und spüre sie nicht
die Tränen sie laufen auf meinem Gesicht

selbst die Hände gehorchen dem Willen nicht mehr
ein Freund macht ein Foto
ich kann es nicht mehr

ich komme ja wieder,ich kehr oft zurück
ich fand in der Fremde ein ganz kleines Glück
das lässt tief im Herzen für dich einen Platz
meine Heimat, mein Dörfchen, mein Häuschen,mein Schatz

Traute
Traute 2(Traute)



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Kommentare (13)

Ela48 wehmütig habe ich Deine Zeilen gelesen..
Ich komme nicht aus Deiner Heimat, meine Mutter und meine Großeltern aber aus dem Sudetenland.
Nie konnte ich so ganz verstehen, warum dieses Band "Heimat" so eng mit ihr verbunden war.
Erst als ich älter wurde, verstand ich es.
Wenn meine Mutter noch leben würde, könnte ich mich heutzutage besser mit ihr verständigen, weil die Sprache und die Verbundenheit das Gefühl wäre.
Einmal haben wir mit den Kindern- so waren noch sehr jung- die Heimat meiner Mutter besucht.
Karlsbad, Marienbad, Bleistadt.
Mecklenburg-Vorpommern war eine wunderschöne Reise in Deine Richtung?
liebe Grüße, Traute und DANKE!
Traute diese Emotionen scheinen ein bisschen mit dem schwermütigen
Charakter zusammen weitergegeben werden, an die nächsten Generationen. Das ist nicht im nu vergessen.Die Ostpreußen waren ein bodenständiges Völkchen, die der Natur jede Ernte schwer abringen mussten und doch wurden sie trotz der harten, langen Winter die Kornkammer Deutschland.
Sie nahmen alles wie es ist und machten das Beste daraus.
Wenn Du Deinen Vater beschreibst, dann sieht man, dass auch er an seiner Heimat hing. Wie viel Schweiß ist da in die Erde getropft.
Es gab ein Lied, das sang meine Mutter immer aus voller Brust;
es dunkelt schon in der Heide, nach Hause lasst uns gehn, wir haben das Korn geschnitten mit unserem blanken
Schwert...
Arbeit Heimat und Familie, waren das was wichtig war.
Mit freundlichem Dank,
Traute
Traute 2(Traute)


immergruen die Sehnsucht schon. Ich selbst bin nicht in Ostpreussen geboren, aber mein Vater stammt da her. Seine Erzählungen waren so deutlich und emotional, dass ich sie auch heute, fast 50 Jahre nach seinem Tod nicht vergessen habe. Irgendwie spüre ich das Wesen dieser Landschaft in mir und Deine Trauer macht mir das nur noch einmal deutlicher.
Gruß von immergruen
Traute Das freut mich und ich bin sicher Du bereust es auch nicht.
Für mich wurde es leichter, als ich es mir "von der Seele reden konnte".
Wie viele Landsleute und deren Verwandte doch schon im ST sind.
Es sind wohl 15 Millionen Vertriebener, insgesamt.
Wobei der Teil in Ostpreußen, wohl am meisten abbekommen hat.
Memel ist wunderschön schwermütige Romantisch und die Kurische Nehrung ist so zauberhaft, wie sich kein Mensch das ausdenken kann.
Ich war nur auf der russischen Seite, bis Rositten wo die erste Vogelwarte der Welt? errichtet worden war. Die Russen betreiben sie noch mit riesigen Reusen in der Luft fangen sie die Wandervögel von der Vogelfluglinie.
Ich freue mich schon auf Dein Urteil nach dem Lesen,
mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute
caya Liebe Traute,
ich glaube, dass dein Buch für mich ein sehr wichtiges Buch sein wir..... ich habe es gerade bestellt, es soll am 14. Nov. kommen, ich freue mich darauf.

Das Schicksal war gnädig mit mir, denn meine Mutter und mein kleinerer Bruder sind rechtzeitig evakuiert worden, sodass uns die schlimmeste Greuel erspart geblieben sind. Mein Vater war an der Front. Zwei Mal haben wir Kinder meine Mutti unterwegs verloren, aber immer ist es glücklich ausgegangen.

Von den Wolfskindern habe ich schon mit Erschütterung gehört, aber irgendwie wollte ich mich nicht näher einlassen, zu grauenvoll das Geschehen.

Nun jedoch ist das anders....eine Zeitzeugin berichtet, Du!

Ich war vor 4 Jahren zum ersten Mal in Memel, wo ich geboren bin, es war wirklich wie nach Hause kommen!

Die innere Bewegung ist erschütternd.
Die Dünen, der Sand, die Luft .... Heimat.

Caya


sarahkatja Deine Verfassung, damals, nach dem Wiedersehen der Heimat und Deines Elternhauses nach 50 Jahren, kann ich gut verstehen.
Es tut weh.
Doch est ist gut, dass Du auch an die Anderen und ihr Schicksal denkst, denn was haben diese Menschen unter
deutscher und auch unter russischer Herrschaft alles erleiden müssen.

Gruß von Sarahkatja
Traute Du hast das Herz auf dem rechten Fleck. Ja es war das Schlimme, dass dort die behütete Kindheit der Krieg der Verlust der Mutter, der Geschwister und die eigenen Erlebnisse zusammentrafen. Darum ist das Haus so Emotionsgeladen, dort wurde der Himmel zur Hölle.
Das Bild ist 2005 gemacht,der Fotograf und seine Frau sind aus Gera Thüringen. Er ist auch ein Ostpreußisches Waisenkind.
Als wir das Haus aufsuchten, wo seine Mutter starb, war er plötzlich geschrumpft, irgendwie kleiner geworden. Er weinte nicht, aber es sah aus als wollte er er zusammen rutschen..
Danke für Deinen rührenden Beitrag.
Im neuen Buch ist das Gedicht mit drin.
Mit lieben Frundinnegrüßen,
Traute
Traute 2(Traute)


Die Kosmea weint auch
ladybird

Liebe Traute, Dein Gedicht ist einmalig und sehr berührend, auch wenn man kein Ostpreusse ist.Es geht noch tiefer, wenn man Dein Buch gelesen hat und dieses Haus schon beschrieben "kennt".Ich gehöre bereits zu Deinen Lesern und werde mir dieses Gedicht ausdrucken und in Dein Buch kleben.Durch unsere Reisen in Deine Heimat(jetz) habe ich einen kleinen Eindruck von der Landschaft und allem, was einst auch schön war, oder auch wieder aufgebaut wurde. Traue Dich weiter vorwärts, liebe Traute, herzlichst Deine ladybird
Traute ich kann Dich auch verstehen. Mir geht es aber besser wenn ich die Sachen abarbeite, darüber reden und so alltäglich machen, so weit es geht.
7 mal war ich dort. Nun wird es mir zu teuer, es sind so 1000
Euros für acht Tage.Da sind soviel arme Leute, die wollen auch Leben.Und es werden immer weniger Heimwehtouristen,leider.
Mit freundlichem heimatlichen Gruß,
Traute
PS hier ist noch ein Marjellchen, die ist auch Ostpreußen, geh mal auf ihre Seite?
Bruno32 als ich dein Gedicht gelesen habe.
Ich habe es nicht übers Herz gebracht noch einmal meine
Heimat zu besuchen.
Ich bewundere dich,dass du es geschafft hast.
Ich konnte es nicht weil ich mein Zuhause in Erinnerung behalten will, wie es früher wahr.
Danke und grüße Bruno.
Traute ja, ich habe das Leben danach angenommen und habe einen Weg gemacht.Habe hier in Sachsen(die sind wirklich herzensfreundlich) ein Zuhause gefunden und was wichtig ist meine Söhne sind ja echte Sachsen
Das Gedicht schrieb ich, nachdem ich das Dörfchen und die Schule im Nachbardorf besucht hatte. So frisch von der Leber.
Dort zerriss das Kindheitsparadies, als der Krieg uns einholte.
Ich habe keinen Groll auf die Menschen die dort wohnen, die sind genau so manipuliert worden, wie unsere Menschen.Der Frau die dort wohnte, hab ich jedes mal etwas da gelassen.
Sie ist 2005 gestorben gewesen, als ich das letzte mal dort war.War so in meinem Alter.
Millionen Menschen sind aufeinander los, mit fürchterlichen Waffen und für wen? Für einen von denen oder einen von den unseren?
Die zahlen alle drauf, die einen mit dem Leben und die Überlebenden zahlen die Wiedergutmachung.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
ehemaliges Mitglied man mag aus deinem sehr aussagefähigen Gedicht fast den Erlkönig hören. Hier in deiner wiedergefundenen Heimat hat es aber ein positives Ende - auch wenn das Haus nicht mehr das ist, was es mal war. Auch du bist eine andere geworden. Aber die Heimatgefühle bleiben immer. Sehr sehr schön.

Ganz liebe Grüße an dich und viele positive Gedanken an deine Heimat wünsche ich dir

Gerd
indeed Deine Emotionen sind verständlich. In der Erinnerung bleibt es schön und evtl. mit der Zeit auch noch schöner, weil mit Kinderaugen gesehen.
Die Realität spricht manchmal eine sehr rauhe Sprache. Habe soeben sehr mitgefühlt. Die schönen Erinnerungen aber sind fest in deinem Herzen. Niemand kann sie dir nehmen.
Du hast dein Wiedersehen mit deinem Elternhaus in der alten Heimat in Verse gepackt, die total authentisch rüber kommen.
Mit lieben Gruß
indeed

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