Streit
08. Oktober 2025
Guten Morgen allerseits!
Advent, Advent, ein Streit entbrennt.
Jetzt steht sie wieder vor der Tür, die Zeit, in der man sich im Kreise seiner Lieben bevorzugt an den Kragen geht.
„Lasst uns streiten!“, appelliert die Kommunikations-Expertin Birte Karalus. Und Streitforscher Christian Boeser: „Wir brauchen den Streit unbedingt! Privat, beruflich und gesamtgesellschaftlich!“ [1]
Naja, die Experten. Was haben sie uns nicht schon alles erzählt …
Auf einem Gebiet sind wir selbst erfahrene Experten, da macht uns keiner etwas vor. Dieses Gebiet heißt „Leben“.
Etwas, was sich in meinem Leben als besonders nutzlos erwiesen hat: mit anderen zu streiten. Früher gern praktiziert: diskutiert, debattiert, gestritten – gern auch bis in den frühen Morgen. Nächte, in denen reichlich Bier und andere geistige Getränke flossen.
„Lohnt nicht“ sagte der Änderungsschneider kürzlich, als ich ihm meine zerrissene Hose zum Reparieren übergeben wollte.
„Lohnt nicht“, ein schöner Spruch.
Als „Graurücken“, hat man so einige Anti-Streit-Strategien entwickelt.
Eine, die gut funktioniert: Auflaufen lassen.
Gedanklicher Ausgangspunkt: Wenn ich keine Lust habe, Tennis zu spielen, lege ich den Schläger weg und verlasse den Platz. Mit mir ist kein Spiel möglich, Punkt.
Daraus abgeleitet: Wenn ich keine Lust habe zu streiten, bleiben meine Streitwerkzeuge im Kasten. Ich verlasse den Platz. Da kann der Partner gar nichts machen. Mit mir ist kein Streit möglich. Punkt. Entweder sucht er sich jemanden anderen zum Streiten, oder er lässt es.
Klingt einfach, ist aber schwierig durchzuhalten. Training hilft da weiter. Gelegenheiten dazu bieten sich demnächst wieder vermehrt, in der „stillsten Zeit des Jahres“.
Die Frage „Kannst Du jeden Streit vermeiden?“ kann ich derzeit mit meinem Lieblings-Werbespruch beantworten: „Nicht immer, aber immer öfter“.
Einen schönen Tag, möglichst ohne Streit.
Herzliche Grüße
Kurt 20
[1] Darmstädter Echo, Streiten, aber richtig!, 07.10.2025, S. 22
Kommentare (10)
@Schmetterling04
08. oktober 2025
Grüß' Dich Moni,
Streitsucht, Sturheit und Intoleranz – ich glaube, wir neigen nicht dazu. Oder vielleicht nur ein Wenig, da gibt es ganz andere Kaliber.
Ab und zu ein Streit im Alltag – nicht der Rede wert. Den stecken wir doch weg. Manchmal sind solche Streitereien im Nachhinein sogar lustig. Ich kann mich erinnern, dass unsere Mutter unserem Vater einmal einen frisch geformten Kloß an den Kopf geworfen hat, nachdem er sie in der Küche „gereizt“ hatte. Dieser Vorfall sorgte jahrelang in der Familie immer wieder für Heiterkeit.
Aber: So richtig böse Streitereien, die können uns das Leben versauen. Diese versuche ich zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. Daraus mache mir einen Sport.
Da halte ich es mit dem alten Dale Carnegie, den ich immer wieder einmal zu Rate ziehe: „Der beste Weg, einen Streit zu gewinnen, ist, ihn zu vermeiden.“
Wer streiten will, der soll das tun, aber nicht mit mir.
„Die Freiheit nehm‘ ich mir“ 😉
Gute Nacht und herzliche Grüße
Kurt
Naja, mit dem "streiten" ist das so eine Sache, wie ich finde...weil ich da schon bei dem Wort eine andere Meinung habe.
Für mich sind Auseinandersetzungen ganz einfach die Darlegung (vielleicht) unterschiedlicher Meinungen.
Sie können natürlich in Streitereien münden, weil...ja weil jeder eben einen anderen Standpunkt haben kann und diesen auch äußert.
Es gibt auch Menschen, die all das bewusst meiden, Harmonie ist ihr höchstes Gut, aber wann bitteschön gibt es das schon...
Ich für meinen Teil , möchte gewisse Dinge geklärt haben, es kommt aber auch immer darauf an, was es ist.
Im privaten Bereich ist es oft schwieriger, Dinge zu klären, finde ich jedenfalls. Es ist aber auch nicht gut, unausgesprochene Schwierigkeiten/Probleme immer und immer vor sich hin zu schieben. Was nützt das...irgendwann knallt es ja doch.
Ich bin ansonsten ein Mensch, der nicht ständig die eigene Meinung lautstark vor sich her trägt, ich habe sie bei mir...wenns passt, äußere ich sie ganz einfach und ruhig.
Streit ist für mich nur eine andere Meinung zu haben...und die muss (eigentlich) auch ein Gegenüber aushalten können ...oder doch nicht...lieber Kurt...?
Im Übrigen, denke ich schon, dass Problemlösungen zum Leben gehören. Du nennst sie ganz oben "Streiten...!
Kristine
@werderanerin
08. Oktober 2025
Hallo Kristine,
ein weites Feld, das wir da betreten haben.
Streit ist nicht gleich Streit.
Ich meinte die sinnlosen Auseinandersetzungen, die zu nichts führen, noch nicht einmal mehr zu einer zünftigen Wirtshausprügelei wie in früheren Zeiten.(Nicht das ich an so etwas Gefallen fände😉, aber doch irgendwie ehrlicher als Hasstiraden in den (a)sozialen Medien).
Meinungen miteinander auszutauschen ist etwas völlig anderes. Aber hast Du nicht auch den Eindruck, diese schöne Kulturtechnik geht immer mehr verloren?
Entweder fühlt sich jemand beleidigt (gefühlt hat sich die Anzahl derjenigen, die sich beleidigt fühlen, in den letzten Jahren exponentiell erhöht hat).
Oder man findet sich schnell in irgendeine Ecke gedrängt (alter weißer Mann, Trump-Versteher oder gern auch „Nazi“).
Das muss man sich doch nicht geben, oder?
Du schreibst: „Für mich sind Auseinandersetzungen ganz einfach die Darlegung (vielleicht) unterschiedlicher Meinungen.“
Für mich auch. Das sollten wir doch pflegen.
Einen schönen Abend und
herzliche Grüße
Kurt
Ja, Kurt - heute hat sich leider, auch durch die Überflutung der sozialen Medien , dermaßen viel ins negative verändert, dass oft eben auch Verdruss hinzu kommt. Richtig.
Aber - für mich ganz persönlich kommt hinzu, dass sehr viele es ganz einfach nicht mehr "wissen", wie man sich höflich aber dennoch bestimmt artikuliert, heute wird gleich (oft ohne jegliches Wissen) drauf geschlagen..., es wird sehr viel nur nachgeplappert.
Wissen sich anzueignen, heißt nämlich auch, sich gründlich zu belesen, sich vieles anzueignen...erst dann kann man sich (vielleicht) ein Bild von Situationen machen.
Das alles und noch viel mehr ist verloren gegangen, vorgefertigte Meinungen werden konsumiert, unüberlegt oft weiter gegeben. Was soll dann hinten rauskommen...erinnert mich an "stille Post"...
Ein weites Feld, wie du sehr richtig schreibst, Kurt. Ich für meinen sehr persönlichen Teil, versuche mir Höflichkeit und Achtung vor Anderen weiterhin mein eigen zu nennen.
Ich denke nämlich, das bin ich Anderen schuldig.
Kristine
@werderanerin
09. Oktober 2025
Hallo Kristine,
„Draufschlagen“, das ist das Stichwort. Vielleicht war das in früheren Generationen ähnlich. Nur nicht so sichtbar, weil es diese furchtbaren Giftmülldeponien im Internet noch nicht gab. Aber man muss sich dort ja nicht aufhalten – hochgradige Vergiftungsgefahr für unsere Seelen.
Sich höflich und gleichzeitig bestimmt zu artikulieren, das will gelernt sein. Manchmal denke ich, wenn mir so ein jüngerer Rüpel (Rüpelin 😉) begegnet: Wer hat den/die denn erzogen? Und dann fällt mir ein: Das waren wir, unsere Generation.
Aber es gibt noch genügend andere jeden Alters, mit denen es sich gut lebt. Das ist wahrscheinlich die überwiegende Mehrheit.
Mit denen zu reden und gepflegt zu streiten, kann eine wahre Freude sein. Die anderen links liegen lassen; mit denen Umgang zu pflegen „lohnt nicht“.
Einen schönen Tag!
Herzliche Grüße
Kurt
@Kurt20
Hallo Kurt!
Gepflegt zu streiten, könnte man direkt als Gesellschaftsspiel ansehen. Die absolute Frage ist doch, geht es um existenzielle Dinge, oder um den Wunsch, der andere möge seine Meinung ändern; gelingt aber fast nie!
Ich bin im Streit aufgewachsen, täglich, aus existenziellen Sorgen, aus Abhängigkeit von der Großmutter, die zwar ein anständiger, aber kaum zu einer Freundlichkeit neigender Mensch war. All das in einer Zimmer-Küche-Kabinett-Wohnung. Keiner konnte sich zurückziehen.
Im Laufe der Jahre bin ich zu einem selbstsicheren Menschen geworden, der dann in der Ehe bei durchaus nötigen Aussprachen abgewiesen wurde mit:
Dafür habe ich keine Zeit....Zum Teil stimmte das, zum anderen Teil kann das Abtauchen viele Gründe haben, jedenfalls ist es nicht hilfreich und tut weh.
Meiner Meinung nach führen auf diese Art vermiedene Streitigkeiten zu größeren Narben und nicht selten zu Entfremdung.
Die Bewertung von Differenzen hängt intensiv mit Erlebtem zusammen.
Liebe Grüße Lydia
Guten Morgen Kurt😊
mir ist es leider schon zu oft passiert, dass ich falsch eingeschätzt wurde, eben weil ich Streit vermeiden wollte. Oft wurde es dann als Schwäche ausgelegt, oder mein Schweigen als Einverständnis hingestellt.
Irgendwann kommt dann der berühmte Tropfen, welcher das Fass zum Überlaufen bringt. Für mich stellt sich dann die Frage: Hätte hier einiges vermieden werden können, wenn ich früher aufgemuckt hätte? Denn durch mein Aufmucken wäre ein Streit entstanden.
Wichtig ist auch beim Streiten: Kein mutwilliges Verletzten, kein Schlag unter die Gürtellinie. Daran arbeite ich, es gelingt mir nicht immer, aber immer öfter😊
LG Gisela
und noch einen schönen Resttag🙋♀️
@Globetrotter
08. Oktober 2025
Guten Abend Gisela,
noch wach?
Ja, das ist eine Schwachstelle dieser Methode. Bei Ihrer Anwendung muss man ein ziemlich dickes Fell haben, was man in manchen Situationen einfach nicht hat. Aus der Haut zu fahren, spielt dem „Aggressor“ in die Hände und liefert Ihm den gesuchten Streit. Versuch gescheitert.
Deinen Einwand „Oft wurde es dann als Schwäche ausgelegt, oder mein Schweigen als Einverständnis hingestellt“ kann ich gut nachvollziehen.
Aber das ficht mich nicht an. Dagegen habe ich eine gewisse (innere) Arroganz entwickelt. Denkmodell: Die Ehre, sich mit mir streiten zu dürfen, lasse ich nur ganz wenigen, „handverlesenen“ Menschen zuteilwerden. Die anderen können mich … Sollen sie doch glauben, ich sei ein Weichei oder was auch immer. Wen stört‘s.
Aber es gibt noch schöne andere Rezepte, Streit zu vermeiden. Eines, das viel Spaß macht:
Dem/der Streitsuchenden in übertriebenem Maße zum Munde reden: „Da hast du aber sowas von recht“, „Ja, das sehe ich hundertprozentig genauso“, „Ganz deiner Meinung“, … Wenn man das ein Weile durchhält, riecht der potenzielle Aggressor den Braten und zieht sich zurück. Manchmal gelingt es damit sogar, ihn/sie richtig in Wut zu versetzen, ohne ein böses Wort. Ein schöner Nebeneffekt, der Spaß machen kann („Man gönnt sich ja sonst nichts!" 😉)
Gute Nacht und herzliche Grüße
Kurt
@Kurt20
Guten Morgen Kurt
genau so sehe ich das auch, ich streite mich nur mit Menschen die mir wichtig sind. Alle anderen sind meine Zeit nicht wert.
In diesem Sinne...einen schönen Tag (hier in den USA fängt er gerade erst an)😊
LG Gisela🙋♀️
@Kurt20
Ein Streithammel, ne damit kann ich nicht dienen. Leider bin ich zu emotional, nehme so manches Wort ziemlich persönlich, dann bin ich so wütend das mir die Argumente fehlen und ich vor lauter Frust ob meiner Sprachlosigkeit/Unfähigkeit die passenden Worte zu finden, anfange zu weinen. Selbstverständlich erst im stillen Kämmerlein und wenn die Tür geknallt hat.
Ja, ich renne weg! Leider kann mein Partner das überhaupt nicht ab und geht mir hinterher,
streitet weiter, lautstark und findet kein Ende. Falls ich dann mal „Unrecht“ habe dauert es eine Weile bis ich es einsehe und kann dann auch um Entschuldigung bitten. Ansonsten kommt mein sturer Kopp zum Vorschein und ich igle mich ein. Bin wortkarg, ja trotzig, so muss ich es zugeben, kein Charakterzug der löblich ist, weiss es selber. 😌
Streit beginnen, nur wenn eine Sache ungerecht ist und ich es absolut nicht verstehen kann, JA, dann kann ich auch mal wie HB-Männchen in die Luft schiessen. 🚀
Bin eher der ausgleichende Mensch, nur wenn man es jemand bei mir total verdorben hat,
kommt der Satz: „Ich habe fertig“ Ende, Aus, Amen. Gruss von Moni 🦋